Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
Vom Netzwerk:
sich genau aussuchen können, wie ihre Kinder aussehen sollten. Natürlich hübsch. Ein junger Gott wie Chakrapani, die Züge wie in Stein gemeißelt, die Augen groß und funkelnd.
    Doch dann war das sogenannte Virus gekommen, um das Dach zu vergiften. Niemand wusste genau, was es war, und das Dach selbst schwieg sich zu diesem Thema aus. Doch nach wenigen Monaten war die Produktion neuer Nanomaschinen – die für die medizinischen und anderen Wunder verantwortlich waren – plötzlich zum Erliegen gekommen.
    Nur ein Jahr trennte Chakrapani von den sogenannten »Krisenbabys« wie Hiresh. Sie gehörten zur ersten Generation, die ohne Modifikationen geboren wurde. Sie waren schwächlich und hilflos. Aber sie waren nicht immer völlig unbegabt, und Hiresh hatte eine ganz eigene Stärke entwickelt: Er erkannte einen Schwachpunkt, wenn er einen sah.
    Chakrapani, für den der Elitestatus immer noch etwas Neues war, vergaß in seiner Wut die wenigen Dinge, die er in der Ausbildung gelernt hatte. Seine Haltung war völlig falsch, und als er den Fuß zum tödlichen Schlag hob, warf sich Hiresh mit seinem zierlichen Körper gegen die Kniekehle des anderen Beins. Der Mann stürzte, rollte sich am Boden ab und war im nächsten Moment wieder aufgesprungen, um sich seinem neuen Gegner zu stellen.
    »Die Götter mögen mir helfen«, flüsterte Hiresh. Unablässig drang Schaum zwischen Chakrapanis Lippen hervor. Seine Pupillen waren riesig, und ein tierhaftes Stöhnen kam aus den Tiefen seiner Brust.
    Hiresh spürte etwas Warmes an seinen Beinen herabrinnen.
    Dann fiel Chakrapani neben ihm auf das Gesicht, und Hiresh sah, dass sein Rücken mit kleinen Pfeilen gespickt war. Eine Einheit aus Männern und Frauen in Rüstungen ließ die Waffen sinken und schlug sich gegenseitig auf die Handflächen. Hinter ihnen tauchte ein großer, eleganter Mann auf, der vorsichtig über die Trümmer der Einrichtung des Raumes hinwegstieg. Seine Miene war ausdruckslos. Dr. Narindi.
    Er schüttelte den Kopf, als er Purami betrachtete, die in den Armen ihres Körperdieners weinte, und bedachte Chakrapani mit einem tadelnden Blick. Schließlich wandte er sich von den Kämpfern ab. »Und du bist …« Er schloss die Augen und griff auf die virtuelle Realität zu, die als Dachraum bekannt war. »… Hiresh?«
    »Ja, Doktor.« Er fand es komisch, dass er einmal gedacht hatte, »Doktor« wäre der Name des Mannes. Dann hatte sich herausgestellt, dass es eine Art Berufsbezeichnung war, die aus der fernen Vergangenheit stammte, als die Menschheit noch nicht gelernt hatte, gesundheitliche Probleme mit technischen Mitteln zu lösen. Doch warum jemand jetzt noch auf einer solchen Bezeichnung bestand, war für Hiresh nicht nachvollziehbar.
    Der Mann zeigte auf Chakrapani. »Vor der Krise hätten wir so jemanden abserviert. Leider können wir uns das jetzt nicht mehr erlauben. Die Elite ist zu wertvoll. Ich werde meine Medizin an diesem Idioten verschwenden müssen.« Er zuckte mit den Schultern. »Mach ihn sauber, Hiresh.«
    »Ich?«
    »Wer sonst?« Der Doktor deutete in die Ecke, in der Chakrapanis Diener lag. Er zuckte, aber Hiresh war klar, dass niemand seine Medizin an einen Auszubildenden vergeuden würde. In diesen schwierigen Zeiten wurden andere Prioritäten gesetzt.
    »Deine Hauptaufgabe besteht darin, den jungen Chakrapani aus Schwierigkeiten herauszuhalten, bis er sein Gleichgewicht gefunden hat, ja? Wenn du länger durchhältst als seine bisherigen zwei Körperdiener, werde ich dafür sorgen, dass du auf die Höherstufungsliste kommst.«
    Der Doktor machte auf dem Absatz kehrt und überließ es dem neu ernannten Diener, sich um seinen furchterregenden Meister zu kümmern.
    »Du hast dich nass gemacht«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    »Hallo, Tarini.« Nach der Feuerprobe schnappte er immer noch keuchend nach Luft. »Danke, dass du es bemerkt hast.«
    Sie stammte aus derselben Generation wie er, ebenfalls ein »Krisenbaby« mit ungleichmäßigen Zähnen und einem Auge, das etwas kleiner als das andere war. Sie stupste Chakrapani mit dem nackten Zeh an. Auszubildende hatten noch keinen Anspruch auf Schuhe, und die meisten hätten ohnehin keine tragen wollen. »Nimm die Beförderung nicht an, Hiresh.«
    War sie verrückt geworden? »Das könnte meine große Chance auf eine Höherstufung sein.«
    »Es ist ein Todesurteil. Glaubst du, Chakrapani wird niemals erfahren, wer ihn zur Strecke gebracht hat? Ein Elitemitglied, das von einem Krisenbaby erledigt

Weitere Kostenlose Bücher