Blutlust
riesigen Insekten und den fremdartigen Vögeln. Von der steilen Treppe, den im schnellen Rhythmus geschlagenen Trommeln und den Schalen voller brennendem Öl.
Von dem steinernen Thron …
… und meinen Anbetern.
Männer … Frauen … hochgewachsen … stark.
In der Nacht glühende Augen … Reißzähne.
Sie brachten mir Opfergaben und knieten demütig vor mir nieder.
Sehnsucht in ihren Blicken.
Gier!
Immer detaillierter wurden diese Träume … wilder … orgienhafter … realer. Nacht für Nacht bekamen immer mehr der um mich herumtanzenden und sich ihrer und meiner Lust hingebenden Figuren Gesichter. Ihre sich umeinander und um mich windenden Leiber nahmen immer deutlichere Formen an. So, als würde ich sie durch einen dem Sonnenaufgang Meter für Meter weichenden Nebel hindurch immer besser erkennen können … mich immer klarer an sie … erinnern ?
Ja, je mehr die Erinnerungen an New York verblassten, umso mehr fühlten sich die Träume an ihrer Stelle an wie Rückblicke in eine tatsächlich stattgefunden habende Vergangenheit. Oder verblassten die Erinnerungen an New York, weil die Träume immer deutlicher wurden … immer lebendiger … wirklicher?
Und wirklicher wurden sie. So wirklich, dass ich jedes Mal schweißgebadet und bis in die Haarspitzen hinein erregt aufwachte … und den Rest der Nacht, bis in die frühen Morgenstunden hinein, genussvoll damit verbrachte, diese glühende Erregung zu stillen. Mittlerweile ging ich deshalb sogar oft zeitiger zu Bett. Nur um früher zu träumen. Denn dort im Dschungel meiner Träume, auf dem steinernen Thron auf der Spitze der Pyramide, war ich nicht Beute, sondern Göttin im Garten der Bestien.
Eine Sternschnuppe jagte über den Himmel, und auf der anderen Seite des Sees heulte ein Wolf.
Ich lächelte.
– ENDE –
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