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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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Vortrag zum Thema »die Schädlichkeit des Rauchens« rechnen. Zwei seiner Kollegen, darunter sein bester Freund, der Mann, mit dem er sich das Büro teilte, hatte er so lange ins Gewissen geredet und subtil an ihren Selbsterhaltungstrieb appelliert, bis sie tatsächlich – freiwillig und aus Überzeugung – mit dem Rauchen aufhörten.
    Kamp hörte eine Tür zufallen und Schritte auf dem Gang. Er sah auf seine Uhr. Es war erst Viertel vor sieben, noch fünfzehn Minuten bis zum offiziellen Arbeitsbeginn. Das war ungewöhnlich. Die meisten erschienen, trotz Gleitzeit, maximal fünf Minuten früher. Er wollte gerade einen weiteren Blick auf den Parkplatz werfen, als sich die Bürotür öffnete.
    »Einen Wunderschönen!«
    Kamp sah übertrieben entsetzt auf seine Uhr. »Morgen! Was ist denn mit dir los? Hast du am Wochenende versehentlich schon auf Sommerzeit umgestellt?«
    »Welch erfrischender Humor! Nein, ich wollte einfach mal sehen, wie das ist, mitten in der Nacht aufzustehen. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dich nackt vor dem PC zu erwischen. Irgendeinen Grund muss es ja haben, dass du diesen Wahnsinn jeden Morgen durchziehst.«
    »Nackt vorm PC?«
    »Na ja. Du rauchst nicht, trinkst nicht, bist Vegetarier und Hochleistungssportler. Deine einzigen Drogen sind schwarzer Tee und Insulin. Jeder Mensch hat normalerweise irgendein Laster. Oder bist du am Ende gar kein Mensch?«
    »Ich bin zumindest kein Vegetarier, du Blödmann.«
    Tibbe hielt inne und starrte seinen Kollegen aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Sie sind doch nicht etwa der Mistkerl, der Schweinchen Babe gefressen hat?«
    Kamp grinste und rieb sich, begleitet von einem Seufzer, mit beiden Händen durchs Gesicht.
    Peter Tibbe war seit sieben Jahren in der Marketingabteilung. Kennengelernt hatten sie sich bereits an der Uni, einige Jahre zuvor. Freunde waren sie allerdings erst geworden, nachdem Kamp sein Studium beendet hatte und ebenfalls den Weg zu den AWB fand.
    Wie tief und intensiv die Freundschaft zwischen den beiden wurde, offenbarte sich unter anderem in der Tatsache, dass es nur ein Peter Tibbe wagen durfte, Witze auf Kosten von Kamps Krankheit zu machen.
    Im zarten Alter von vierzehn Jahren diagnostizierten die Ärzte einen Typ-1-Diabetes bei Thore Kamp, eine Krankheit, die ihn zu etwas zwang, was er sonst nur mit Menschen eher zwielichtiger Gesinnung in Verbindung brachte und ihm dementsprechend unangenehm, sogar regelrecht peinlich war. Er musste sich regelmäßig eine Spritze setzen. Sie enthielt zwar nur einen Wirkstoff, dessen Produktion ihm die eigene Bauchspeicheldrüse kategorisch verweigerte, aber den Akt des Spritzens an sich verband Kamp mit etwas Verbotenem.
    »Na, dann erzählen Sie mal, Herr Kamp, wie war das Wochenende mit der werten Schwester?«
    Kamp blickte verträumt aus dem Fenster und drehte sich abrupt zu seinem Kollegen um. »Übrigens war ich heute gar nicht als Erster hier. Frank Millers Wagen stand schon da, als ich gekommen bin.«
    Tibbe hängte seine Jacke an den Kleiderhaken, fischte eine Packung Kaugummis aus der Jackentasche und warf sie zielsicher auf seinen Schreibtisch.
    »Falsch, mein Lieber. Der ist gestern mit einem Dienstwagen Richtung München aufgebrochen, um da bis morgen an irgendeinem Seminar teilzunehmen. Beantwortest du meine Frage noch, oder sind die Informationen zu vertraulich, um sie preiszugeben?«
    »Was für eine Frage?«
    Tibbe starrte Kamp verständnislos an. »Na, wie das Wochenende bei deiner Schwester war!«
    »Ach so. Sorry. Ich war gar nicht bei ihr. Als ich Freitag heimkam, hatte sie mir auf den AB gesprochen. Hat ganz hektisch irgendetwas von einem unaufschiebbaren Termin gefaselt, den sie total verschwitzt hat. Es täte ihr entsetzlich leid, und wir holen es bei nächster Gelegenheit nach. Bussi und Tschö. Hab dann noch versucht, sie zu erreichen, aber da war sie wohl schon weg. Ich denke, ich werde sie heute Abend noch mal anrufen.«
    Tibbe steuerte die Tür an. »Ich hol mir mal eben ‘nen Kaffee. Wir quatschen gleich weiter.«
    Einige Minuten später kam er mit einer randvollen Tasse Kaffee ins Büro geschlichen und setzte sich, ohne gekleckert zu haben, an seinen Schreibtisch, direkt gegenüber von Kamps.
    »Gekleckert?«
    »Hättest du wohl gern!«
    »Ich hab mir vorhin die Hand verbrüht. Daran ist nur der Azubi schuld!«
    Tibbe zog die Augenbrauen hoch. »Wieso das?«
    »Wusstest du, dass sie jetzt Teesorten wie Roibusch-Karamell oder Roibusch-Vanille

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