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Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi

Titel: Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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spielten Frisbee. Am Washington Monument führte die Schlange der Wartenden, die zur Spitze aufsteigen wollten, dreimal um das Gebäude herum.
    Als Kristen an Blaines Seite daran vorbeiging, glitt ihr Blick die Mall hinab bis zum Kapitol. Zuerst dachte sie, daß die Gruppe, mit der sich McCracken in Verbindung gesetzt hatte, nicht gekommen war. Doch dann bemerkte sie die große Traube lässig gekleideter Männer und Frauen, die hinter der 14 Street vor den Gebäuden des Smithsonian-Instituts eine Art Ausstellung vorbereiteten. Sie drehte sich zu McCracken um und sah, wie sich ein Lächeln über seine Gesichtszüge ausbreitete.
    »Das sind sie, nicht wahr?« sagte sie.
    Seine Antwort bestand darin, seine Schritte zu beschleunigen, als er auf die Gruppe zuging. Ein dünner Mann mit einem Pferdeschwanz und einem gebatikten Top über abgeschnittenen Jeans sah sie kommen und löste sich von der Gruppe, um sie zu begrüßen. Er ging mit einem leichten Humpeln.
    »Nicht schlecht«, begrüßte Blaine ihn.
    »Hey, Mann! Bittet, so wird euch gegeben«, gab Arlo Cleese zurück.
    Blaine wandte sich an Kristen. »Ich vermute, daß ich euch nicht vorstellen muß.«
    Sie bedachte Cleese mit einem langen Blick und sah dann wieder McCracken an. »Aber du könntest mir erklären, warum ein Mann, der vor einer Generation Amerika den Krieg erklärt hat, jetzt versucht, das Land zu retten.«
    »Die Sache ist so«, antwortete der Anführer der Midnight Riders. »Der Feind, gegen den ich damals gekämpft habe, ist so ziemlich derselbe wie heute. Es hat sich nicht viel geändert.«
    Hinter Cleese entluden die Midnight Riders, die mit ihm nach Washington gekommen waren, die bunt bemalten VW-Busse. Sie brachten Gemälde und andere Kunstgegenstände zu den Ausstellungstischen. Viele von ihnen trugen altmodische Peace-Symbole um den Hals. Lederne Mokassins und Jerry-Garcia-Brillen gehörten zu den populärsten Accessoires.
    Die meisten der Leute, die die Busse entluden, waren jedoch völlig unscheinbar gekleidet. Sie bewegten sich vorsichtig, bedächtig und ohne auf die Ankunft der zwei Fremden zu achten, aber keiner wandte ihnen den Rücken zu. Kristen gelang es, ein paarmal in ihre Augen zu sehen, und dieser Anblick ließ sie frösteln. Dies waren eindeutig die letzten Überlebenden der wahnsinnigen Randszene, die während des größten Teils ihres Lebens am Rand der Gesellschaft vegetiert hatten. Die eklektischen Verse der Weathermen, Black Panthers und der Studenten für eine Demokratische Gesellschaft hallten noch immer in ihrem Geist wider. Es war, als wären sie einer Zeitkapsel entstiegen, um sich gemeinsam mit den Midnight Riders für den Kampf bereitzumachen, der so lange verzögert worden war. Der Unterschied war nur der, daß sie jetzt die Regierung retten wollten, die sie einst zu stürzen entschlossen gewesen waren.
    »Wie viele?« wollte Blaine von Cleese wissen.
    »Ein paar hundert, mehr konnte ich nicht auftreiben.«
    »Ich hatte auf mehr gehofft«, sagte er.
    »Seien Sie froh, daß es überhaupt so viele sind, Mann!«
    »Bewaffnung?«
    »Keine großen Sachen. Viel Sprengstoff, Granaten, ein paar Raketen. Alles aus der Rumpelkammer der Rebellion. Die Busse sind mit Geheimfächern ausgerüstet. Genügend Platz, um jede Menge Krempel zu verstauen.«
    »Habt Ihr das Zeug von den Alvarez gekauft?«
    »Zumindest, was wir tragen konnten. Sie haben mir ja nicht besonders viel Zeit gelassen.«
    »Ich glaube das einfach nicht«, murmelte Kristen.
    »Nörgelt sie immer so viel rum?« sagte Cleese zu McCracken.
    »Ich glaube, ihr gefällt nicht, in welchen Kreisen ich verkehre.«
    Cleese starrte Kristen erneut an. »Vielleicht nimmt sie an, daß wir lieber zusehen würden, wie das Land in Flammen aufgeht.«
    »Dieser Gedanke erscheint mir nicht ganz abwegig«, entgegnete Kristen.
    »Das hängt ganz davon ab, wer das Streichholz an die Lunte hält, Schwester. Wenn wir die wahnsinnige Randszene sind … wie würdest du dann die Typen bezeichnen, die die Stadt abfackeln wollen? Alles ist relativ, und wir sind jetzt nicht mehr die eigentlichen Verrückten. Verdammt, das waren wir nie, jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Wir wollten niemals die Kontrolle übernehmen. Wir wollten nur sicherstellen, daß die Leute, die das Land bereits unter Kontrolle hatten, unseren Standpunkt zur Kenntnis nehmen. Vielleicht lagen wir falsch, und vielleicht waren wir Idioten, aber wir haben an das geglaubt, was wir taten. Wir hatten einfach genug davon

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