Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
später hörte er dann das heftige Atmen mehrerer Männer vor seiner Tür. Jetzt flüsterte einer von ihnen etwas auf jugoslawisch, was Marko jedoch nicht verstehen konnte. Vorsichtig näherte er sich dem Spion, um festzustellen, dass seine Besucher nicht einmal das Licht im Hausflur angemacht hatten.
Oder war schon so viel Zeit vergangen, dass die Automatik ...
Er fand nicht mehr die Zeit, diesen letzten Gedanken zu Ende zu denken. Die komplette Eingangstür flog nach innen auf und begrub den eher schmächtigen Kroaten sofort unter sich. Jetzt kamen Schritte herein. Marko konnte schwere Stiefel erkennen. Von zwei ... nein drei ... nein, sogar vier Männern! Sie rissen die Tür hoch und schoben sie eilig in die Füllung zurück. Wortlos packten ihn dann zwei der Kerle, die kaum wirkten, als ob sie mit besonderer Vorsicht agieren wollten und warfen ihn grob auf sein Sofa. Zwei Sekunden später waren seine Hände und auch seine Füße bereits mit Kabelbindern gefesselt. Auf einen Knebel verzichteten die Typen. Ihnen war klar, dass Marko in keinem Fall schreien würde. Zumindest noch nicht.
Er würde ihnen nichts erzählen!
Nichts!
Und wenn sie ihn foltern würden.
Nichts!
Jetzt zog einer sein Handy aus der Tasche und betätigte zwei Tasten. »Es ist sicher!« Nur diese drei Worte sprach der Kerl, dann beendete er das Telefonat sofort. Ein paar Sekunden später klingelte es danach erneut an der Tür. Einer der zurückgebliebenen Männer drückte den Summer. Nur eine halbe Minute verging, als noch ein weiterer Mann ins Wohnzimmer trat, den Marko auf Anhieb erkannte.
»Milos«, stammelte der gefesselte Kroate erschrocken. »Du willst doch nicht etwa auf der Seite der Serben käm...«
30
»Was ist in der Zwischenzeit passiert?«, wollte Wegner wissen, als er den Führungsstab in der Davidwache erreichte.
»Unsere Streifen konnten fünf bewaffnete Männer vorläufig festnehmen. Ein gutes Dutzend andere Kerle haben danach sofort Reißaus genommen.«
»Also versuchen sie es auf anderen Wegen – eher unauffällig.«
»Sieht so aus. Aber die haben keine Chance. Aktuell sind über sechshundert Beamte auf der Straße und so wie es aussieht, vermeiden die Typen jegliche Eskalation. Wenn das so bleibt, dann behalten wir die Sache problemlos im Griff.«
Aus einem der Funkgeräte krähte jetzt die Stimme einer Streife: »Brauchen Verstärkung ... Reeperbahn, Ecke Holstenstraße ... Schüsse auf zwei Beamte! Verdächtige sind bereits in Gewahrsam ...«
»Dann bringt sie her! Wir haben genug Platz!«, bölkte der Einsatzleiter zurück. »Ich schicke ein paar Kollegen, falls die Kerle es dort nochmal versuchen wollen.«
Jetzt klingelte wieder Wegners Handy. Als er auf das Display schaute, erkannte er Veras Nummer. Das musste warten! Er würde sie später zurückrufen, wenn sich die Aufregung etwas gelegt hatte.
***
»Ich glaube, dass du mich nicht verstanden hast, Marko.« Der Unterweltboss tätschelte seinem kroatischen Landsmann die Wange und lächelte dabei freudlos. »Wir werden dich nicht umbringen. Zuerst schneiden wir wieder und wieder ein kleines Stück von dir ab – aber töten werden wir dich garantiert nicht ... noch nicht.«
Markos Anblick war zum Gotterbarmen. Er blutete heftig aus Mund und Nase. An seinem Hals lief das Blut ebenfalls in dünnen Bächen hinab, was daran lag, dass ihm einer der Kerle beide Ohrläppchen abgeschnitten hatte. Makabererweise lagen diese nun auf dem Glastisch vor ihm, neben seinem Handy, und wirkten wie zwei Cracker, die jemand dort vergessen hatte.
Jetzt klingelte Milos` Telefon. »Schön! Auf diesen Anruf habe ich schon gewartet.« Er nahm das Gespräch an und lauschte eine Weile in den Hörer. »Hol sie ans Telefon«, flüsterte er und hielt dann sein Handy an Markos Ohr. »Ich glaube, dass deine Mutter mit dir sprechen möchte, mein Lieber.«
Marko entglitten sämtliche Gesichtszüge. Das hysterische Gekreische seine Mutter erfüllte den ganzen Raum, obwohl nicht einmal der Lautsprecher eingeschaltet war. Weiter und weiter sackte der Kroate in seinen Fesseln zusammen. Für mehr als ein Stammeln schien ihm keine Kraft geblieben zu sein. Milos zog sein Handy zurück und beendete das Gespräch kommentarlos, trotz der Tatsache, dass Markos Mutter am anderen Ende der Leitung noch immer kreischte und zeterte.
»Nur dass wir uns verstehen«, begann Milos jetzt erneut in ruhigem Ton. »Bevor du stirbst, werden wir zuerst deine Mutter, dann deinen Vater, und zuletzt deine
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