Boeses mit Boesem
Geschäftlichen kommen, möchte ich gerne wissen, was für eine Art von Arbeit Sie machen.«
Vielleicht hatte sie das Schild an meiner Eingangstür ja übersehen. »Ich bin Detektiv, Miss Smith. Weibliche Klienten suchen mich normalerweise auf, um gewisse Zweifel an ihren Männern aufzuklären.«
»Sie leben also davon, dass Sie Ehen zerstören?«
|16| »Ich beende das Elend dieser Ehen.« Einmal hatte ich nur Stunden nach der Hochzeit für das Zerbrechen einer Ehe gesorgt. Der Vater der Braut hatte zu lange gewartet, bevor er entschied, dass er im Fall seines zukünftigen Schwiegersohns die auch sonst in geschäftlichen Angelegenheiten erforderliche Sorgfalt walten lassen wollte. Er hatte mich dafür bezahlt herauszufinden, was der Bräutigam in seinem alten Zuhause in San Francisco getrieben hatte. Die Antwort lautete, dass er wegen mehrerer Straftaten auf die Anklagebank gehörte. Ich flog am Hochzeitstag zurück und ruinierte einen Empfang, der wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als ich in einem ganzen Jahr verdiente. Auf lange Sicht war es so das Beste für die Braut, aber es tat mir schrecklich leid um das viele gute Essen.
»Klingt so, als arbeiteten wir in derselben Branche«, bemerkte sie.
Seit ich sie im Eingang hatte stehen sehen, dachte ich darüber nach, was ich an dieser Frau nicht mochte. Sie sah gut aus und wollte um jeden Preis gefallen. Sie war die Sorte Lady, bei der man leicht schwach werden konnte, wenn man nicht aufpasste, so leicht, wie man in einen offenen Kanalschacht fällt: Ein einziger Fehltritt und man stürzt ins Dunkle.
»Und was wollen Sie mir vorschlagen?«, fragte ich.
»Ich kenne ein gewisses Hotel in der Stadt, wo Männer sich gerne mit befreundeten Damen hinbegeben. Ich brauche Ihre Hilfe, um diese schrecklichen Verbrechen zu unterbinden.«
»Gehen Sie damit zur Polizei«, sagte ich. »Die New Yorker Polizei liebt sinnlose Fälle, mit denen sie sich vor dem neuen Bürgermeister profilieren kann.«
Der eigentlich von uns gewählte Mann hatte nach der Schlacht vom Christopher Park im letzten Jahr nicht mehr lange durchgehalten. Hätte man die letzten zehn Jahre verschlafen, hätte das nach einer gesunden Demokratie aussehen |17| können: Der Bürgermeister übernimmt die Verantwortung dafür, dass er einem Krieg mitten in der Stadt mit Dutzenden von Toten und noch mehr Verletzten nicht Einhalt geboten hat. Er hatte damals die Polizei zurückgehalten, während Milizen seine eigenen Wähler wegen des Verbrechens angriffen, schwul zu sein.
Der Bürgermeister hatte auf Befehl der Ältesten gehandelt, der Arschlöcher, die diese traurige Pseudo-Republik in Wahrheit lenkten. Wir hatten noch immer einen Kongress, für den jeder sich aufstellen lassen konnte, aber die Abgeordneten (inzwischen waren das nur noch Männer) und selbst der Präsident wären niemals ohne die Unterstützung der Ältesten gewählt worden. Einige von ihnen hatten Plätze in der Regierung übernommen, aber die meisten blieben in ihren Mega-Kirchen und Stiftungen, zufrieden damit, dass ihre Macht ein offenes Geheimnis war. Manchmal wünschte ich, sie würden einfach ins Weiße Haus einziehen und fertig, aber Amerika hielt zu viel auf sich, um zuzugeben, dass es eine Diktatur war.
Es überraschte mich, dass die Ältesten den Bürgermeister über die Klinge hatten springen lassen, da er ja nur ihrem Willen gefolgt war. Denn ob die Ältesten das nun befohlen hatten oder nicht, es waren ihre Fußsoldaten, die Anhänger der sogenannten Erweckungsbewegung, gewesen, die mit Schusswaffen nach Greenwich Village hineingeschlendert waren. Vielleicht nahmen die Ältesten dem Bürgermeister übel, dass die Einwohner sich gewehrt hatten und auch ein paar Erweckungsbewegte in die Leichensäcke verfrachtet hatten.
»Ich möchte nicht zur Polizei gehen«, sagte Mary. »Man hat mich dazu erzogen, an die Macht der Vergebung zu glauben.«
»Vor allem, wenn die Buße in Gestalt kleiner, ungekennzeichneter Geldscheinchen daherkommt.« Mary bemühte |18| sich noch nicht einmal, schockiert auszusehen. »Sie gehen ein ziemliches Risiko ein, mit einer solchen Idee an mich heranzutreten.«
»Sie wurden mir wärmstens empfohlen«, gab sie zurück.
»Wer hat denn mein Lob gesungen?«
»Little Nicky.« Nicky Provenzano hielt sich für einen Schlaukopf, weil sein Name auf einem Vokal endete. Vor einiger Zeit hatte ich einige Gangster daran gehindert, ihn tüchtig in den Arsch zu treten, und er hatte sich nun revanchiert, indem er
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