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Blamage!

Blamage!

Titel: Blamage! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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hindurchschlängeln. Fangen wir zunächst ganz in der Nähe an, bei unseren südlichen Nachbarn in der Schweiz . Dort ist vieles besser als in Deutschland (Löhne, Luft, Wasserqualität, Käse, Bundesbahn, Arbeitsmarkt, Sauberkeit, Höflichkeit), Sie sollten sich aber unbedingt davor hüten, dies öffentlich zu sagen, weil die Schweizer sonst Angst bekommen, Sie würden (wie so viele andere) dableiben. Die folgenschwersten Fauxpas im Gespräch mit Schweizern finden Sie hier. Sie sollten nicht:
    â€¢ die schweizerische Unabhängigkeit von der EU , die Milizarmee, die Ausländerpolitik kritisieren
    â€¢ fragen, ob man in Euro bezahlen kann
    â€¢ immerzu über die hohen Preise jammern
    â€¢ versuchen, den »ach-so-putzigen« Dialekt nachzuahmen
    â€¢ Höflichkeit mit persönlich gemeinten Sympathiesignalen verwechseln. Viele Schweizer wirken auf Deutsche derart freundlich, dass letztere perplex annehmen, sie hätten neue Freunde gefunden. Ein gravierendes Missverständnis! Es geht den Schweizern lediglich darum, auf dem engen Raum zwischen Bergen und Seen halbwegs erträglich zusammenzuleben und auf ordentliche Weise miteinander Geschäfte machen zu können.
    Der Weg über die Alpen Richtung Süden führt uns nach Italien , wo man besser Folgendes unterlässt:
    â€¢ »typisch italienisch« gestikulieren (das muss gekonnt sein, wenn Deutsche es versuchen, wird’s oft peinlich)
    â€¢ Pizza »Hawaii« bestellen
    â€¢ dem Geschäftspartner in Milano Chianti-Korbflaschen schenken (das ist eher was für Tante Gisela in Recklinghausen)
    â€¢ und schließlich: Hüten Sie sich davor, Italien als »Scheißland« zu bezeichnen, selbst wenn es Ihnen mehr als einmal auf der Zunge liegt! Das darf nur Silvio Berlusconi. Im Telefongespräch mit einem Journalisten verlieh der damalige Ministerpräsident seinem Bel Paese im Juli 2011 diesen wenig patriotischen Titel (»In ein paar Monaten werde ich fortgehen, um mich um meinen eigenen Kram zu kümmern. Ich verlasse dieses Scheißland, bei dem ich kotzen könnte.«). Peinlicherweise wurde dieser Teil des Gesprächs abgehört und veröffentlicht, was den Regierungschef dann zu folgendem Statement veranlasste: »Das ist eine dieser Sachen, die man spätabends am Telefon so sagt, wohl in einem entspannten Augenblick und mit einem Lächeln.« Also: Wenn schon »Scheißland«, dann nur mit einem Lächeln im Gesicht. Dann passt’s.
    Weiter geht’s Richtung Westen, nach Frankreich : Frankreich über alles, das Motto gilt vor allem, wenn man sich dort befindet. Also bitte nie …
    â€¢ in der Konversation ausufernd über das eigene Land sprechen, das interessiert keinen
    â€¢ sich über die Affären Prominenter (Franzosen) aufregen, denn diese werden weithin als Kavaliersdelikt angesehen
    â€¢ versuchen, mit Franzosen eine Unterhaltung in einer Fremdsprache zu führen (Franzosen ist es peinlich, in einer fremden Sprache radebrechen zu müssen, dann müssten sie ihre Autorität, ihr kulturelles Überlegenheitsgefühl aufs Spiel setzen. Deshalb bestehen sie oft darauf, ausschließlich auf Französisch zu kommunizieren, was natürlich auf andere peinlich arrogant wirkt)
    â€¢ nach dem Einkommen fragen. »In Gelddingen schweigt man, als handele es sich um eine Peinlichkeit«, stellte der langjährige ARD -Korrespondent und Frankreichkenner Ulrich Wickert fest. Ein Verhalten, das in allen gesellschaftlichen Schichten, vor allem aber in den besseren Kreisen anzutreffen ist. »Wer sehr reich ist, wird das nie sagen, außer er ist neureich. Ein Reicher ist allenfalls wohlhabend, sieht sich dans une situation assez confortable .«
    â€¢ dem Gegenüber beim Wangenkuss einen echten, womöglich noch hörbaren Schmatzer aufdrücken; der Begrüßungskuss wird zwei- oder viermal ausgeführt, jedoch stets nur angedeutet.
    Wenden wir uns nordwärts und passieren den Kanaltunnel: Cool Britannia liegt vor uns. Für Ausländer ist vor allem die traditionelle britische Höflichkeit irritierend, sie bietet mitunter Gelegenheit zu peinlichen Missverständnissen: So erging es der polnischstämmigen Übersetzerin Alicja Weikop, die in einem Restaurant die Frage stellte, ob man auch draußen sitze könne (»Can we sit outside?«). Doch die direkte Art, wie sie in Polen oder Deutschland üblich

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