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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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haben. Wohl verstanden ! Es sind zur Zeit Kapitalien da, ich sage es also nicht deswegen. Ja, es sind Kapitalien da. Aber um weiter zu spielen, muß man sich nach einem größeren Fundus umsehen, wenn Mr. C. nicht verloren geben will, was er schon gewagt hat... Das allein ist zu erwägen. Ihnen dies als dem Freund Mr. C.s offen zu sagen, ergreife ich jetzt die Gelegenheit, Sir. Ohne Fundus werde ich mich immer glücklich schätzen, Mr. C.s Rechte in dem Maß zu vertreten, als die erforderlichen Kosten von dem Gericht aus dem strittigen Vermögen bewilligt werden, aber nicht einen Schritt weiter. Ich kann und darf es nicht, ohne nicht irgend jemandem ein Unrecht zuzufügen. Entweder muß ich meinen drei lieben Töchtern ein Unrecht zufügen oder meinem verehrten Vater, der ganz von mir abhängt – im Tale von Taunton –, oder irgendeiner andern Person. Es ist aber nun mein Grundsatz, nennen Sie es nun Schwäche oder Torheit, niemandem ein Unrecht zuzufügen.«
    Mr. Woodcourt erwiderte etwas scharf, es freue ihn, das zu hören.
    »Ich wünsche einen guten Namen zu hinterlassen; deshalb nehme ich jede Gelegenheit wahr, einem Freunde Mr. C.s offen den Stand seiner Angelegenheiten zu unterbreiten. Ich sage, Sir, in bezug auf mich: der Arbeiter ist seines Lohnes wert, und wenn ich versprochen habe, mich mit der Schulter gegen das Rad zu stemmen, so tue ich es und beziehe daraus, was ich verdiene. Zu diesem Zwecke lebe ich hier. Aus diesem Grund steht mein Name draußen an der Tür geschrieben.«
    »Und Mr. Carstones Adresse, Mr. Vholes?«
    »Sir, wie ich schon erwähnt zu haben glaube, wohnt er gleich daneben. Im zweiten Stock finden Sie seine Wohnung. Mr. C. wünscht in der Nähe seines Rechtsbeistandes zu sein, und ich habe nicht nur nichts dagegen, sondern es im Gegenteil gern, wenn man mich kontrolliert.«
    Mr. Woodcourt wünschte Mr. Vholes kurz und kühl guten Tag und suchte Richard auf, dessen verändertes Aussehen er sich jetzt nur zu gut erklären konnte.
    Er fand ihn in einem ungemütlichen Zimmer, das mit fadenscheinigen und verschossenen Möbeln ausgestattet war, ziemlich so, wie ich ihn vor gar nicht langer Zeit in seiner Stube in der Kaserne gefunden hatte, nur daß er nicht schrieb, sondern mit einem Buch in der Hand dasaß, mit seinen Gedanken und seiner Aufmerksamkeit sichtlich ganz woanders. Da die Türe zufällig offen stand, konnte Mr. Woodcourt ihn eine Weile betrachten, ohne von ihm bemerkt zu werden, und er sagte mir, daß er das angegriffne Aussehen und die Niedergeschlagenheit Richards, wie er so vor sich hinträumte, nie vergessen könne.
    »Mein lieber Woodcourt«, rief Richard aus, sprang auf und streckte dem jungen Arzt die Hände entgegen. »Sie erscheinen ja wie ein Geist.«
    »Wie ein guter, Richard«, war die Antwort, »der nur wartet, wie es Geister tun, bis man ihn anredet. Wie geht's auf dieser Erdenwelt?«
    – Sie setzten sich nebeneinander nieder. –
    »Schlimm und langsam genug, wenigstens was meine Rolle in diesem Leben betrifft.«
    »Was ist das für eine Rolle?«
    »Eine, die auf der Kanzleigerichtsbühne gespielt wird.«
    »Diese Sorte soll nicht besonders vergnüglich sein, habe ich mir sagen lassen«, bemerkte Mr. Woodcourt mit Kopfschütteln.
    »Ich mir auch«, sagte Richard trübe.
    Im nächsten Augenblick war er wieder heiterer und begann mit seiner natürlichen Offenheit:
    »Woodcourt, ich möchte nicht gern von Ihnen mißverstanden werden, selbst wenn ich dadurch in Ihrer Achtung stiege. Sie müssen nämlich wissen, daß ich jetzt schon lange Zeit nicht besonders gut getan habe. Nicht etwa, daß ich beabsichtigt hätte, Schaden anzurichten, aber ich scheine zu nichts anderm fähig gewesen zu sein. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte mich von dem Netz fern gehalten, in dem ich jetzt hänge, aber ich kann es nicht recht glauben, obgleich ich wetten möchte, daß Sie darüber gar bald andre Meinungen zu hören bekommen werden, wenn das nicht schon der Fall gewesen ist. Der langen Rede kurzer Sinn ist: Ich fürchte, es hat mir an einem Ziel gefehlt, aber jetzt habe ich eins – oder es hat mich. Es ist jetzt zu spät, darüber zu streiten. Sie müssen mich eben so nehmen, wie ich bin, und so gut Sie können.«
    »Abgemacht«, sagte Mr. Woodcourt. »Tun Sie dasselbe mit mir.«
    »Ach, Sie! Sie können Ihren Beruf um seiner selbst willen betreiben und Hand an den Pflug legen, ohne ein einziges Mal zurückzublicken und in jeder Sache auf ein Ziel loszusteuern.

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