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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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nur ihn hörte und er übertrieben laut sprach, wie so viele Leute am Handy.
    »Schöne Bescherung hier.« Er kicherte. »Jemand hat den Wandspiegel zerschmettert.«
    Ich musste weg, bevor er merkte, dass ich keinen Chip mehr trug. Damit war ich eine wandelnde Informationsbombe und konnte die gesamte Cooperation verraten.
    Aber wie?
    Einfach durch die Tür. Ein unerwarteter Angriff, bei dem ich den Mann platt walzte, zum Auto rannte und mit quietschenden Reifen davonraste? Wahnsinn. Als ob ich überhaupt noch zu irgendeiner körperlichen Anstrengung fähig wäre. Ich durfte schon froh sein, dass ich trotz der heftig pochenden Wunde bei Bewusstsein blieb. Außerdem könnte er bewaffnet sein – die Leute von CooperationX schreckten vor nichts zurück.
    Nein, die einzige Möglichkeit war das kleine, halb offen stehende Fenster. Ich stellte mich auf die Klobrille und schob den Haken auf den höchsten Stand. Eigentlich wusste ich es ja schon: Nur ein Schlangenmensch würde durch diese kleine Öffnung entkommen können. Verzweifelt zwängte ich meinen Kopf in eine Position, die mir einen Blick nach draußen ermöglichte. Aufgemalte Parkplätze. Direkt unter dem Fenster parkte ein kleiner Lastwagen mit blauen Tonnen. Ein Mann in Cowboystiefeln, die langen, fettigen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, schlenderte pfeifend herbei.
    »Ich kassiere den Stick und bringe ihn zur vereinbarten Stelle«, sagte der Mustang-Mann. »Bis gleich.«
    Aufgelegt. Keine Zeit mehr.
    Jetzt konnte ich nur noch winken und um Hilfe rufen. Ich steckte meinen Arm durch das Fensterchen und ...
    Moment!
    »Mach auf und gib mir den Stick.«
    Durch das Fenster sah ich die verschwindenden Rücklichter des Lastwagens. Sie müssten doch jetzt allmählich kapieren, dass ...
    Ja! Auf der anderen Seite der Tür klingelte das Telefon. In Gedanken sang ich den Klingelton mit. Strawberry Fields Forever – meine Mutter war Beatlesfan, daher kannte ich das Stück. Allein schon die Tatsache, dass ich mich daran erinnerte, sorgte dafür, dass ich mich stärker fühlte.
    »Kein Signal mehr?« Der Mann schwieg kurz. »Aber hier hockt wirklich einer auf dem Klo.« Schweigen. »Jaja.« Schritte. Das Geräusch einer Tür, die ein Stück aufgedrückt wurde. »Bist du sicher? Der Pick-up steht noch hier.« Schweigen. »In Richtung Route 66? Der Rotzbengel ist schlauer, als ich dachte. Offenbar hat er sein Auto stehen lassen und ist weitergetrampt. Natürlich. Ich kümmere mich sofort darum.« Und dann war er weg. Dachte ich. Hoffte ich.
    Ich presste mein Ohr gegen die Tür, das Ohr, über dem kein Verband war, und lauschte. Es blieb still. Vorsichtig drehte ich das Schloss auf und spähte durch den Türspalt. Ja, er war wirklich verschwunden! Ich stellte mir vor, wie er mit seinem gelben Mustang hinter einem kleinen Lastwagen herfuhr. Ein Lastwagen mit blauen Tonnen auf der Ladefläche und einem pfeifenden Cowboy hinter dem Steuer. Und in einer dieser Tonnen lag ein zerknülltes Papier – darin ein Mikrochip, der Signale zur Basis von CooperationX sendete: BOY 7 BEFINDET SICH HIER!
    Eben nicht.
    Ich stopfte all meine Sachen in den Rucksack zurück. Wenn ich der Spiegelscherbe glauben konnte, sah ich aus wie Vincent van Gogh, der sein Ohr abgeschnitten und anschließend provisorisch verbunden hatte – also zog ich die Kapuze wieder über den Kopf. Ich wollte nicht auffallen. Je unsichtbarer ich war, desto größer die Chance, dass meine Aktion gelingen würde. Ich sah auf Laras Uhr. Nur noch fünfundvierzig Minuten.
    Das wurde eng.
    Schlüssel. Ich drückte die Tür auf und rannte zu dem Pick-up. Einsteigen und Vollgas.
    Der Abend warf seine ersten, noch vorsichtigen Schatten über die Grasebene. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in eine orangefarbene Glut. Im Radio feuerte mich irgendeine Heavy-Metal-Band an, das Pedal noch tiefer einzudrücken. Ich hatte das Gefühl, der Pick-up könnte jeden Moment abheben. Noch ein klein wenig und ich fuhr nicht mehr, sondern flog – davon konnte sich Ikarus ruhig eine Scheibe abschneiden!
    Ich hatte die Weißkittel an der Nase herumgeführt und mein Gedächtnis zurück. Ich würde die Jungs retten und die Praktiken der Cooperation weltweit bekannt machen. Ich war der ganzen Welt gewachsen!
    Über der Lenksäule leuchtete ein Lämpchen auf. Die Benzinanzeige stand auf null! Wie lange konnte man weiterfahren, bevor es kritisch wurde?
    Mein Siegesrausch war zu groß, um mir lange Sorgen zu machen. Die Sonne versank am

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