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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Trotzdem mussten wir auf Anordnung von ganz oben auch einige Kollegen unserer Dienststelle dazu abordnen.«
    »Ist mir durchaus bekannt.«
    Eberle ließ einen Stoßseufzer verlauten. »Obwohl unsere Personaldecke zur Zeit sowieso extrem dünn ist.« Mit einer flüchtigen Geste strich er über sein sehr gepflegtes, leicht angegrautes Kinnbärtchen. Dann machte er eine wegwerfende Handbewegung. »Und zu allem Übel nimmt auch noch der Kollege Schauß an dieser Interpol-Fortbildung in Brüssel teil.«
    »Auch das ist mir hinlänglich bekannt, Herr Kriminaldirektor«, entgegnete der Leiter des K1. Anscheinend riss ihm gerade der Geduldsfaden. Er rollte die Augen, hob die Schulterblätter, drehte die Handinnenflächen nach außen. »Nur was hab ich denn damit zu tun, verdammt noch mal?«, blaffte er mit anschwellender Stimme.
    »Bitte sachlich bleiben«, mahnte der ranghöchste Vertreter der Staatsanwaltschaft.
    »Auf was wollen Sie denn nun eigentlich hinaus? Wenn Sie mir jetzt nicht augenblicklich sagen, was Sache ist, gehe ich«, setzte Tannenberg unbeeindruckt nach. Demonstrativ blickte er auf seine Armbanduhr. »Ich hab nämlich nicht mehr viel Zeit. In einer halben Stunde beginnt die Frühbesprechung und ich muss mich noch darauf vorbereiten. Auch wenn gegenwärtig tatsächlich nicht …«
    »Gut, dann bringen wir die delikate Angelegenheit nun auf den Punkt«, warf Dr. Hollerbach mit energischem Tonfall dazwischen. Mit einem gequälten Seitenblick auf den Kriminaldirektor schob er nach: »Ich hab meine Zeit ja schließlich auch nicht gestohlen.«
    Eberles Telefon läutete.
    »Es ist für Sie, Tannenberg.«
    »Wer?«
    »Ihre Mutter.«
    »Meine Mutter? Ich hab jetzt keine Zeit.«
    Der Kriminaldirektor hielt ihm den Hörer entgegen. »Sagen Sie es ihr bitte selbst. Die gute Frau erscheint mir ziemlich aufgelöst. Vielleicht ist ja irgendwas mit Ihrer Familie.«
    Dieses Wort versetzte Tannenberg sofort einen Stich ins Herz. Er riss Eberle das Mobilteil aus der Hand. »Was ist passiert?«, fragte er mit bebender Stimme. »Vater – Herzinfarkt?« Er wurde kreidebleich, schien von der einen zur anderen Sekunde um Jahre gealtert. »Um Gottes willen.« Plötzlich entspannte sich seine schreckverzerrte Mimik wieder. »Ach, er hat gar keinen Herzinfarkt.«
    Zunächst lauschte er den hektischen Worten seiner Mutter noch geduldig, doch dann explodierte er auf einmal. »Er hat nur Angst, dass er gleich einen bekommt. Aber warum? … Und deswegen störst du mich in einer Besprechung? Nein, ich kann ihm nicht helfen.« Wütend drückte er die Unterbrechertaste.
    »Wohl doch nichts Dramatisches?«
    »Nein, jedenfalls nicht für mich«, gab Tannenberg kurz angebunden zurück.
    Unterdessen taxierte ihn Dr. Hollerbach mit einem forschen Blick. »Herr Hauptkommissar, wissen Sie eigentlich, was ein Koi ist?«
    »Bitte?«, knurrte der Kriminalbeamte.
    Der Themenwechsel war derart abrupt erfolgt, dass sein immer noch mit dem merkwürdigen Telefonat beschäftigtes Gehirn mehr als nur einen Augenblick benötigte, um den Inhalt dieser Frage verarbeiten zu können. Sein ziemlich debil wirkendes Mienenspiel war in diesem Moment ausgesprochen unvorteilhaft für ihn: Augen und Mund weit geöffnet, die Brauen zur gefalteten Stirn emporgezogen, das Kinn fest an den Hals gedrückt.
    Eine Chance, die sich Dr. Hollerbach offensichtlich nicht entgehen lassen wollte. »Sie müssten sich jetzt im Spiegel sehen«, höhnte er. »Stan Laurel ist gar nichts dagegen. Doofer geht’s wirklich nicht.«
    Während Tannenberg vor Zorn wie gelähmt schien, sprang sein Vorgesetzter für ihn in die Bresche. »Herr Oberstaatsanwalt, lassen Sie doch bitte diese alberne Polemik«, bemerkte Kriminaldirektor Eberle in gereiztem Ton. Schließlich war ihm die unverhohlene Kritik Dr. Hollerbachs an seiner bisherigen Gesprächsführung nicht entgangen. »Wir müssen diese leidige Angelegenheit gemeinsam, und vor allem mit der gebotenen Ernsthaftigkeit angehen. Also noch mal …«
    »Natürlich weiß ich, was Kois sind«, verkündete der Leiter des K 1, nachdem er seinen kurzzeitigen Schockzustand überwunden hatte. »Das sind diese potthässlichen Viecher, für die manche Japaner ein Vermögen ausgeben.«
    »Nicht nur Japaner«, entgegnete der Oberstaatsanwalt in Oberlehrermanier. »Auch bei uns werden inzwischen gigantische Preise für besonders schöne Exemplare bezahlt.«
    »Schön? Na ja.« Tannenberg schüttelte angewidert den Kopf. »Die würde ich noch nicht mal

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