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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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würde ich zum Pick-up zurückgehen, aber sobald der Hubschrauber weiterflog, drehte ich mich um und nahm die Beine in die Hand. Mein Körper protestierte sofort. Seitenstiche. Mein Kopf fuhr Karussell. Ich musste mein Tempo anpassen, um nicht ohnmächtig zu werden.
    Der Turm und das graue Gebäude tauchten in einer Lichtsäule auf. Noch ein Hubschrauber! Warum landete er nicht auf dem Gelände, um die Jungs zu warnen und in Sicherheit zu bringen? Hatte die Cooperation vielleicht auch schon die Piloten in ihrer Gewalt?
    Rushhour. Über die Straße kam mir ein anderes Fahrzeug mit aufgeblendeten Scheinwerfern entgegen. Ich hielt die Hände schützend über meine Augen. Ein Transporter. Von der Cooperation. Vielleicht saßen die Boys darin! Ich lief näher zum Wegrand. Blöde Idee. Der Transporter hupte, fuhr mich fast über den Haufen und raste weiter. Plötzlich stand ich mitten in einem kleinen Sandsturm.
    Meine Augen brannten. Ich versuchte, den Staub herauszureiben, aber mein Blick blieb verschwommen. Wo waren die Hubschrauber? Ich sah keinen von beiden mehr am Himmel. Hinter mir heulten Sirenen. Blaulicht. Einbildung oder Wirklichkeit? Mir war so schwindelig. Flying high.
    Ein Wahnsinnsknall erschütterte den Himmel. Das Dach des grauen Gebäudes platzte wie eine überreife Melone. Flammen und Trümmer schossen in die Luft.
    »Neeeeeeiiiin!«
    In einem letzten verzweifelten Versuch rannte ich auf das Gebäude zu. Eine zweite Explosion. Der Sendemast fiel um. Der Turm blieb noch einen Moment aufrecht, bevor er wie ein Kartenhaus zusammenstürzte. Laufen! Mein Rucksack schlug mir gegen den Rücken. Wieder ein Knall. Schweiß lief meinen Hals hinunter. Zumindest dachte ich, es sei Schweiß, aber als ich darüberwischte, war meine Hand voller Blut. Ich fühlte an dem Verband. Schon durchweicht. Ich bekam einen metallischen Geschmack in den Mund und die Grasebene begann zu kippen.
    Ich öffnete die Augen. Als Erstes sah ich Flammen vor einem schwarzen Himmel. Sie schlugen aus dem großen grauen Gebäude. Es war von einem Gürtel aus Polizei- und Feuerwehrautos umgeben. Ihre Blinklichter verbreiteten eine seltsam unwirkliche blaurote Glut. Marsmenschen mit dicken Anzügen, Helmen und Masken ließen ihre ausgerollten Schläuche große Wasserfontänen ausspeien. Ich hatte das Gefühl, in der Hölle gelandet zu sein.
    »Er ist zu sich gekommen!«
    Eine Frau in Uniform prüfte meinen Puls. Da erst merkte ich, dass ich auf einer Krankentrage lag.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
    »Durst.«
    Sie gab mir Wasser aus einer Flasche mit Trinkhalm.
    Da war noch jemand. »Seven, Mann. Wir dachten, du seist hinüber!«
    Ungläubig starrte ich in das schwarze Gesicht. Das glitzernde Weiß der Augen. Die funkelnden Zähne. »L-Louis?«
    »Hä? Ich bin Six.« Er drückte meine Hand. »Wo warst du die ganze Zeit? Und was machst du hier? Du wärst beinahe verblutet.«
    »Dich retten. Aber ...« Ich sah wieder auf das Flammenmeer.
    »Alle sind in Sicherheit«, sagte Louis. »Eine Spezialeinheit hat uns schon vor einer Stunde rausgeholt, weil es eine Bombendrohung gab. Wir mussten das Gebäude verlassen und ein Stück entfernt warten – sehr zum Ärger der Weißkittel.«
    Vor einer Stunde schon. War es so lange her, dass ich den Notruf abgesetzt hatte?
    »Und die anderen Boys?«, fragte ich.
    »Stehen dahinten irgendwo.« Louis zeigte in die Richtung. »Four ist völlig durcheinander. Die Polizei hat ihm gerade mitgeteilt, dass er in Wirklichkeit Bob heißt und einen bewaffneten Überfall verübt hat. Einer der Polizisten kannte ihn von einem Überwachungsvideo.«
    »Du heißt auch nicht Six«, sagte ich. »Sondern Louis.«
    Er sah mich ungläubig an.
    »Entschuldige, aber ich habe das Notizbuch und den Stick aus deinem Gedächtnis löschen müssen.«
    Jetzt war auch er sichtlich durcheinander.
    Ich versuchte, meinen Kopf anzuheben. »Mein Rucksack?«
    »Hier.« Die Sanitäterin legte ihn neben mich auf die Trage. »Und du bleibst liegen. Du hast eine schwere Kopfverletzung. Wir bringen dich ins Krankenhaus.«
    »Moment.« Ich öffnete den Rucksack und tastete nach dem Notizbuch. Kathys Geschenk. Mein vorübergehendes Gedächtnis. Es hatte mir das Leben gerettet.
    Ich drückte es Louis mit einer feierlichen Geste in die Hände.
    »Hier. Wenn du das gelesen hast, wirst du alles verstehen.«
    3
    Ich bekam eine Blutinfusion. Die Wunde hinter meinem Ohr wurde gesäubert und genäht. Zwei Pfleger fuhren mich aus dem Aufwachraum in einen

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