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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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verspritzte seinen Inhalt kreuz und quer im Gastraum. »Perdono« , sagte er.
    »Porca miseria.« Der Junge bückte sich und begann, die Scherben einzusammeln. Er war ein hübscher Kerl mit schwarzen Locken und hellbrauner Haut. Massimo hätte ihn gerne gefragt, ob seine Eltern aus Sizilien stammten. Als er die letzte Scherbe auf sein Kehrblech gelegt hatte, beruhigten sich seine Hände. Seine Angst war sicher unbegründet. Sie waren viel zu jung, um Boten des Todes zu sein. Sicher würden sie gleich ins Fitnessstudio gehen oder sich per Handy mit ihren Freundinnen verabreden.
    »Maria, eine mit Artischockenherzen und eine Diavolo«, rief er in die Küche.
    »Si, bene!« , hörte er ihre vertraute Stimme aus der Küche. Sie waren seit fast vierzig Jahren verheiratet.
    »Wollt ihr schon was trinken?«, fragte er die frühen Gäste.
    »Eine Cola«, sagte der eine. Massimo holte eine eisgekühlte Dose aus dem weißbeleuchteten Kühlregal und riss mit einem Knall den Zipper auf. Als er sich wieder umdrehte, zog der Ältere gerade eine Pistole aus seinem Rucksack und legte sie beiläufig auf die Theke. Mit dem Schalldämpfer sah sie unförmig aus, fast wie eines dieser großen Spielzeuge für Jungen, die im Schwimmbad den Angriff von Außerirdischen nachspielten.
    »Kain, nicht!«, sagte sein jüngerer Begleiter leise und schluckte nervös, so dass sein Adamsapfel auf und ab hüpfte wie ein Specht an einem Baum.
    »Doch«, sagte Kain.
    Massimo wunderte sich, dass er überhaupt keine Angst hatte. Lauf, Maria! Wie sollte er es ihr nur sagen? Der Eingang zum Keller, der Hinterhof. Es gab Möglichkeiten, hier herauszukommen, aber wie warnte man jemanden im Angesicht seines Mörders?
    »Du hast es dir nicht anders überlegt?«, fragte Kain lauernd. »Wir haben dich oft genug gewarnt.«
    »Nein«, sagte Massimo unbeugsam. Er hatte sich geschworen zu reden, wenn es etwas zu sagen gab. »Ich komme aus Sizilien«, fügte er hinzu, als sei das eine Erklärung.
    »Wir nicht«, sagte der Junge, und seine Stimme zitterte. Schade um das Bürschchen. Er hatte schon verloren.
    »Wie auch immer.« Der Ältere zuckte die Schultern. »Dann musst du die Folgen tragen.«
    »Wovon?«, fragte er leise.
    »Dass du uns in die Quere gekommen bist, in die Suppe gespuckt hast. Such es dir selber aus! Du weißt, dass es Gesetze gibt, die man nicht bricht.«
    Das Schweigen, das zwischen ihnen stand, wurde unerträglich. Aus der Küche verbreitete sich ein köstlicher Geruch nach frischer Pizza mit sonnengereiften Tomaten. Maria hatte die Ofentür geöffnet. Die Zeit lief ab, und Massimo konnte nichts tun. Und dann stand sie in der offenen Tür, die Haare unter ihrer weißen Haube versteckt, die geschlossenen Pizzakartons in der Hand, und lächelte die beiden jungen Männer freundlich an.
    »Ihr habt sicher Hunger.« Ihre Wangen waren rot von der Hitze. Doch als sie die Pistole sah, weiteten sich ihre Augen. »Was …?«
    Lauf!, dachte er hilflos. Erinnerungen wurden wach. Catania in den Sechzigern, seine Vespa, Maria, das rote Kleid mit den schwarzen Tupfen, ihre hohen Absätze. Sie hatten getanzt. »Lauf!«, schrie er jetzt. Aber es dauerte, bis sie endgültig begriffen hatte. Sie starrte ungläubig von einem zum andern, die dampfenden Kartons fielen ihr aus der Hand.
    »Willst du?«, fragte Kain höflich seinen Bruder und deutete auf die Pistole.
    »No« , sagte der Jüngere geschockt.
    »Das wird ihn enttäuschen«, sagte Kain nachdenklich, griff nach der Pistole und schoss Massimo aus kurzer Entfernung in den Oberkörper. Geschockt schlug Maria die Hand vor den Mund. Da schoss Kain ein zweites Mal und traf sie mitten in die Brust. Blut breitete sich auf ihrer weißen Schürze aus. Eine Rose, dachte Massimo im Fallen. Und dann nichts mehr.

3.
    Leonie hatte den ganzen Morgen Kirschen entkernt und zu Marmelade verkocht, während ihr Vater Leander zum Angeln mitgenommen hatte. Jetzt waren sie endlich ausgehfertig. Leander steckte in einer neuen Windel, einer dreiviertellangen Jeans und einem gestreiften T-Shirt, und Leonie hatte sich nach dem Duschen in Schale geworfen. Ihr langes, braunes Haar fiel locker und frisch gewaschen über ihre Schultern. Sie trug geflochtene Ledersandalen, einen kurzen Leinenrock und eine weiße Bluse. Fast erinnerte sie ihre Kleidung an ihr elegantes Outfit in Rom, wo sie ihre Abende auf der Piazza Navona verbracht hatte, mit Blick auf die abendliche Flanierstunde der Römer.
    Sie setzte Leander in den Buggy.
    »Auf

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