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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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diesen Hohlladungen findet!«, sagte er ratlos.
    Tibbe nickte ernst. »Ich sage dir das jetzt so diplomatisch wie möglich… Du hast sie nicht alle! Das ist ihre Sache! Du bist nicht ihr Vater, sondern nur ihr Bruder.«
    Kamp hob abwiegelnd die Hände. »Lass uns da jetzt bitte nicht drüber reden, ich bin müde und praktisch wehrlos. Was machst du gleich noch?«
    Das war typisch für Kamp. Auf Kritik konnte er empfindlich reagieren, zumindest wenn es um sein Selbstverständnis als großer Bruder ging. Er versuchte dann immer so schnell wie möglich vom Thema abzulenken, um nicht noch mehr Argumente zu hören, die vielleicht sogar einen Sinn ergaben.
    Tibbe kannte diese Eigenart natürlich nur zu gut und wollte es deswegen nicht auf einen Streit anlegen.
    »Ich glaub, ich werd gleich noch ins ›Cave‹ gehen. Hab noch keinen Bock auf meine leere Wohnung.«
    Kamp riss die Augen auf. »In den Schuppen willst du? Da hängen doch immer die Kaputten rum!«
    Kamp sah seinen Freund mit den Augen rollen, bevor er sich mit dem Drehstuhl von ihm abwendete. Wie konnte der ihm so eine plumpe Steilvorlage geben? Tibbe wusste doch genau, wie er über das »Cave« und dessen Gäste dachte.
    »Du neigst mal wieder zur Übertreibung. Das sind doch ganz normale Leute! Die mögen sogar die gleiche Musik wie du«, nörgelte Tibbe und drehte sich ihm wieder zu.
    »Die kiffen!«
    »Einige rauchen vielleicht mal ‘nen Joint, aber das ist deren Problem. Ich geh da wegen der Musik hin. In der ganzen Stadt findest du keinen Laden, der bessere Mucke spielt.«
    Das musste selbst Kamp eingestehen, die Musik dort war vom Feinsten. Wenn nur nicht so viele schräge Vögel zur Klientel gehören würden. Zwar hatte ihm dort nie jemand etwas getan, aber bei seinem bis dato einzigen Stelldichein im »Cave« hatte er in ein paar Gesichter geblickt, die dafür sorgten, dass sich ihm die Nackenhaare aufstellten.
    Kamp wusste natürlich nur zu genau, woher seine generelle Abneigung gegenüber Kneipen rührte. Sein eigener Vater hätte eigentlich per Gesetz gezwungen werden müssen, seine Stammkneipe als Erstwohnsitz zu melden. Er hatte dort den Großteil seiner Zeit verbracht – in der Regel randvoll mit Amphetaminen oder Alkohol oder beidem – und bis zum Tag seines Verschwindens praktisch nichts unversucht gelassen, um Kamp und seiner Schwester die Kindheit zu versauen. Dafür hatte er ihn gehasst. Geschämt hatte er sich, sein Sohn zu sein.
    Seit dessen Verschwinden hatte er niemandem die ganze Wahrheit über seinen Vater erzählt, und er hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern. Nicht mal Tibbe wusste Bescheid.
    »Trotzdem würden mich da keine zehn Pferde mehr hinkriegen. Der Musiol aus dem Controlling ist da doch so was wie ein Stammgast, oder?«
    Tibbe nickte. Er wirkte genervt.
    »Er ist aber trotzdem ein netter Kerl.«
    Kamp wurde ganz kribbelig. »Von ihm weiß ich, dass er kifft. Erinnerst du dich noch an das eine Mal, als wir beide zusammen dort waren? Da hat er mir sogar einen angeboten. Das muss man sich mal vorstellen! Bietet mir einfach so einen Joint an – als wäre es das Normalste der Welt.«
    »Da kannte er dich eben noch nicht. Nach der Abfuhr, die du ihm erteilt hast, wird er das bestimmt nie wieder tun. Richtig ins Herz geschlossen hat er dich!«
    Kamp machte ein überraschtes Gesicht und verschränkte die Arme.
    »Er kann mich nicht leiden? Hat er das gesagt?«
    Es wurde allerhöchste Zeit, dass sie Feierabend machten. Tibbe hatte innerhalb von fünf Minuten zweimal den gleichen Fehler begangen.
    Kamp war zwar harmoniesüchtig, aber seine Art, die eigenen Überzeugungen mit manchmal missionarischem Eifer gegenüber den Fehlgeleiteten zu vertreten, stieß nicht immer auf Gegenliebe oder Verständnis. Eine Tatsache, die Kamp nicht so recht einleuchtete.
    »Nein, hat er nicht. Zumindest nicht so direkt. Er hat es schon etwas netter verpackt, so mit drei bis vier Lagen Geschenkpapier. Das ändert aber nichts am Inhalt. Er mag dich nicht besonders. Und bevor du jetzt Luft holst, um das Thema auszuwalzen, entspann dich bitte. Ich bin auch müde!«
    Kamp hob diplomatisch die Hände. »Einverstanden. Wir diskutieren das später mal aus.«
    Tibbe nickte müde, stand auf und ging zu seiner Jacke.
    »Machen wir. Schönen Gruß an deine Schwester und viel Spaß auf deiner Couch. Bis morgen.«
    »Schönen Feierabend, Pit.«
     
     
    In seinen eigenen vier Wänden angekommen, war Kamp völlig erschöpft. Behäbig stellte er eine

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