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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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hat.«
    »Saatgut«, sagte Kubar und spuckte aus. »Das hat sie dir versprochen. Aber das würde man dir niemals erlauben, verstehst du? Du dürftest nichts davon behalten. Denn wenn du nicht um deine Nahrung kämpfen müsstest, welchen Sinn hätte es dann noch, überhaupt hier zu sein? Auf wen würden sie dann herabblicken? Sie haben sämtliche Pflanzen verboten, die man essen könnte, Stolperzunge. Nur weil es ihnen Spaß macht, euch bluten zu sehen. Warum sollten sie jetzt irgendetwas daran ändern?«
    »Das spielt keine Rolle, Kubar. Ich muss es versuchen. Wir haben immer wieder darüber gesprochen. Wir werden keine hundert Tage überleben, wenn die Wühler bis zu dieser Seite der Hügel vorstoßen.«
    Kubar nickte langsam und ließ die Schultern hängen. Und während weiterhin alle Blicke auf sie gerichtet waren, schloss er den Häuptling in die Arme. »Nimm mich mit«, flüsterte er. »Ich will nach Hause. Die Götter wissen, wie schrecklich es dort ist, aber … aber die Jagd … jeden Tag diese Angst. Ich kann nicht mehr … ich kann nicht mehr …«
    Behutsam schob Stolperzunge den Mann zurück.
    Dann lief er los zum Tor, beobachtet von allen Mitgliedern des Stammes, die ihn mit flehenden Blicken aufforderten, nicht zu gehen. Die Dachleute bezeichneten seine Vorfahren als »Deserteure«, wie Indrani ihm einmal erzählt hatte. Es ging darum, dass sie ihr Volk vor sehr, sehr langer Zeit dem Tod überlassen hatten. Diese Vorstellung hatte ihn entsetzt. Lügen , hatte er damals gedacht, denn welcher Mann würde seinen Stamm einfach so im Stich lassen?
    Er wagte es nicht, sich noch einmal umzublicken. Seine Schultern schmerzten unter dem Gewicht der Nahrung, die der Stamm ihm mitgegeben hatte – Nahrung, die eigentlich die anderen zum Überleben brauchten. Und er trug auch ihre Geschenke bei sich: Bilder ihrer Götter, den ersten Versuch eines Kindes, eine Steinschleuder zu machen, und andere gefährliche Symbole ihrer Liebe. Das alles würde er wegwerfen müssen, sobald er außer Sichtweite war.
    Die reine Verschwendung, dachte er. Er war unterwegs auf einer unmöglichen Mission, um eine Frau an einem Ort zu retten, an dem es sicherer war als hier. Zweifellos waren die Vorfahren sehr zornig auf ihn.
    Die schmalen Straßen, auf denen er ging, zerbröckelten um ihn herum. Stellen mit rotem und blauem Moos wurden von Wolken aus giftigen Insekten umschwirrt. Sie summten an seinen Ohren, kosteten von seinem Schweiß und ließen ihn dann in Ruhe. Er hielt sich in den kühlen Schatten halb eingestürzter Gebäude, während über ihm eine Sphäre langsam vor dem Licht des Daches dahinschwebte und sich nie allzu weit entfernte. Es kam ihm vor, als wären seine Sinne geschärft wie schon lange nicht mehr. Ein Geräusch in einer Nebengasse bewahrte ihn vor einem von Schleimern angelegten Hinterhalt, und sein Blick bemerkte frühzeitig die Spuren einer Jagdgruppe der Skelette. Nachdem er nun endlich zu ihr aufgebrochen war, hatten die Erinnerungen an Indrani die Macht verloren, ihn von den wesentlichen Dingen abzulenken.
    Ja, es war selbstsüchtig von ihm, sein Volk im Stich zu lassen. Ja, er hatte es aus den falschen Gründen getan. Aber trotzdem stimmte alles, was er zu Kubar und Steingesicht gesagt hatte. Die Zukunft des gesamten Stammes, die Zukunft der Welt , hing davon ab, dass Indrani zurückkehrte. Er würde sie zurückbringen, gegen ihre Feinde kämpfen, wenn es sein musste, und dann würde nichts sie wieder voneinander trennen können.
    Stolperzunge bewegte sich so leise wie möglich und achtete darauf, was sich hinter der nächsten Ecke verbergen mochte. Er vermied freie Flächen. Wo er aufgewachsen war, schienen sich die Ruinen endlos bis in alle Richtungen zu erstrecken, und nur die Legenden seines Stammes hatten darauf hingewiesen, dass dahinter vielleicht noch etwas anderes existierte. Die Geschichten erzählten, wie der Reisende vor sehr langer Zeit mit den besten Jägern auf Erkundung gegangen war. Er war allein zurückgekehrt und hatte das Leben und das Fleisch all seiner Gefährten verloren. Doch trotz seiner Dummheit hatte der Reisende nicht gelogen, als er behauptete, einen weit entfernten Ort gefunden zu haben, an dem das Dach die Oberfläche der Welt berührte. Sowohl Kubar als auch Indrani hatten es bestätigt: ein Berg , wie es genannt wurde, ähnlich wie die Hügel, die sich nun rechts von ihm erhoben, nur viel, viel größer.
    Diese Hügel markierten die Grenze zum Revier der Wühler, doch

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