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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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betrachtete den Inhalt. »Ich habe eine bessere Idee. Diese seltsamen Sachen ... Es könnten Gedächtnisstützen sein. Mal angenommen, Seven hat von vornherein einkalkuliert, dass wir seine Erinnerungen löschen würden, und dafür gesorgt, dass er den Stick wiederfinden kann, sogar, wenn er ihn vergessen hat.«
    Was Jones anging, konnte ich ruhig krepieren, aber erst, wenn der Stick gefunden war. Also brachten mich zwei männliche Weißkittel zu einem Transporter. Sie steckten mich mitsamt Rucksack hinten rein, verschlossen die Tür und stiegen selbst vorn in den Wagen. Der Motor sprang an.
    Wir fuhren über einen holprigen Weg. Hinter den Scheiben war es pechschwarz. Das schwache Licht der Scheinwerfer war der einzige Halt in der sonst unergründlich dunklen Nacht.
    In meinem Kopf schwirrten die Fragen. Wer war ich? Woher kam ich und wohin brachten sie mich? Wer weiß, was sie mit mir vorhatten. Die Unsicherheit war lähmend. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, und legte meinen dröhnenden Kopf an die kühle Scheibe.
    Der Transporter fuhr immer weiter. Der Weg wurde breiter, die Schlaglöcher wichen Asphalt. Wir bogen auf eine größere Straße ab, aber ich sah immer noch nichts, was einer Bebauung ähnelte. Keine beleuchteten Häuserfenster, keine Tankstelle mit Neonreklame, nur diese Wand aus Finsternis. Zu meinem Erstaunen hielten wir dennoch an.
    Sie würden mich doch nicht hier zurücklassen?
    Die Tür flog auf. Ich klammerte mich an den Haltegriff am Fenster. Einer der Männer nahm mir meinen Rucksack ab und warf ihn mit Schwung hinaus. Kaum war er im hohen Gras am Wegrand gelandet, löste er sich im Nichts auf.
    »Jetzt er noch.«
    Ich konnte den Handgriff umklammern, wie ich wollte. Innerhalb von zehn Sekunden hatten mich die Weißkittel aufgezerrt und stießen mich aus dem Transporter. Ich berührte den Boden und spürte, dass mein Knöchel knackte, dann fiel ich der Länge nach auf den Asphalt. Es war, als würde mir jemand mit Schmirgelpapier über den Arm scheuern. Schmerz. Überall. Ich gab auf. Ich konnte nichts mehr. Wollte nichts mehr. Nur noch ganz still liegen bleiben und hoffen, dass alles aufhörte.
    »Wir sollten ihn besser etwas höher legen«, hörte ich einen der Männer sagen. »Weg von der Straße und außer Sicht. Er wurde heute Abend schon einmal gelöscht, der ist also vorläufig im Koma.«
    »Zwei Mal hintereinander? Was hat der Junge denn bloß Schreckliches getan?«
    »Keine Ahnung. Nimm sein Bein, dann greife ich ihn unter den Achseln.«
    Ich wurde hochgehoben und mitgeschleift. Das Gras raschelte an ihren Hosenbeinen.
    »So ist es weit genug.«
    Sie legten mich ab. Der Boden war noch warm vom Tag.
    »Ich lösche jetzt.«
    An meinem Ohr pikste etwas. Dann ging das Licht aus.

Teil 5
CooperationX
    Man darf nie verzweifeln.
Ich kenne sogar einen Katzendarm,
der es bis zur Geigensaite brachte.
(B. Mesotten)
    1
    Ich brauchte tatsächlich kein Notizbuch und keinen Stick mehr! Mein Gedächtnis war wieder da. Alles! Komplett! Es war überwältigend und wunderbar und gleichzeitig beängstigend. Es ging so schnell, dass mir ganz schwindelig war. Euphorie? Oder hatte ich einfach nur zu viel Blut verloren?
    Ich mahnte mich selbst zur Ruhe und legte den Mikrochip auf das letzte saubere Papierhandtuch. Ich faltete es zusammen, damit ich das Kleinod nicht verlieren konnte – der Chip war kaum größer als ein Reiskorn – und stopfte das Papier in meine Tasche. Danach war die Wunde an der Reihe. Jod darauf. Ich packte Verbandmull aus und drückte ihn auf die schmerzende Stelle. Noch mehr Watte gegen die Blutung. Ich verklebte das Ganze mit Leukoplast, tupfte den Rest des Bluts mit meinem Hemd ab und zog anschließend Laras Sweater wieder an.
    Schwindelig. Schon wieder. Ich musste mich erneut hinsetzen, auch wenn ich eigentlich keine Zeit hatte. Wie viele Minuten noch, bevor das graue Gebäude ...
    Geräusche im Toilettenraum! Und eine tiefe Männerstimme: »Ein Signal auf zwei Meter Abstand? Bingo. Er sitzt auf dem Klo.«
    Ruhig bleiben. Sie konnten mich nicht mehr zwingen. Nicht einmal mit hundert Alarmschnüren.
    Aber sie können sehr wohl die Tür eintreten, sagte eine irritierende Stimme in meinem Kopf.
    »Ich hätte ihn auch ohne den Chip gefunden«, hörte ich den Mann sagen. »Der Pick-up stand einfach vor der Tür.«
    Das war bestimmt der Mustangfahrer. Ich tippte darauf, dass er nicht in Gesellschaft eines anderen Mannes oder einer Frau war, sondern telefonierte, da ich

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