Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)
etwas. Ein Schwerverletzter.«
»Warte!« Während sie ihre Lage schilderte, erhob sich Fabian und trat auf Alessio zu.
»Was gibt es denn noch?«, fragte er entnervt.
»Ich danke dir! Auch im Namen von Leonie. Du hast uns das Leben gerettet.«
Alessio nickte. Dann schaute er zu Leonie hinüber, die noch immer mit dem Handy am Ohr auf ihren Fersen hockte. Obwohl der Mann am anderen Ende der Leitung sie nicht sehen konnte, gestikulierte sie wild.
»Ich werde Laura davon erzählen, und sie wird sicher sehr stolz auf dich sein.«
»Sie können sie von mir grüßen.« Seine Stimme war heiser.
»Du könntest mit uns kommen«, sagte Fabian. »Du hast in Notwehr gehandelt. Der Handtaschenraub und die Körperverletzung bringen dich nicht für Jahre in den Jugendknast, wenn man deinen Hintergrund berücksichtigt.« Das Wort Mafia hing in der Luft wie ein modriger Geruch. Er dachte an Blankerts Leiche, die wahrscheinlich hinter dem Tor des uralten Schachts verweste.
»Nein, Mann.« Er schüttelte den Kopf über so viel halsstarrige Dummheit. »Kapierst du es immer noch nicht? Ich habe keine Angst vor dem Knast … Sie finden mich überall.«
Der Polizist biss sich auf die Unterlippe. »Wir können euch schützen, dich und deine Mutter. Ihr könntet eine neue Identität annehmen, ein neues Leben beginnen. Es gibt Zeugenschutzprogramme, Kronzeugenregelungen.«
Alessio schüttelte den Kopf. Der Typ wollte ihn einfach nicht verstehen.
»Sie hat ausgesagt, wie dein Vater gestorben ist.«
»Was?« Geschockt wich er einen Schritt zurück.
»Du hast ihn nicht getötet und deine Mutter auch nicht.«
»Doch!«, sagte er düster. Sie wussten nicht, dass jemand auch an Worten ersticken konnte. An Worten, die er selber sagte, an mangelnder Liebe, an seinen eigenen Taten. Und dass es Alessios Verachtung gewesen war, die Giorgio den Rest gegeben hatte.
Leonie hatte aufgelegt und wandte ihm ihren Blick zu. Obwohl der Himmel langsam grau und durchsichtig wurde, waren ihre Augen noch immer farblos wie Schatten. Schwankend, als sei ihr Körper aus Blei, kam sie auf die Füße und trat auf ihn zu.
»Bleib da!«, sagte sie beschwörend und breitete die Arme aus. Der Verletzte war noch immer still. Vielleicht starb er ja in diesem Moment. Hatte in der Bibel nicht Kain seinen jüngeren Bruder getötet? Alessio schauderte.
Er schüttelte den Kopf. »Ich muss gehen. Dann habe ich eine winzige Chance. So klein.« Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand deuteten einen Zentimeter an.
Der Wald lag jetzt im Zwielicht. Ein Heer von Vögeln begrüßte triumphierend den neuen Morgen. Unter dem grauen Himmel lag der Durchschlupf zu einem fast unsichtbaren Pfad, den er einschlagen konnte, vielleicht ein Wildwechsel. Er setzte seinen Fuß darauf, drehte sich nicht mehr um, tat einen Schritt und dann noch einen, zertrat einen Ast unter seinen Füßen, stolperte, rannte.
»Alessio!«, rief der Bulle.
»Lass ihn!«, sagte Leonie.
Alessio wandte sich nicht mehr um, sondern hielt seinen Blick starr geradeaus gerichtet und verschwand im Wald.
Danksagung
Da ist er nun, mein erster Krimi. Natürlich habe ich auch bei diesem Buch monatelang allein vor dem Schreibtisch gesessen, am imaginären Bleistift genagt und irgendwann hunderte von Manuskriptseiten in die Tasten gehauen. Dennoch ist für »Blutiger Regen« der praktische Rat und die Hilfe von vielen Leuten unabdingbar gewesen, denen ich hiermit danken möchte.
Zunächst einmal gilt mein Dank meiner Lektorin Susanne Kiesow, ohne die es das Buch nicht geben würde. Ich wandelte im Frühsommer 2011 etwas ziellos auf historischen Pfaden, als von ihr der Vorschlag kam, einen schwäbischen Krimi zu schreiben. Meine Heldin Leonie stand mir quasi sofort vor Augen, und einige Wochen später war das Projekt unter Dach und Fach. Vielen Dank auch an meine Agentin Julia Abrahams, ohne die meine schriftstellerischen Projekte wohl noch immer in der Schreibtischschublade liegen würden.
»Blutiger Regen« wäre nicht entstanden, wenn ich nicht Unterstützung bei der Recherche gehabt hätte. Paul Mejzlik, Hauptkommissar bei der Esslinger Polizei, hat mir in allen Fragen, die sich um Polizeiarbeit und kriminalistische Fachkenntnis drehen, Hilfestellung geleistet und mich vor so manchem Fettnäpfchen bewahrt. Von ihm weiß ich neben tausend anderen Dingen, dass es einen Unterschied zwischen Pistolen und Revolvern gibt und dass Erstere völlig ungeeignet für Giorgio Corteses Lieblingsspiel »Russisch
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