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Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi

Titel: Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Der plötzliche Temperatursturz um zehn Grad hatte einige von ihnen in ihren Schlafsäcken geweckt. Als die ersten Schneeflocken fielen, waren alle wach.
    Zuerst war dieser überraschende Frühlingsschneesturm ein großer Spaß. Schneeballschlachten im Zwielicht eine Stunde vor Sonnenaufgang waren der Stoff, aus dem großartige Geschichten entstanden. Doch es dauerte nicht lange, bis das Lachen der Jungen von fröstelndem Wimmern abgelöst wurde. Der eiskalte Wind gefror die dünne Schweißschicht, die sich auf ihren Gesichtern und Händen gebildet hatte. Nur wenige hatten Handschuhe dabei, und die anderen vergruben ihre Finger tief in den Jackentaschen, doch es nutzte nicht viel.
    Der Fähnleinführer, ein Marineveteran namens Frank Richter, versuchte die Situation möglichst sachlich einzuschätzen. Er erkannte an den ersten Windböen, daß sich ein schwerer Sturm zusammenbraute. Er erkannte auch, daß einige seiner jungen Schützlinge den Rückweg nicht lebend überstehen würden, wenn er nicht schnell etwas unternahm. Richter probierte sein Funkgerät aus, das er auf jeder Wildnisexkursion bei sich trug. Wie er erwartet hatte, war durch den Sturm jede Hoffnung auf Kontaktaufnahme vereitelt worden. Also mußte er sein unmittelbares Ziel darin bestehen, wieder in Funkreichweite zu gelangen, während er gleichzeitig nach einem Unterschlupf für die Pfadfinder suchte.
    Als Richter sein Funkgerät wieder sicher verstaute, brach die volle Gewalt des Sturmes über sie herein. Er befahl den Jungen, sich die Schlafsäcke um die Schultern zu legen und alles zurückzulassen, was nicht unmittelbar für ihr Überleben wichtig war. Die Ausführung seiner Befehle half den Jungen, die Ruhe zu bewahren, aber Richter erkannte bereits die Furcht, die in ihren Augen aufzublitzen begann, während er sie inspizierte.
    Die Pfadfinder des Fähnleins 116 waren zwölf bis fünfzehn Jahre alt. Wenn sie losmarschierten, war Richters Platz an der Spitze der Gruppe. Dadurch wäre das Ende ungeschützt, so daß einige seiner Schützlinge unbemerkt im Sturm zurückbleiben konnten. Die letzten Befehle, die er durch den heulenden Wind brüllte, bestanden darin, daß die Jungen die Kordeln aus ihren Schlafsäcken ziehen sollten. Richter sammelte sie ein und band sie zusammen. Dann führte er die so entstandene Leine durch die Gürtelschlaufen aller Pfadfinder, bevor sie aufbrachen.
    Die schnellste Route in die Sicherheit führte nach Südwesten. Doch ein Marsch in Richtung des Sturms war unter den gegebenen Umständen undenkbar. Richter war klar, daß die einzige Hoffnung des Fähnleins 116 darin bestand, sich mit dem Wind im Rücken in nordöstliche Richtung zu halten.
    Dem Sturm schien es gleichgültig zu sein, in welche Richtung sie sich wandten. Der heftige Wind zerrte unaufhörlich an den Pfadfindern. Nach einem halben Kilometer kam Richter sich wie ein Ochse vor, der eine tote Last hinter sich herzog. Er kämpfte sich einen Weg hinab, der kaum noch von der riesigen weißen Decke zu unterscheiden war, die die Rockies überzogen hatte. Er konnte nur noch ein paar Meter weit sehen, und seine Hände und Füße wurden allmählich taub.
    Richter knirschte mit den Zähnen und zwang sich zum Weitergehen, um das Blut in seine erschöpften, steifen Muskeln zurückzutreiben. Als er ein paar Minuten später nach oben sah, stellte er fest, daß er die Berggipfel schon nicht mehr ausmachen konnte. Unter ihm hatte sich der Weg jedoch verbreitert und sah wieder einigermaßen vertraut aus.
    So vertraut, daß Richter plötzlich stehenblieb.
    Einen knappen Meter vor ihm zeichnete sich der Rand einer steilen Klippe ab. Wenn er noch zwei Schritte weitergegangen wäre, hätte er sämtliche Jungen in einen weißen Tod gerissen. Der Abgrund war von seiner Position aus kaum zu erkennen.
    Sie waren auf einer Straße! Auf einer breiten, gewundenen Straße, die sich durch die Berge hinabschlängelte!
    Wenn sie ihr folgten, würden sie irgendwann sicheren Unterschlupf finden. Er rief den Jungen ermutigende Worte zu und sagte den ersten in der Reihe, daß sie die Neuigkeit nach hinten weitergeben sollten.
    Schon kurz darauf entdeckte er etwas, das wie ein riesiges schwarzes Loch in einer Bergflanke rechts von der Straße aussah. Wenn Richters Orientierungssinn ihn nicht täuschte, war dies der Eingang zu einer verlassene Silbermine, und zwar eine von den größeren, bei denen es sich eher um eine von Menschen geschaffene Höhle handelte.
    Frank Richter führte das

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