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Blanks Zufall: Roman

Blanks Zufall: Roman

Titel: Blanks Zufall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Sidjani
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dich noch immer Marcus nennen, oder?“
    „Klar darfst du das, Mama, du bist doch meine Mutter, aber für alle anderen bin ich ab jetzt nur noch 'Der große Blank'.“ Er grinste. „Sie werden noch Augen machen.“
    Obwohl er noch gar nicht wusste, wen er mit 'sie' meinte. Im Publikum seiner Fantasie sah er bisher nur drei bekannte Gesichter, die seiner Freunde Karsten, Henning und Frank, mit denen er schon Zeit in der Grundschule verbracht hatte und nun auf dasselbe Gymnasium ging.
    Claudia fuhr geradeaus über eine grüne Ampel, hätte eigentlich schon abbiegen können, weil das Parkhaus von beiden Seiten erreichbar war, als ein Wagen von rechts in die Beifahrerseite preschte und mit seiner Schnauze die Tür nach innen drückte. Die Scheibe zersplitterte ins Innere des Wagens. Marcus' Oberkörper wurde zu seiner Mutter hinüber geschubst, während sein Unterkörper vom Gurt gehalten wurde, und er knallte mit seiner Stirn auf das Lenkrad. Erst vor vier Monaten war er zwölf Jahre alt geworden, weswegen er nun neben ihr sitzen durfte.
    Sein Bewusstsein war sofort ausgeschaltet.
    Als Marcus unter lautem Applaus erwachte, erinnerte er nur den Aufprall und den lauten Knall. Keine Schmerzen. Seine Stirn schien unverletzt, als er sie mit den Fingerkuppen seiner rechten Hand zaghaft berührte.
    Marcus saß auf einem Stuhl, rechts und links neben ihm saßen Fremde, die mit ihren Händen monoton klatschten.
    „Ja, du, junger Mann“, sagte eine Stimme, „Komm nach vorne. Ich brauche einen Freiwilligen.“
    Marcus schaute um sich. Er saß in der ersten Reihe eines Publikums, in einem schwarz verhangenen Raum. Vor ihm war eine leere Fläche, in deren Mitte ein Mann stand. Wie alt mochte er sein? Dreißig vielleicht. Mit einem gepflegten Bart, kurzen Haaren, und in einen Anzug gekleidet, der fremdartig wirkte, wie aus einer anderen Zeit.
    Andere Männer brachten nun einen runden Tisch und zwei Stühle zum Mann in der Mitte, der jetzt auf Marcus zeigte.
    „Nun komm schon“, sagte dieser, „setz' dich zu mir. Ich will dir etwas zeigen.“
    Damon Black stand vor ihm, wie er ihn aus der Sendung erinnerte. Marcus war in seiner Show. Wieso war er in seiner Show? Und wo war seine Mutter?
    „Stehst du jetzt auf und kommst zu mir oder muss ich dich erst holen kommen, mein Freund?“
    Gelächter aus dem Publikum. 'Blank', sangen sie seinen Nachnamen im flüsternden Chor, immer wieder 'Blank', 'Blank', 'Blank'. Dann applaudierten sie, als Marcus sich erhob. Sein Körper fühlte sich träge an, als würde er sich aus einem Schlaf heben. Jeder Schritt zum freien Stuhl war schwer. Damon Black saß mittlerweile und zeigte mit seiner rechten Hand sich gegenüber.
    „Bitte, setz' dich, Blank.“
    „Ich heiße Marcus“, sagte Marcus, als er sich setzte. Welch Wohltat, als sein Körper wieder Ruhe fand. So schwer fiel ihm alles, so schwer.
    „Aber du bist doch 'der große Blank'“, trompetete Damon Black und das Publikum lachte. „Ich möchte, dass du dir jetzt eine Karte aussuchst ohne sie mir zu verraten. Mache es ganz schnell, damit ich nicht darüber nachdenken kann, welche es sein könnte, ja?“
    „O... Okay“, erwiderte Marcus. Damon Black breitete ein Kartendeck vor ihm auf dem Tisch aus und sagte: „Entscheide dich jetzt!“ Dabei schnippte er mit den Fingern. Aber das Entscheiden fiel gar nicht schwer. Jede Karte des Decks war identisch, jede war die Pik-Dame. So einfach mache ich es ihm nicht, dachte Marcus, wenn das der Trick ist, bin ich aber schlimm drauf reingefallen.
    „Ich hab mir eine ausgesucht.“
    „Gut“, sagte Damon Black und faltete das Deck wieder zusammen. „Und jetzt stell dir diese Karte groß und leuchtend in deinem Kopf vor. Stell dir den Trumpf und daneben die Zahl vor und sende sie mir, indem du ganz laut denkst, zum Beispiel: Herz-König, Herz-König, Herz-König...“ 
    „Aber es waren doch nur Pik-Damen drin“, sagte Marcus.
    Da lehnte sich Damon Black plötzlich vor, so weit, dass eigentlich kein Tisch mehr zwischen ihnen Platz hatte. Sein Gesicht war so nah an Marcus, dass er die Härchen der Augenbrauen sehen konnte, tiefschwarze kleine Würmer, die aus der Haut wuchsen.
    „Weißt du eigentlich, warum ich das hier mache?“ flüsterte der Mentalist nun. Marcus schüttelte den Kopf. „Ich will dir nur helfen, Blank. Du hattest einen Unfall, und ich will dir helfen.“
    „Wie...“, schluckte der Junge, „wie willst du mir denn helfen? Und was ist mit Mama?“
    „Das, mein lieber

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