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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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lassen, was sie will«, sagte ich, »er muß gewarnt werden.«
»Bist du denn wahnsinnig! Willst du unser Leben für diesen Krieger wegwerfen, diesen Kerl, der nur unsere Arbeitskraft ausnutzt?«
»Er ist mein Herr, und ich diene ihm, weil ich es selbst so wollte. Er ist meine Treue wert. Ich mag Gawain. Ich würde ihn sogar meinen Freund nennen, wenn man einen Herrn seinen Freund nennen kann. Er muß gewarnt werden. Und außerdem bin ich sein Diener. Wenn ich fliehe, wo er mich am meisten braucht, wo bleibt dann mein eigenes Ehrgefühl?«
Eivlin schüttelte den Kopf. »Das stimmt ja gar nicht. Rhys, meine Herrin hat entsetzliche Macht. Wir müssen sehr weit weg. Du jedenfalls, denn ich weiß, daß meine Herrin mich durch einen Fluch töten wird, vor dem Abend des kommenden Tages. Genau wie sie gesagt hat. Bei der Sonne, bei der Erde und dem Himmel und der See, bei deinem eigenen Gott, Rhys, laß es nicht zu, daß ich um nichts sterbe. Wenn wir zurück nach Degganwy gehen, dann wirst du sterben, ihn wirst du nicht warnen können, und Morgas wird mich umbringen, obwohl ich nichts erreicht habe. Laß uns eilen. Komm, wir müssen die Straße erreichen, ehe es hell wird. Morgas wird mit Sicherheit Lots Männer hinter uns herschicken, insgeheim.« Sie riß wieder am Zügel, und das Pony trottete weiter.
Wieder tastete ich nach den Zügeln. Ich wollte das Tier anhalten. »Eivlin, mein Herr muß gewarnt werden. Was meinst du damit, Morgas wird dich durch einen Fluch töten? Das kann sie ja nicht. Wir müssen meinem Herrn eine Botschaft überbringen…« Ich hielt plötzlich inne, weil mir einfiel, was ich gesehen hatte – war das erst heute morgen gewesen?
Auch Eivlin blieb wieder stehen, und das Pony riß ungeduldig am Zügel. »Aber ich werde sterben!« sagte sie zornig und unter Tränen. »Und auch du wirst sterben, und alles um diesen Krieger, der nicht auf sich selbst aufpassen kann! Aber wenn wir müssen…«
»Wir müssen nicht«, sagte ich. »Gawain hat einen Ort, wo für ihn Nachrichten vom Kaiser hinterlegt werden. Wir könnten dort eine Nachricht hinterlassen. Der Platz ist auf dem Weg zur Hauptstraße.«
Eivlin schaute mich an. Erst erstaunt, dann voller Hoffnung. Sie begann, schweigend weiterzugehen.
Die Welt war grau, wie immer vor der Dämmerung, als wir die große Eiche mit der Astgabel erreichten. Die ersten Vögel zirpten schon, noch halb im Traum. Die Aufregung der Flucht war vergangen, und mein Kopf schmerzte fürchterlich, wenigstens genug, daß ich mich krank fühlte. Ich war auch müde. So müde, daß ich unter einem Baum hätte zusammenbrechen und eine Woche lang nicht wieder aufstehen können. Ich schaute die Eiche an. Ich hatte Eivlin gesagt, sie solle einen Fichtenzweig an der Weggabelung zurücklassen, wo wir abgebogen waren. Gawain hatte ja gesagt, Fichte stände für eine dringende Botschaft. Ja, Fichte für eine dringende Botschaft, Stechpalme für eine normale.
»Es ist die Höhlung an der Stelle, wo der große Ast vom Stamm abzweigt«, sagte ich Eivlin. Sie ließ die Zügel fallen und lief zum Baum hinüber. Dann schaute sie hinauf. »Kannst du klettern?« fragte ich hoffnungsvoll.
Sie schaute mich an, als ob ich gefragt hätte: »Kannst du fliegen?«, und Gawain hatte ja gesagt, daß es nicht viele Bäume auf den Inseln gäbe. Die Bäume, die da waren, wurden wahrscheinlich öfter von Jungen als von Mädchen erklettert, nahm ich an. Müde rutschte ich vom Pony und torkelte zu dem Baum hinüber. Ich wußte nicht, ob ich ihn ersteigen konnte. Aber ich konnte es versuchen.
»Auf was willst du die Botschaft denn schreiben?« fragte Eivlin.
»Schreiben?« sagte ich, und plötzlich wurde mir klar, daß ich gar nicht wußte, wie ich eine Nachricht hinterlassen sollte. »Ich kann nicht schreiben!« rief ich aus.
»Ach, wirklich! Er kann nicht schreiben, aber er hat diesen Riesenumweg gemacht, um eine Nachricht zu hinterlassen! Ich dachte, alle Briten könnten schreiben, wenigstens alle diejenigen, die Latein sprechen.«
»Vielleicht können es die meisten Städter, aber ich bin ein Bauer«, sagte ich. »Wo sollte ich wohl schreiben lernen? Kannst du schreiben?«
Sie schnaufte nur. Ich schloß daraus, daß das Schreiben auf den Ynysoedd Erch nicht gebräuchlich war.
Ich starrte die Eiche an und zerquälte mir den schmerzenden Kopf nach einem rettenden Gedanken. Ich hatte noch nie wirklich schreiben wollen, aber jetzt wollte ich es. Nur, es hatte keinen Sinn, zu wünschen. Ein Kiefernzapfen

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