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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Mückenstich zusammen! Unsere Stadt hat seit Jahrhunderten aus Inseln bestanden, und was die Obere Stadt mit den Häusern der Fuhrleute und Fischer der Unteren Stadt und mit den von Serben und Griechen bewohnten Vierteln Palánk und Rochus verband, das waren nicht so sehr Menschenworte oder zerfurchte Straßen als vielmehr die Musik des Grases, der Duft des Windes, der mit Blumen oder faulendem Laub spielt und von Fischkadavern und frischen Trieben erzählt. Im Mond über Szeged tanzen Ungarn, dort geigen Zigeuner und danken mit Handküssen der himmlischen Fee, dass sie die Kupferringe in ihren Ohren erglänzen ließ. Und an Neumond feiern die Juden im Hof ihres Gebetshauses, und Straßenkinder, die diesen Trubel ausspähen, verhöhnen am nächsten Tag den Kantor unter großem Gelächter, wenn er ins Rathaus eilt. Wie Menschen, so haben auch Städte eine Seele, die weder die Stadträte und -heiligen noch die Chronisten zu beschreiben wissen. Und vielleicht nicht mal die Schriftsteller, die sogenannten Künstler! Über ihre Seele entscheidet die Stadt selbst, bei höchst geheimen Beratungen und verborgenen Zusammenkünften, wo weder die Identität und Herkunft der Teilnehmer noch diejenige der Entscheidungsträger, vor allem nicht ihre Absichten genau anzugeben sind.
    Pelsőczy verstummte, zog die Nase hoch, gehen wir, mein Mund ist ganz trocken, ich muss was trinken.
    An einem schläfrigen Nachmittag machte der Vater sie mit Nero Koszta, dem Grasmusiker, bekannt. Nero war am Fuße einer Erle in die Betrachtung der trägen Strömung der Theiß vertieft, er zählte die Wellen, bewunderte den Flug der Möwen, vielleicht gab er treibenden Baumstämmen und dem Platschen der Fische Namen − ein Riese, der am Baum lehnte und einen Grashalm zwischen den Lippen bewegte.
    Seit dreihundert Jahren musiziert er damit, sagte der Vater.
    Nero Koszta nahm den Grashalm aus dem Mund, fünfhundert, knurrte er.
    Dreihundert, sagte Pelsőczy, Nero übertreibt gern.
    Wassermühlen, faule Riesen, reihten sich aneinander, der Wind hauchte seufzend über das Ufer, lange, weiße Vorhänge flatterten zwischen ihnen. Klara spürte, dass Asche ihr aufs Gesicht rieselte.
    Das ist Mehl, flüsterte der Vater ihr ins Ohr.
    Zeichne Licht auf das weiße Klettenblatt, Klara!
    Mit der Fingerspitze malte sie eine Sonne auf das mehlbestäubte Blatt, so eine kleine Sonne, wie sie in der Stadt die Fassaden vieler Häuser zierte.
    Ein wirklich schönes Sönnchen, auch über dem Kosovo geht kein schöneres auf!, brummte Nero Koszta, dann kitzelte er mit dem Grashalm ihr Gesicht und begann zu musizieren.
    Klara schmiegte sich an den Vater.
    Was ist das, dieser Kosovo?
    Nur ein Traum, sagte er.
    Kein Traum! Nero Koszta hielt mit dem Musizieren inne.
    Wie denn nicht, Nero, wenn du doch darüber nur summen kannst?! Wir sind Grillen, Heuschrecken, Fliegen, Käfer! Pelsőczy drehte sich im Kreis wie ein Betrunkener. Nero Koszta schwieg düster, in seinem Mundwinkel zitterte der letzte Grashalm aus dem Kosovo.
    Und Eintagsfliegen!, flüsterte die Kleine.
    Der Vater neigte sich hinab, er lächelte bereits, und Eintagsfliegen, mein Augenstern!
    Dann nahm er das Mädchen mit auf den Markt zu Wurzelmama, bei der sie Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren kauften, Klaras Finger wurden rot und blau, und Abschlecken half nichts. Das Frauenzimmer befühlte sie rundum, dann schob sie sie ihrem Vater zurück, ich verstehe dieses Kind nicht, murmelte sie. Pelsőczys Blick blitzte spöttisch, verstehen musst du sie auch nicht, du musst ihr helfen, Mama.
    Gib ihr Milch zu trinken, sagte die Wurzelmama, wir rechnen das nächste Mal ab, sie drückte ihm den vollen Korb in die Hand.
    Der da drüben, das ist Wurm, sagte der Vater, siehst du, er steht neben dem Brotverkäufer und verhandelt mit Ignác Derera. Es schien um Geschäftliches zu gehen, der Jude hätte offenbar gern einen ihm teuren Gegenstand von Wurm zurückbekommen. Das Mädchen streckte ihm die Zunge heraus. Wurm machte ein wütendes Gesicht und ging auf sie zu, sie versteckte sich hinter dem Vater, ihr Herz flatterte, sprang ihr beinahe aus der Brust. Da rief jemand laut − ein baumlanger, eleganter Mann hatte Wurm am Kragen gepackt.
    Das ist Blatt, flüsterte der Vater, sie sind gute Freunde!
    Wie war das möglich, dachte das Mädchen, ein Wurm hatte ein Blatt zum Freund?
    Blatt legte dem schäumenden Wurm die Hand auf die Schulter, zog seine Geldbörse hervor und zählte ihm knisternde Banknoten in die Hand. Wurms

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