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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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berücksichtigt.
    Ich konnte nicht genug meine Bewunderung ausdrücken, wie schön alles war, mich aber eines geheimen inneren Zweifels nicht erwehren, als ich es sah. Ich dachte, wird es Mr. Woodcourt glücklich machen? Würde es nicht für seinen Seelenfrieden besser sein, wenn ihn nicht alles so an mich erinnerte? Wenn ich auch nicht das war, wofür er mich hielt, so liebte er mich doch innig, das wußte ich, und es mußte ihn alles hier schmerzlich an das mahnen, was er verloren zu haben glaubte. Ich wünschte ja nicht, daß er mich vergäße – vielleicht würde er es auch ohne diese Erinnerungen nicht tun –, aber mein Weg war leichter als der seine, und ich hätte mich selbst damit aussöhnen können, wenn es ihn nur glücklicher gemacht hätte.
    »Und jetzt, kleines Frauchen«, sagte mein Vormund, den ich nie so stolz und froh gesehen hatte, als wie er mir dies alles zeigte und beobachtete, welchen Eindruck es auf mich machte, »nun kommt das letzte, der Name des Hauses.«
    »Und wie heißt es, lieber Vormund?«
    »Liebes Kind», sagte er, »sieh selbst nach.«
    Er führte mich nach der Eingangspforte, der er bis jetzt ausgewichen war, und fragte mich, indem er stillstand, ehe wir hinausgingen:
    »Liebes Kind, du errätst wirklich den Namen nicht?«
    »Nein!« sagte ich.
    Wir gingen zur Pforte hinaus; und darüber stand geschrieben: »Bleakhaus«
    Er führte mich zu einer Laubenbank in der Nähe, setzte sich neben mich, ergriff meine Hand und sprach:
    »Mein Herzenskind, bei dem, was zwischen uns bestanden hat, habe ich, wie ich hoffe, wahrhaft dein Glück im Auge gehabt. Als ich dir den Brief schrieb, auf den du selbst die Antwort brachtest«, – er lächelte, wie er davon sprach – »hatte ich mein eignes Glück wohl sehr im Auge, aber das deinige auch. Ob ich unter andern Verhältnissen den alten, von mir so oft, als du fast noch ein Kind warst, geträumten Traum erneuern würde, dich einmal zu meiner Gattin zu machen, brauche ich mich nicht zu fragen. Ich erneuerte ihn und schrieb meinen Brief, und du brachtest die Antwort. Verstehst du, mein Kind, was ich meine?«
    Mich fröstelte, und ich zitterte heftig, verlor aber kein Wort von dem, was er sprach. Wie ich dasaß und ihn fest ansah und die Sonnenstrahlen durch das Laub hindurch auf sein Haupt fielen, kam es mir vor, als ob der Glorienschein um ihn wie der Glanz der Engel sein müßte.
    »Höre mir zu, mein Liebling, aber sprich jetzt nicht. Die Reihe zu sprechen ist an mir. Wann ich anfing zu zweifeln, ob das, was ich beabsichtigte, dir wirklich zum Glück gereichen würde, tut nichts zur Sache. Woodcourt kam zurück, und ich hatte bald keinen Zweifel mehr.«
    Ich schlang meine Arme um ihn, barg mein Haupt an seiner Brust und weinte.
    »Bleib hier still und vertrauensvoll ruhen, mein Kind«, sagte er und drückte mich sanft an sich. »Ich bin jetzt dein Vormund und dein Vater wieder. Bleib hier ruhen.«
    Besänftigend wie das leise Rauschen der Blätter, ruhig wie die Sommerluft und heiter und strahlend wie der Sonnenschein, fuhr er fort:
    »Versteh mich recht, mein liebes Kind. Ich zweifelte nie, daß du zufrieden und glücklich an meiner Seite sein würdest, wo du so voller Pflichttreue und Hingebung bist, aber ich sah auch, mit wem du glücklicher sein müßtest. Daß ich sein Geheimnis durchschaute, als unser Hausmütterchen noch nichts davon ahnte, ist kein Wunder – kannte ich doch alles Gute an ihr, das immer bleiben wird, viel besser als sie selbst. Allan Woodcourt hat mir schon längst sein Vertrauen geschenkt, wenn ich ihn auch erst gestern wenige Stunden vor deiner Ankunft in meine Pläne einweihte. Aber meiner Esther glänzendes Beispiel durfte nicht verloren gehen; es durfte kein Jota ihrer hohen Eigenschaften ungesehen und ungeehrt bleiben; sie durfte in dem Geschlechte der Morgan-ap-Kerrigs nicht bloß geduldet werden, nein, nicht um soviel Gold wie alle Berge von Wales zusammen!«
    Er hielt inne, um mich auf die Stirn zu küssen, und ich schluchzte und weinte von neuem. Ich glaubte die schmerzliche Wonne seines Lobes nicht ertragen zu können.
    »Still, kleines Frauchen! Weine nicht; heute soll ein Tag der Freude sein. Ich habe mich Monate und Monate darauf gefreut«, sagte er frohlockend. »Nur noch ein paar Worte, Mütterchen, und ich habe gesagt, was ich zu sagen habe. Entschlossen, auch kein Atom des Wertes meiner Esther verloren gehen zu lassen, nahm ich mir Mrs. Woodcourt besonders vor. 'Hören Sie, Madam', sagte ich,

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