Blitz kehrt heim
für sein gutes Zeugnis!“
„Erschwingen könnten wir es, Belle, nur hege ich Zweifel, ob es das richtige sein wird. Wenn ich Alecs Empfinden richtig einschätze, kann ihm kein Pferd den Rappen ersetzen.“ Herr Ramsay nahm wieder Platz. „Ich werde ihn hernach fragen, was er zu einem neuen Pferd meint“, fuhr er fort. „Immerhin stehen drei Monate Ferien vor der Tür, und in seiner gegenwärtigen Verfassung wird er vielleicht froh sein, wenn er etwas zu tun hat.“
Es war bereits dunkel, als Alec heimkehrte. Er begrüßte seine Eltern und setzte sich zu ihnen. Herr Ramsay sagte nach einer Weile, er freue sich über die bestandenen Prüfungen und sei stolz auf seinen Sohn. „Danke, Vater“, erwiderte Alec.
Herr Ramsay stopfte sich seine Pfeife und zündete sie bedächtig an, ehe er wieder zu sprechen begann: „Hast du einen besonderen Wunsch, den wir dir erfüllen können?“
„Nett von dir zu fragen, Vater! Aber schönen Dank, ich wüßte nichts“, antwortete Alec einsilbig.
„Mutter und ich dachten, daß du vielleicht ein Pferd haben möchtest...“ Er brach ab, denn er hatte hinzufügen wollen, „um Blitz zu ersetzen“, doch er fürchtete, daß das verkehrt sein könnte.
Alec schwieg lange, und als er dann antwortete, war seine Stimme so leise, daß man die Worte kaum verstehen konnte: „Nein, Vater... Ich danke dir sehr... aber jetzt jedenfalls nicht.“ Er stand auf. „Ich will in mein Zimmer gehen, ich hab’ da ein interessantes Buch zu lesen angefangen...“ Schnell verließ er den Raum.
Am nächsten Tag ging Alec zum erstenmal, seit Blitz abgeholt worden war, in den Stall hinüber. Beim Näherkommen hörte er Tonys Stimme in tröstendem Ton sagen: „Du bist ein gutes Tier, Nappy, laß nur, morgen wirst du dich wieder besser fühlen!“
Alec sah auf seine Uhr; so früh brachte Tony doch sonst Napoleon nie in den Stall. Was war da los? Er trat ein. Der kleine italienische Straßenhändler hatte seines alten Pferdes Kopf zwischen seinen liebkosenden Händen und sah sehr besorgt aus. „Stimmt etwas nicht, Tony?“ erkundigte sich Alec.
„Nappy ist nicht recht auf dem Posten.“ Herantretend strich Alec dem Grauen über den Rücken. „Er wird nicht jünger, Tony. Hast du den Tierarzt schon um Rat gefragt?“
„Den Tierarzt braucht mein Nappy nicht. Was ihm fehlt, kann der nicht kurieren: nach Blitz sehnt er sich!“
Alec senkte den Kopf. „Das verstehe ich, Tony“, sagte er leise. „Die beiden Pferde haben sehr aneinander gehangen.“
Tony führte seinen Nappy in die Box, und der Junge ging zur Stalltür. Er sah Henry vor seinem Hause, rief ihn an und lief hinüber. Der alte Trainer lächelte ihm entgegen. „Ich habe dich schon vermißt, dachte mir aber, du würdest mit deinen Schularbeiten zu tun haben. Hast du denn alles nach Wunsch geschafft?“
Alec nickte. „Ich habe in allen Fächern gut bestanden.“
Sie gingen wieder zum Stall zurück und setzten sich auf die neben dem Eingang stehende Bank.
Nach einer Weile trat Tony zu ihnen. ,,n’Abend, Henry“, grüßte er, „gibt’s was Neues?“
„Nichts, Tony, nur das Gewohnte! Geht’s Napoleon wieder besser?“
„Es hat sich nichts geändert, Henry. Er ist ja auch nicht richtig krank, bloß ein wenig deprimiert; er kann nicht verstehen, warum Blitz nicht mehr da ist.“
„In ein paar Tagen wird er sich daran gewöhnt haben und wieder munterer werden“, tröstete Henry.
„Ich hoffe es, die Zeit heilt ja alles.“ Tonys schwarze Augen glitten zu Alec. „Na, dann will ich jetzt nach Hause gehen! Adio!“
Nicht lange nachdem Tony sich verabschiedet hatte, sahen Henry und Alec einen eleganten Sportwagen vor dem Tor halten. Ein großer Herr stieg aus, schob seinen Hut in den Nacken und ließ seinen Blick forschend über den Stall schweifen. „Schau mal, Henry“, rief Alec, „ist das nicht Mr. Volence?“
„Hast du Worte?! Tatsächlich, das ist er! Komm, wir gehen ihm entgegen!“
Sie waren dem Besitzer von Donnerkeil nicht mehr begegnet, seit dem großen Rennen in Chicago, bei dem Blitz seinen Hengst geschlagen hatte.
„Hallo Henry! Hallo Alec!“ begrüßte der Rennstallbesitzer sie freundlich. „Ich freue mich, euch wiederzusehen!“ Sein volles Gesicht verzog sich zu einem Lachen. Dann gingen alle drei auf den Stall zu. „Dort drin haltet ihr also den schwarzen Teufel!“ sagte Volence. „Ist er inzwischen ein wenig ruhiger geworden, oder ist er immer noch so ein Faß voll Dynamit?!“
Henry sah Alec
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