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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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urteilen, die sich in das Geheul der Sirenen mischten, so schnell wie möglich. Wenngleich es ihn durchaus fröhlich stimmte, seine Gefängniszelle endlich zu verlassen, gemahnten ihn das düstere Licht und die Steinmauern, dass er sich noch tief in dem festungsartigen Bau des Hauses Usher befand. Und während er seiner Retterin in die fackelbeleuchteten Gänge folgte, versuchte er dahinterzukommen, wie es dieser Geheimgesellschaft von Tunichtguten gelungen sein mochte, von seiner Position in dem nicht minder geheimen Ministerium für Eigenartige Vorkommnisse zu erfahren.
    Gegenwärtig außerstande, seine Überlegungen niederzuschreiben, machte Wellington sich im Geiste eine Notiz, den Direktor später in Kenntnis zu setzen, dass es irgendwo eine schwerwiegende Sicherheitslücke gab. Nachdem sie aber bereits zum dritten Mal nach links abgebogen waren, in einen weiteren identischen Steinkorridor mit weiteren identischen Zellentüren, fragte er sich, ob er überhaupt lange genug leben würde, um seine Schlussfolgerungen weiterzugeben.
    »Wissen Sie eigentlich, wohin Sie gehen?«, fragte er, und seine Stimme überschlug sich ein wenig.
    »Ja, wir gehen … « – sie hielt an einer Kreuzung inne und spähte hastig nach links und rechts – »… hier entlang.« Und einmal mehr zerrte sie ihn an der Jacke entschlossen hinter sich her.
    Als sie die nächste Kreuzung erreichten – die sich von den vorherigen in nichts unterschied – , wich sie plötzlich in den Gang zurück und stieß Wellington heftig gegen die Wand. In dem Moment, wo sein Hinterkopf wieder einmal Bekanntschaft mit einer Mauer machte, fiel Wellington entsetzt auf, dass er sich völlig gedankenlos führen ließ! Das darf nicht sein, dachte er, nicht einmal unter derart ungeheuerlichen Umständen.
    »Wellington Thornhill Books, Esquire«, platzte er heraus und hielt ihr die Hand hin. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Agentin … «
    Mit einer Hand hielt sie ihm den Mund zu und zog mit der anderen eine ihrer Pistolen. Ein Trupp Fußsoldaten lief an ihnen vorbei, doch unter dem kalten, strengen Blick der Frau wurde Wellington so stumm und reglos, wie sie selbst sich auch verhielt.
    Augenblicke später riss sie die Hand weg und funkelte ihn an.
    »Sie wollen sich förmlich vorstellen?«, flüsterte sie scharf. »Sind Sie verrückt?«
    Wellington starrte sie nur an und wiederholte: »Wellington Thornhill Books, Esquire, Chefarchivar des Ministeriums für Eigenartige Vorkommnisse. Und ich habe das Vergnügen mit … ?«
    Sie stieß einen verärgerten Seufzer aus. »Eliza D. Braun, Agentin im Außendienst und zurzeit …« Ihr Blick glitt an ihm vorbei, und ein Schuss hallte durch die Katakomben. Als Wellington herumfuhr, sah er einen Soldaten zusammenbrechen, der das Gewehr noch fest umklammert hielt. Die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf ihrem Gesicht. »Und zurzeit damit beschäftigt, für das Ministerium Ihren Allerwertesten zu retten. Weiter!«
    Wellington wollte sein Herz dazu bringen, schneller zu schlagen, seine Lungen zwingen, mehr Luft einzusaugen, damit er weiterlaufen konnte, als die Welt plötzlich in einem Kugelhagel unterging.
    Braun griff hinter sich und brachte eine kleine Kanone in Stellung, die sie auf dem Rücken getragen hatte. »Gehen Sie einfach weiter, Books. Ich bin direkt hinter Ihnen!«
    Das Gewehrfeuer der Soldaten traf glücklicherweise nur die Wände und den Boden. Dann folgten kurz aufeinander drei schwere Detonationen. Sie reichten nicht aus, um den Gang zum Einsturz zu bringen, doch die Enge des Raumes verstärkte die Druckwellen. Wellington stürzte weiter voran. Hatte der Beschuss aufgehört? Er konnte die Soldaten und ihre Gewehre nicht mehr hören. Für einen Moment war er von Dunkelheit eingehüllt, doch dann sah er vor sich Licht, das durch das Guckloch einer schmiedeeisernen Tür fiel. Das Licht war blendend weiß, greller als jede Lampe. Er legte die Hände an die Tür – sie war eiskalt. Vor ihnen lag der Weg in die Freiheit!
    Das laute Knirschen von etwas Schwerem, das über den Boden geschleift wurde, riss ihn zurück in die Wirklichkeit, die noch um einiges eisiger war als die Außenwelt. Sie waren noch immer in der Festung gefangen, und Agentin Eliza D. Braun zerrte einige Fässer heran, mit denen sie vor der verschlossenen Tür eine Barrikade errichtete.
    Dahinter gingen sie in Deckung und lehnten sich an die Wand. Wellington sah zu ihr hinüber.
    »Was jetzt?«, fragte er schließlich. Das

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