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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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ausgebrannten Fabriken qualmte ihnen Rauch entgegen, sie mussten husten. Das Wasser strudelte, es war schwarz, dann wurde es blau und grau, das Wasser war glücklich, es war satt geworden. Boote fuhren hin und her, die Retter maßen sie mit seltsamen Blicken, sie mochten tatsächlich eineneigenartigen Anblick bieten. Alles war vorbei, und nichts war zu Ende. Aus Häusern, von den Dächern, aus Fenstern winkten Menschen und riefen ihnen etwas zu.
    Fang schon an, Gilagóg, fang an!, forderte Herr Schütz den Zigeuner auf, der bisher mit einer Kiste auf dem Schoß im Bug des Bootes gekauert hatte. Sie gerieten in einen Strudel, schon zum zweiten Mal drehten sie sich im Kreis. Peter lachte, auf seinem Kopf balancierte er wieder eine Flasche. Klara sah im Dreck des Wassers merkwürdige Dinge, zwischen kreiselnden Holzscheiten, dahintreibenden Lumpen und Papier, zwischen dem Untergang geweihtem Menschenkram wiegten sich Rosenblüten, rote, gelbe und weiße!
    Imre griff sich an den Kopf, großer Gott!
    Kigl nickte wie von Sinnen, ich habe es gewusst, ich habe es gewusst!
    Klara lachte herzhaft auf.
    Blüten schwebten und taumelten im Wasser, Pelargonien und Narzissen, Lotosblüten, Seerosen, die riesigen Bälle der Pfingstrosen, lange Dahlien spielten in dem Strudel, und auf einmal begannen Klara und die anderen nach ihnen zu greifen.
    Blumen, Herr Schütz, Blumen schwimmen im Wasser!, rief Klara.
    Aber natürlich, was habt ihr erwartet, ihr Dummköpfe?!
    Die Blüten von Kamille, Kornblume, Malve und seltenen exotischen Blumen!
    Ihr törichten Menschen!, schrie Herr Schütz, er griff ins Wasser, fischte eine Blüte heraus und verschlang sie, eine Lilie, schrie er, ich glaube, es war eine Lilie!
    Und das eine Chrysantheme, eine Malve!
    Und sie aßen unter Gelächter und Gejohle die schlammigen, schmutzigen Blumen, sie fraßen sie, sie fraßen sie!
    Manchmal saßen sie nur da, beruhigt und müde, Imre hatte den gewürfelten Mantel nun über Klara gebreitet. Es war vorbei, allmählich war alles vorbei. Die Dinge der Welt begaben sich zur Ruhe, und zur Ruhe kam auch ihr Leben! Das Wasser wiegtesie friedlich. Da hörten sie platschende Geräusche. Nicht weit entfernt schwamm mit gemessenen Armschlägen der Grasmusikant, einen Moment hielt er inne, und man konnte hören, dass er musizierte, und sie sahen, dass in seinem Mund ein Grashalm wippte. Der Grasmusikant, dessen langes, kräftiges Haar von einem blauen Band gehalten wurde, lächelte und winkte ihnen zu. Um seinen Hals war ein Strick geschlungen, damit zog er eine Art Floß, auf dem Struwwelmadonna saß, das verrückte Mädchen winkte, Honig floss ihr aus dem Mund, ihre gelben Zähne glichen Bienchen, die sich auf das Zahnfleisch verirrt hatten. Auch sie sang.
    Singe, Struwwelmadonna, singe immerzu!
    O weh, flüsterte Klara, o Gott!
    Der Zigeuner hatte den Kopf auf die Brust sinken lassen, er war vollkommen durchnässt und zitterte, doch er stammelte die Weltgeschichte der Zigeuner schon zum zweiten Mal. Kigl, der verrückte Redakteur, hielt den Kopf von Herrn Schütz auf dem Schoß, er streichelte ihn verklärt, wie schön, wie furchtbar schön war dieser verfluchte Deutsche! Der Mund des alten Mannes war offen, er atmete nicht. Der Doktor war tot. Herr Schütz lebte nicht mehr, denn einmal, wer erinnerte sich schon daran, hatte er angekündigt, dass er an diesem Tag sterben würde. Du bist gestorben, Schütz, Alter, auch du lebst nicht ewig! Friede deiner Asche, mögest du es jetzt leicht haben! Kigl rappelte sich auf und verbeugte sich, als hätte er ein Publikum. Sie hatten nicht alle Blüten ins Wasser gestreut, es waren bereits genug darin. Über den Trümmern begann der Himmel zu bluten, die Sonne ging auf.
    Und sie aßen, fraßen und verspeisten die Blüten.
    Peter weinte wie ein Kind, er griff in seine Jacke und holte ein Gläschen mit Goldrand heraus, er hielt es Klara hin, dann stellte er es ihr in den Handteller, genau auf den roten Fleck. Imre streichelte Herrn Schütz das Gesicht und bestreute ihn mit Blüten. Klara schrie plötzlich auf, er lauscht, selbst aus dem Tod heraus lauscht er! Dann zuckte sie seufzend die Achseln, fröstelnd zogsie die Schultern hoch, blickte wieder auf die Blüten und rief den anderen, zu, seht, seht doch!
    Auf dem schmal gewordenen Gesicht des toten Doktors sahen sie eine runzelige weiße Wurzel, daneben ein gerade aufgegangenes Blatt, mit einem sich heftig windenden, hektischen Wurm darauf.
    Dann gab es nur noch Worte.
    Schon

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