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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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einen sechs Tage alten Backenbart.
    »Ich kenne Sie nicht, Clair«, sagte der Sergeant. »Woher kommen Sie?«
    »Ich kann nicht behaupten, von irgendwo zu kommen«, erwiderte Clair mit heiserer Stimme.
    »Haben Sie einen rauhen Hals?«
    »Allerdings«, brummte Clair. »Mir wäre lieber, Sie hätten ihn an meiner Stelle.«
    »Ich lege keinen Wert darauf. Ihre Heimatadresse?«
    »Ich habe keine. Fast mein ganzes Leben bin ich schon auf der Wanderschaft. Zuletzt habe ich auf der Humpy-Humpy-Station gearbeitet. In der Nähe von Winston, Queensland.«
    »Gut. Was haben Sie gestern abend getan?«
    »Ich war weiter unten am Fluß und habe ein halbes Dutzend Dingofallen aufgestellt«, antwortete Clair.
    »Da müssen Sie ziemlich naß geworden sein.«
    »Allerdings – sonst hätte ich mir auch nicht diese verdammte Erkältung geholt.«
    »Da hatten Sie wirklich Pech. Wann sind Sie denn aufgebrochen?«
    »Als die Sonne unterging.«
    Und wann sind Sie zurückgekommen?«
    »Kurz, nachdem die Leiche in die Schreinerei gebracht worden war.«
    »Gut, Clair. Nun schicken Sie McIntosh herein.«
    Auf die Frage des Sergeanten erklärte McIntosh – ein junger Bursche von achtzehn Jahren –, daß er mit dem Dienstmädchen ›poussiert‹ habe. Während des Regens hätten sie im Schurschuppen Zuflucht gesucht.
    Den Abschluß bildete Blair. Ein kleiner drahtiger Mann, keinen Meter fünfundsechzig groß, über fünfzig Jahre alt, aber elastisch wie ein Jüngling. Er hatte ein pustelübersätes Gesicht, graues Haar und ein Ziegenbärtchen.
    Blair wurde als Ochsentreiber beschäftigt. In Wilcannia war er stadtbekannt, denn man benötigte die gesamte Polizeimacht des Ortes, um ihn in die Gefängniszelle zu sperren. Und da er jedes Vierteljahr einmal nach Wilcannia kam, konnte man dieses Schauspiel mit gewohnter Regelmäßigkeit beobachten.
    Nun besaß Sergeant Knowles ein gebührendes Maß an Humor. Er trug Blair deshalb keineswegs die vielen Schrammen nach, die er sich jedesmal zugezogen hatte, wenn er und seine Beamten den Ochsentreiber in die Zelle verfrachten mußten. Im Gegenteil, er bewunderte Blair für dessen Mut und Kampfgeist – gleichgültig, ob in nüchternem oder betrunkenem Zustand.
    »Sie heißen Frederick Blair?«
    Der Ochsentreiber wollte dem Sergeanten deutlich zu verstehen geben, daß er nicht im geringsten nervös war. Mit arroganter Miene setzte er sich, schlug elegant die Beine übereinander und schob die Daumen in die Ärmellöcher seiner schmierigen Weste.
    »Tja, heiße ich wohl Frederick Blair?« Er blickte zur Decke. »Das frage ich mich jetzt selbst!«
    »Ich habe Sie gefragt«, meinte der Sergeant ruhig.
    »Wie viele von Ihren Prügelspezialisten haben Sie eigentlich mitgebracht?« fragte Blair ebenso ruhig.
    »Wachtmeister Dowling ist draußen.«
    »Ihr seid nur zu zweit? Dann werde ich ja mit der linken Hand mit euch fertig.« Blairs Ziegenbärtchen sträubte sich. »Nun hören Sie zu, Sergeant. Als ich das letztemal in Wilcannia war, hatte Ihr verdammtes Kittchen einen neuen Anstrich nötig. Also packten Sie mich und zwei andere und behaupteten, wir seien betrunken und würden randalieren. Dafür bekamen wir vierzehn Tage aufgebrummt, so daß wir ohne Bezahlung das Gefängnis streichen konnten. Nun möchte ich zunächst einmal wissen, wann Ihr vermaledeites Kittchen einen neuen Anstrich nötig hat.«
    »Frühestens in drei Monaten, Blair. Aber ich möchte jetzt wissen, wo –«
    »Was Sie wissen wollen, ist mir egal«, unterbrach ihn der Ochsentreiber wütend. »Aber ich möchte wissen, ob ich mich das nächstemal, wenn ich nach Wilcannia komme, in Ruhe und Frieden besaufen kann!«
    »Da müssen wir abwarten. Wo waren Sie gestern abend?«
    »Das möchten Sie wohl gern wissen?«
    »Allerdings!« Der Polizeibeamte wurde langsam ungeduldig.
    Blair beugte sich plötzlich vor, und seine blauen Augen funkelten spitzbübisch. »Gestern abend traf ich einen Eingeborenen und bat ihn um ein Streichholz. Aber er beschimpfte mich. Er nannte mich einen Polizeispitzel. Ausgerechnet mich, Sergeant! Da bin ich ins Haus gelaufen, habe mir die Trittleiter geborgt und bin zu dem Schwarzen zurückgerannt. Ich habe die Leiter neben ihm aufgebaut und bin hinaufgeklettert. Und dann habe ich ihm mit einer Schlangengurke, die ich zuvor im Garten geklaut hatte, den Schädel eingehauen.« Er wandte sich an den Schafzüchter. »Sehen Sie, Mr. Thornton, ich bin leider etwas kurz geraten, und ohne Leiter hätte ich den Schwarzen nicht

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