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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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komplette Welt, auf dessen Oberfläche es von Fleischfressern wimmelte. Die Rechenleistung, die fast jede Wand und jeden Gegenstand erfüllte, machte es möglich, alle Fragen zu beantworten, die nicht in die Politik oder die Privatsphäre der Bewohner eingriffen.
    Also schloss Hiresh mit absoluter Zuversicht die Augen und stellte seine Anfrage. Ich möchte wissen, woraus das hier gemacht ist. Der Pfeil versank im Boden, wo winzige Maschinen die Chemikalien in der Spitze analysieren würden. Im nächsten Moment hatte er eine Antwort, die das Dach für ihn speicherte.
    Wie lange wird Chakrapani bewusstlos sein? , fragte er dann. Die Information schlich sich in den Hintergrund seines Bewusstseins, wie etwas, das er schon die ganze Zeit gewusst hatte und an das er sich erst jetzt erinnerte. Drei Tage. Gut, sehr gut. Das würde ihn seinem Ziel ein Stück näher bringen. In nur wenigen Wochen konnte er auf der Höherstufungsliste stehen. Und wenn er Chakrapani zu diesem Zweck so lange betäuben musste … dann würde er es schon irgendwie bewerkstelligen. Fürs Erste steckte er sich einen Pfeil in eine Tasche seiner Auszubildendenuniform.
    Er rappelte sich auf und befahl dem Boden, sich unter seinem bewusstlosen Meister zu erheben und zu einer Rollbahre umzustrukturieren. Dann schob er sie aus dem Raum und zum Quartier, das er nun mit Chakrapani teilen würde.
    Hiresh hatte sich schon immer gefragt, ob die Elite-Akademie absichtlich so angelegt worden war, dass sie bei den Bewohnern Agoraphobie und Schwindelgefühle auslöste. Das Erste, was ein neuer Student bemerkte, war, wie leer und ruhig das Gebäude zu sein schien. Mehrere imposante Räume und Vortragssäle umgaben einen kleinen Park in der Mitte. Der gesamte Komplex beherbergte weniger als tausend Menschen gleichzeitig – hier war es einsam wie in einer Wüste! Die meisten Auszubildenden baten das Dach, ihr Sehvermögen ein wenig anzupassen, damit sie ein angenehmeres Gedränge wahrnahmen (oder sich einbildeten, es wahrzunehmen).
    Hiresh hatte es nie getan.
    Er ließ Chakrapani in seinem Quartier zurück und stellte fest, dass er ein komplettes Kämmerchen für sich selbst beanspruchen konnte. Hier war genügend Platz, um sich hinzulegen und sogar ein wenig auszustrecken. Das war viel mehr als fast alle Menschen außerhalb der Akademie heutzutage für sich hatten, mehr, als er seit seiner Kindheit erlebt hatte. »Spiegel.« Er sprach laut, um den Klang einer Stimme zu hören. Die Decke gehorchte und zeigte ihm sein Spiegelbild – einen spindeldürren Jungen, der höchstens die Hälfte der angeblich sechzehn Jahre alt zu sein schien. Eine auffällige gebrochene Nase ragte unter den kleinen Augen hervor.
    Er pfiff sarkastisch. Purami und ihresgleichen würden niemals nach ihm schmachten, aber das spielte keine Rolle mehr. Was nun kam, erinnerte ihn an sein wahres Lebensziel, die Rechtmäßigkeit seiner Motive. Er zog das Oberteil seiner Uniform aus. Es gab jemanden aus seinem alten Leben, der ihn viel mehr brauchte als Purami, oh ja. Dann kam die klebrige Hose dran, die von der Wand absorbiert wurde, um gereinigt zu werden. Er streckte sich nackt unter seinem eigenen Spiegelbild aus.
    Narben bedeckten den Jungen, den er an der Decke sah. Auf der dunklen Haut seiner drawidischen Vorfahren wirkten sie noch schrecklicher. Über jeden Arm verlief eine Linie aus blasser und schrumpeliger Haut, als hätte ein Verrückter mit einem stumpfen Messer darauf eingestochen. Genau das war passiert. Derselbe Verrückte hatte anschließend Hireshs Beine und Füße bearbeitet, bevor er auch seinen Oberkörper in eine knotige Masse verwandelt hatte. Er konnte sich gut an die Schmerzen erinnern – und an den anderen Schmerz, den er davor empfunden hatte.
    Nur die Medizin konnte seine Haut wieder glätten. Purami würde mit ihrem gebrochenen Bein zweifellos in diesen Genuss kommen. Und sie würde nach einem Tag wieder gehen können. Aber an einen bloßen Diener würde man sie niemals vergeuden. Außerdem wollte Hiresh gar keine Medizin. Diese Narben waren sein Beweis. Er hatte dafür einen hohen Preis gezahlt, und er würde nicht zulassen, dass man sie ihm wieder wegnahm.
    Nach einer Weile wurde er sentimental. Das durfte er sich nicht erlauben. Andere – die Milliarden und Abermilliarden – hätten sich vielleicht mit den vielen Unterhaltungsmöglichkeiten des Daches abgelenkt. In den Korridoren und auf den Plätzen, in den weitläufigen Parks und an den künstlichen Stränden, an

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