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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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mit. Mit weiten Sprüngen rannte Alessio die Burgsteige hinab. Als er die schäbige Unterführung durchquert hatte und auf dem Marktplatz stand, drehten sich Feuerräder hinter seinen Augenlidern, und seine Seite stach. Luft holen, schnell, und dann weiter! Diagonal, in Vogelfluglinie über den Platz und in die Bahnhofstraße. Einen Moment lang dachte er daran, wie er mit seinen Kumpels bei Saturn vorbeigegangen war, Notebooks und geile Spielerechner gucken, mit denen man die Nacht bei World of Warcraft verfeiern konnte.
    Aber das war in einem anderen Leben gewesen. Wenn sie überleben wollten, musste er das Notwendige tun. Ob der andere das Geld überhaupt nehmen würde? Um das zu erfahren, sollte Alessio es erst einmal haben. Er schüttelte alle Zweifel ab und rannte am Eiscafé Torre vorbei die Straße hinunter. So schnell, dass die Glasfassaden der Läden zu bunten Lichterschlieren verschwammen.
    Schließlich stand er vor der Filiale der Kreissparkasse und schob sich durch die Drehtür ins schicke, gläserne Foyer. Es war ruhig hier, so ruhig, dass er seine Hände vor Verlegenheit in die Hosentaschen steckte. Nur sein Herzschlag überschlug sich in seinen Ohren. Schweißtropfen rannen ihm den Rücken herunter. Sicher sah man an seinem erhitzten Gesicht, wie schnell er gerannt war. Um nicht aufzufallen, drehte er sich zur Seite und zog sich die Schirmmütze tief ins Gesicht. Es musste kurz vor Ende der Öffnungszeit sein, denn kaum noch Leute standen vor den Schaltern an. Aber von Zeit zu Zeit ging jemand an die Automaten. Unauffällig beobachtete er die Leute. War der Typ mit Surferhose und Emofrisur richtig, der eine Weile brauchte, bis ihm seine Geheimzahl einfiel? Zu stark, dachte er, und mindestens so schnell wie er selbst. Er musste sich ein schwächeres Opfer aussuchen. Die Frau, die zwei Alditüten auf den Boden setzte, um ihre quengelnden Zwillinge im Buggy zu beruhigen, sah müde aus und erinnerte ihn an seine Mutter Laura. Die nicht. Sie hatte sicher Ende des Monats Ebbe im Kühlschrank und fütterte ihre Kinder mit Nudeln pur. Da, der Geschäftsmann im gestreiften Anzug, der wär’s doch. Seine Hose spannte sich über dem Bauch, und auf seiner Halbglatze standen Schweißperlen. Er hatte sicher eine Million auf dem Konto. Nein! Er war ein Mitarbeiter, der kein Geld abholte, sondern sich nur am Automaten zu schaffen machte. Danach verschwand er in den Katakomben der Bank. Sorgenvoll blickte sich Alessio um. Hoffentlich hatte der Typ den Automaten nicht abgestellt. Aber nein. Ein grauhaariger Türke mit Mütze und Schnauzer zog Bargeld und zählte es mit seinem schwieligen Daumen nach. Auch nicht der Richtige. Ausländerpack so wie Alessio. Fast fühlte er sich wie Robin Hood, der die Reichen ausnahm und den Armen gab. Nur dass der andere nicht arm war.
    Er wollte gerade die Halle verlassen, als die alte Dame eintrat. Alessio wusste sofort, dass sie das ideale Opfer war. Sie hatte einen fiesen, fetten Mops an der Leine, der ihn instinktiv anknurrte. Sei still, Plattgesicht! Ihr Haar war silbergrau und frisch frisiert mit diesem lila Stich, den nur der Friseur hinkriegte. Immerhin passend zum lila Kostüm und der lila Kette. Übergewichtig war sie auch. Sie würde ihn sicher nicht verfolgen. Aber vor allem roch sie aus jeder Pore nach Reichtum. Von ihrer edlen Ledertasche bis zum Mund mit dem leicht verlaufenen rosa Lippenstift stank sie nach Geld. Gelassen machte sie sich am Automaten zu schaffen und zählte sich anschließend die Scheine ins Portemonnaie. Sogar die Fingernägel waren lila lackiert. Viele Scheine. Ob sie reichen würden, wusste Alessio nicht. Aber vielleicht würde der andere sie ja als Anzahlung annehmen.
    Die Frau zerrte ihren noch immer wild knurrenden Mops durch die Drehtür. »Ruhig, Mäxle!«, herrschte sie ihn an. Unauffällig folgte er ihr nach draußen.

5.
    Leonie stand am Busbahnhof und wartete auf die Linie 109 nach Sulzgries. Nach dem Termin beim Kinderarzt hatte sie noch Staubsaugertüten gekauft und nach Bodys für Leander geschaut, der aus seiner Kleidung mit Lichtgeschwindigkeit herauswuchs. Jetzt war sie einfach nur müde, so müde, dass sie über der Lenkstange des Buggys einschlafen könnte.
    Über dem Busbahnhof staute sich die Hitze unter einer dichten Wolkendecke. Schweißtropfen standen auf ihrer Oberlippe. Leonie fühlte sich, als würde sie gleich zerlaufen. Aber Leander wurde nach der Impfung immer unleidlicher und ließ ihr keine Ruhe.
    »Arghh«, grollte er

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