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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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graues Plastik. Von der gleichen Schattierung, bemerkte ich, wie vom grauen Star getrübte Augen.
    Michaela Brand war auf einem grasbewachsenen Stück Land fünfzehn Meter westlich der Bagley Avenue gefunden worden, nördlich des National Boulevard, wo die Straßen unter dem Highway 10 verlaufen. Ein rechteckiger Fleck glänzte schwach, wo die Leiche das Unkraut niedergedrückt hatte. Die Überführung sorgte für kalten Schatten und erbarmungslosen Lärm. Graffiti prahlten und wüteten auf Betonwänden. An manchen Stellen war die Vegetation hüfthoch, Fingerhirse in heftiger Konkurrenz um Nährstoffe gegen beifußblättrige Ambrosie und Löwenzahn und irgendwelche Kriechgewächse, die ich nicht identifizieren konnte.
    Dies war städtischer Grund und Boden, Teil der Grunddienstbarkeit des Freeway, eingeklemmt zwischen den maßgeschneiderten, wohlhabenden Straßen von Beverlywood im Norden und den Arbeiterklasse-Apartmenthäusern von Culver City im Süden. Vor ein paar Jahren hatte es einige Probleme mit Straßenbanden gegeben, aber in letzter Zeit war mir nichts Derartiges zu Ohren gekommen. Trotzdem wäre es keine Gegend, durch die ich abends zu Fuß gehen würde, und ich überlegte, was Michaela wohl hierhergeführt hatte.
    Ihre Wohnung an der Holt lag zwei Meilen entfernt. In L.A. ist das eine Strecke, die man mit dem Auto zurücklegt, nicht zu Fuß. Ihr fünf Jahre alter Honda war noch nicht gefunden worden, und ich fragte mich, ob sie entführt worden war.
    Diesmal im Ernst.
    Zu viel Ironie.
    »Woran denkst du?«, fragte Milo.
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Du siehst so nachdenklich aus. Lass es raus, Mann.«
    »Es gibt nichts zu sagen.«
    Er fuhr sich mit der Hand über das große Gesicht und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an, als wären wir einander gerade vorgestellt worden. Er war für schmutzige Arbeit angezogen: rostfarbene Nylonwindjacke, weißes bügelfreies Hemd mit hochgebogenem Kragen, dünner, ochsenblutfarbener Schlips, der einem doppelten Rindswürstchen glich, ausgebeulte braune Hose und sandfarbene Boots mit rosafarbenen Gummisohlen.
    Sein frischer Haarschnitt bot die übliche »Frisur«, was bedeutete: an den Seiten kurz geschoren, was die weißen Haare unterstrich, und oben dicht und schwarz, ein Hahnenkamm widerspenstiger Tollen. Seine Koteletten endeten nun einen Zentimeter unterhalb fleischiger Ohrläppchen und erinnerten an die schlimmste Art von Elvis-Imitator. Sein Gewicht hatte sich stabilisiert; meiner Schätzung nach verteilten sich hundertfünfzehn Kilo auf seinem eins neunzig großen Körper, eine Menge davon als Bauch.
    Als er aus dem Schatten der Überführung trat, vergrößerte Sonnenlicht seine Aknenarben und die grausamen Tendenzen der Schwerkraft. Altersmäßig trennten uns Monate. Er sagte mir gern, dass ich sehr viel langsamer älter wurde als er. Ich antwortete normalerweise, dass die Umstände sich mitunter schnell ändern konnten.
    Er tut fast alles, um den Eindruck zu erwecken, es wäre ihm egal, wie er aussieht, aber ich habe seit langem den Verdacht, dass tief in seiner Seele ein Selbstbild begraben ist: schwul, aber nicht so, wie man denkt .
    Rick Silverman hat es vor langer Zeit aufgegeben, ihm Sachen zu kaufen, die nie getragen werden. Rick lässt sich alle zwei Wochen in einem teuren Salon in West Hollywood die Haare schneiden. Milo fährt alle zwei Monate zur Ecke La Brea und Washington, wo er seine sieben Dollar plus Trinkgeld einem neunundachtzig Jahre alten Friseur in die Hand drückt, der behauptet, Eisenhower im Zweiten Weltkrieg die Haare geschnitten zu haben.
    Ich hatte dem Laden mal einen Besuch abgestattet: grauer Linoleumboden, quietschende Sessel, vergilbte Brylcreme-Plakate mit lächelnd ihre Zähne zeigenden Weißen und ähnlich antike Reklamebilder für Murrays glättende Pomade, die für die überwiegend schwarze Kundschaft bestimmt war.
    Milo gab gerne mit der Ike-Connection an.
    »Wahrscheinlich eine einmalige Angelegenheit«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Damit Maurice nicht vors Kriegsgericht kam.«
    Als wir dieses Gespräch führten, saßen wir in einer irischen Kneipe an der Fairfax in der Nähe des Olympic, tranken Chivas und überzeugten uns gegenseitig, hochfliegende Denker zu sein. Ein Mann und eine Frau, nach denen Ausschau zu halten er vorgegeben hatte, waren bei einer Verkehrskontrolle in Montana geschnappt worden und wehrten sich gegen die Auslieferung. Sie hatten einen brutalen Mörder umgebracht, eine Bestie, die dringend hatte

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