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Black Dagger 10 - Todesfluch

Black Dagger 10 - Todesfluch

Titel: Black Dagger 10 - Todesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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«
    Während vor ihm Clarice Starling auf dem Stuhl vor Lecters Zelle Platz nahm, sehnte sich V nach Informationen über Jane. Er wollte alles über ihr Leben erfahren, von der Geburt bis zum heutigen Tag. Und zwar jetzt sofort.
    »Erzähl mir davon.«
    Jane räusperte sich, als müsste sie sich innerlich stählen, und er konnte die Parallelen zu dem Film nicht ignorieren: Er war das eingesperrte Monster und Jane die Quelle des Guten, die Einzelheiten ihres Lebens preisgab, damit das Monster sie verzehren konnte.
    Doch er brauchte dieses Wissen so dringend zum Überleben wie Blut. »Was ist geschehen, Jane?«
    »Tja, also … mein Vater war ein großer Anhänger von Haferschleim.«
    »Haferschleim?« Als sie nicht fortfuhr, drängte er. »Erzähl weiter.«
    Jane verschränkte die Arme vor der Brust und starrte
ihre Füße an. Dann sah sie ihm in die Augen. »Nur, dass wir uns hier richtig verstehen: Ich habe nur davon angefangen, damit du dann auch über das sprechen kannst, was dir passiert ist. Eine Hand wäscht die andere. Das ist, als ob man sich gegenseitig seine Narben zeigt. Du weißt schon, die aus dem Sommerlager, wo man aus dem Stockbett gefallen ist. Oder wo man sich an der Konservendose geschnitten hat, oder wo man sich selbst aus Versehen mit einem – « Sie runzelte die Stirn. »Okay, das sind alles keine so tollen Beispiele, wenn man bedenkt, wie schnell bei euch jede Verletzung abheilt. Aber du weißt schon, was ich meine.«
    V musste lächeln. »Ja, ich hab’s kapiert.«
    »Ich denke eben, das wäre nur gerecht. Wenn ich die Hose runterlasse, dann musst du auch. Einverstanden?«
    »Shit …« Andererseits wollte er wirklich mehr über sie erfahren. »Na gut, einverstanden.«
    »Also. Mein Vater und der Haferschleim. Er …«
    »Jane?«
    »Was denn?«
    »Ich mag dich. Sehr. Das musste ich schnell loswerden.«
    Sie blinzelte ein paar Mal. Dann räusperte sie sich wieder. Mann, diese zarte Röte stand ihr gut.
    »Du warst beim Haferschleim.«
    »Genau … also … wie gesagt war mein Vater ein großer Befürworter von Haferschleim. Jeden Morgen gab’s das zum Frühstück, selbst im Sommer. Meine Mutter, meine Schwester und ich würgten dieses Zeug für ihn runter, und er erwartete, dass wir unsere Schüsseln leeraßen. Dabei ließ er uns nicht aus den Augen, als würden wir Golf spielen, und er müsste aufpassen, dass wir uns keine falsche Schlaghaltung angewöhnten. Ich schwöre dir, er hat den Winkel bemessen, in dem ich meine Wirbelsäule hielt und den Löffel
zum Mund führte. Beim Abendessen hat er immer – « Sie hielt inne. »Ich komme vom Thema ab.«
    »Und ich könnte dir stundenlang zuhören, also meinetwegen musst du dich nicht zurückhalten.«
    »Tja, aber … es ist wichtig, einen Fokus zu haben.«
    »Nur, wenn man ein Mikroskop ist.«
    Sie lächelte schwach. »Zurück zum Haferschleim. Meine Schwester starb an meinem Geburtstag, in der Nacht von Freitag auf Samstag. Die Beerdigung wurde in aller Eile organisiert, da mein Vater am darauf folgenden Mittwoch zu einer wissenschaftlichen Präsentation nach Kanada flog. Später fand ich heraus, dass er den Termin für diese Präsentation an dem Tag vereinbart hatte, als Hannah tot in ihrem Bett gefunden wurde – zweifellos, um die Angelegenheit zu beschleunigen. Jedenfalls … am Tag ihrer Beerdigung stand ich morgens auf und fühlte mich schrecklich. Hundeelend. Mir war furchtbar schlecht. Hannah … Hannah war das einzig Reale in einem von oben bis unten sterilen und ordentlichen Haus gewesen. Sie war unordentlich und laut und glücklich und … ich liebte sie so sehr und konnte einfach nicht ertragen, dass man sie unter die Erde bringen wollte. Sie hätte es gehasst, so eingesperrt zu sein. Tja, meine Mutter hatte mir für die Beerdigung so ein durchgeknöpftes Kleid gekauft, natürlich in Schwarz. Das Blöde war nur, dass es mir nicht passte, als ich es an dem Morgen anziehen wollte. Es war zu klein, und ich bekam keine Luft.«
    »Was natürlich die Übelkeit noch verschlimmerte.«
    »Genau. Vor dem Frühstück musste ich zwar einige Male würgen, aber es kam nichts. Du liebe Güte, ich weiß noch, wie die beiden aussahen. Sie saßen einander gegenüber, ohne sich anzusehen. Mutter sah aus wie eine Porzellanpuppe, die die Qualitätskontrolle nicht ganz bestanden hatte – sie war geschminkt, die Haare frisiert, doch alles
war ganz leicht daneben. Der Lippenstift hatte die falsche Farbe, sie hatte das Rouge vergessen, in ihrer

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