Black Dagger 12 - Vampirträume
in seinem Inneren erkannte Phury, dass diese Kollision mit Zsadist längst überfällig gewesen war. Und dass sein Zwilling nicht ganz Unrecht hatte.
Aber er ebenfalls nicht.
Wieder schüttelte er den Kopf. »Ich finde es nicht verkehrt, um etwas Anerkennung zu bitten. Ich war mein gesamtes Leben lang in unserer Familie unsichtbar.«
Ausgedehnte Stille.
Dann stieß Z aus: »Verfluchter Mist, steig vom Kreuz runter. Jemand anderes braucht das Holz.«
Der abschätzige Tonfall fachte Phurys Zorn wieder an, und sein Arm schwang aus eigenem Antrieb hoch. Er erwischte Z mit der Faust am Kiefer, es knackte wie bei einem Baseballschläger, der einen Homerun schlägt.
Z wurde herumgewirbelt und landete auf Rhages GTO wie ein nasser Sack.
Während der Bruder sich noch aufrappelte, ging Phury in Angriffsstellung und schüttelte sich die Knöchel aus. In circa eineinhalb Sekunden wären sie beide in eine heftige körperliche Auseinandersetzung verkeilt. Statt verbaler Gemeinheiten würden die Fäuste hin und her fliegen, bis einer von ihnen oder auch sie beide zusammenbrachen.
Und was genau würde das bringen?
Phury ließ langsam die Arme sinken.
In genau diesem Moment fuhr Fritz den Mercedes durch das Hoftor.
Im Licht der Scheinwerfer zog Zsadist seine Jacke glatt und lief seelenruhig zur Fahrertür des Escalade. »Wenn ich Cormia nicht gerade ein Versprechen gegeben hätte, dann würde ich dir die Fresse polieren.«
»Was?«
»Steig in das verfluchte Auto.«
»Was hast du zu ihr gesagt?«
Als Z sich hinter das Steuer setzte, durchschnitten seine schwarzen Augen die Nacht wie Messer. »Deine Freundin macht sich Sorgen um dich, deshalb musste ich ihr versprechen, auf dich aufzupassen. Und im Gegensatz zu anderen Leuten halte ich mein Wort.«
Autsch.
»Und jetzt steig ein.« Z knallte die Wagentür zu.
Fluchend zog Phury die Beifahrertür auf und bemerkte dabei Qhuinn, der gerade aus dem Mercedes stieg. Die Augen des Jungen wurden so groß wie Untertassen, als er das Haus sah.
Ganz klar war er wegen seines Prozesses hier, dachte Phury, während er sich neben seinen tödlich schweigsamen Zwillingsbruder setzte.
»Du weißt, wo Lashs Eltern wohnen, oder?«, fragte Phury.
»Klar.«
Das Klappe jetzt blieb ungesagt.
Der Escalade fuhr auf das Tor zu, und die Stimme des Zauberers klang todernst in Phurys Kopf: Um Dankbarkeit zu ernten, muss man ein Held sein, und du bist nicht gerade ein Ritter in schimmernder Rüstung. Das wärst du nur gern.
Phury sah aus dem Fenster, die wütenden Worte, die er und Z sich gerade an den Kopf geworfen hatten, hallten wie Pistolenschüsse in einer engen Gasse nach.
Tu ihnen allen einen Gefallen und hau ab, fuhr der Zauberer fort. Hau einfach ab, mein Freund.
Du willst ein Held sein? Dann sorg dafür, dass sie sich nicht mehr länger mit dir herumschlagen müssen.
2
Qhuinn war sich hundertprozentig sicher, dass seine Eier heute Abend auf Wraths Speisekarte standen; trotzdem bestaunte er das Trainingszentrum der Bruderschaft wie ein Weltwunder. Es hatte die Ausmaße einer mittleren Kleinstadt, die einzelnen Steine des Gemäuers waren so groß wie der Rumpf eines ausgewachsenen Mannes, die Fenster sahen aus, als wären sie mit Titanium oder etwas Ähnlichem verstärkt. Die Gargoyles auf dem Dach und die ganzen Schatten waren einfach perfekt. Genau wie man es erwarten würde.
»Sire?«, meldete sich der Butler und deutete auf den Eingang zum Haus, der an eine Kathedrale erinnerte. »Sollen wir eintreten? Ich müsste zu kochen beginnen.«
»Kochen?«
Der Doggen schraubte sein Sprechtempo herunter, als hätte er einen Grenzdebilen vor sich. »Ich koche für die Bruderschaft, so wie ich auch ihr Heim pflege.«
Himmel … Das war nicht das Trainingszentrum; das war das Privathaus der Bruderschaft.
Ach nein. Check mal die Überwachungsausrüstung. Über den Türen und unter dem Dach waren Kameras installiert, und die Mauer um den Innenhof sah aus wie die Kulisse für einen Alcatraz-Film. Fast rechnete er damit, eine Horde Dobermänner mit triefenden Lefzen um die Ecke schießen zu sehen.
Andererseits nagten die Köter wahrscheinlich noch an den Knochen des letzten unartigen Burschen, den sie filetiert hatten.
»Sire?«, wiederholte der Butler. »Sollen wir eintreten?«
»Ja … ja, klar.« Qhuinn schluckte heftig und stapfte los, bereit, sich dem König zu stellen. »Ähm, also, ich lasse meine Sachen einfach im Auto.«
»Wie Ihr wünscht, Sire.«
Gott sei Dank musste Blay
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