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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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meine Erinnerung daran ist verschwommen, und – um die Wahrheit zu sagen – ich habe mir auch nie große Mühe gegeben, mich daran zu erinnern. Denn solche Dinge tun niemandem gut, weder dem, der sie erlitten hat, noch dem, der sie hört. Ich kämpfte gegen Morgas. Sie sang und warf Gegenstände ins Feuer, sie zeichnete Muster und versuchte, mich mit ihren Blicken zur Unterwerfung zu zwingen. Ich biß die Zähne zusammen, verkrampfte meine Hände hinter dem Rücken und kämpfte härter. Sie fuhr fort mit den Zaubereien, ich hatte das Gefühl, als ob ich im Traum lebte, als ob ich in einem schwarzen Ozean kämpfte, und eine betäubende Kälte trieb mich nach unten und versuchte mich zu ersticken. Ich dachte an meine Familie und unseren Hof, ich stellte mir vor, wie das Vieh im Stall aussah und die Schwalben unter dem Dach. Ich dachte an Camlann. Ich dachte sehr oft an Gawain, den ich nicht betrügen konnte. Ich dachte an sie alle auf einmal, hielt sie fest wie die Worte eines Gebetes. Alles, was ich vom Licht wußte, von der Ordnung, der Freude und der Liebe. Und ich schaute mit zusammengebissenen Zähnen Morgas an und gab nicht nach.
Aber sie fuhr fort, machte immer weiter und weiter, und ich bekam das Gefühl, daß ich erstickte und nach Atem ringen mußte. Die Bilder in meinem Gehirn verwischten an den Kanten, wurden kalt. Ich flocht meine Finger in die Seile, die um meine Handgelenke lagen, und ich spürte, daß meine Handflächen glatt vom Schweiß waren. Die dämmerige kleine Hütte schwamm vor meinen Blicken, und das Feuer wirkte verwischt, wie abends, wenn man es vor dem Einschlafen anschaut. Alles war unwichtig, ging mich nichts mehr an. Es machte mir Schwierigkeiten, mich an Namen zu erinnern – wer war denn der Kaiser? Und mein Bruder? Und mein Herr? Ich hatte das Gefühl, als ob ich von allen weit entfernt war, und mein Leben war noch eine Haaresbreite vom Tod entfernt. Fast schien es so, als ob ich aus dieser dämmerigen Hütte in Gwynedd einfach hinaustreten konnte in ein ganzes, strahlendes, wundervolles Universum, in das Königreich des Sommers aus Gawains Lied. Es war mir, als ob die hölzernen Wände plötzlich Blätter bekommen würden, wenn ich nur hinschaute, und als ob die Vögel von Rhiannon zu singen anfingen. Aber auch dieses Gefühl bekämpfte ich. Es war notwendig – warum? – daß ich mich wehrte, denn irgend jemand – wer wohl? – würde Schaden erleiden, wenn ich das nicht tat. Mein Kopf sank auf die Brust; ich hob ihn wieder und schaute Morgas an. Ihr Blick schlug gegen mich, wie Wellen gegen eine Klippe schlagen. Eine zerfallende Klippe. Aber ihr Gesicht tropfte vor Schweiß, ihr Haar war wild und unordentlich. Sie hielt mit beiden Händen einen langen Dolch, und die Klinge war mit Blut beschmiert. Es war mein Blut, und es war schon eine Weile her, aber ich schaute es gleichgültig an. Nichts spielte mehr eine Rolle. Nur noch aushalten… aushalten…
»Du wirst die Falle für ihn aufstellen«, sagte sie zum tausendsten Mal, »und dann, dann endlich werden wir uns an ihm gerächt haben, Medraut und ich. Und wenn sein Gehirn zerstört ist, dann geben wir ihn Rhuawn zurück, der ihn zu Artus bringen wird. Und Medraut wird mitreisen, sehr liebevoll, sehr besorgt. Und dann! Rhuawn gehört in gewisser Hinsicht uns, Gawain wird ein gröberes Werkzeug sein, und andere werden folgen. Medraut wird sie bringen. Genauso wie andere Maelgwyn in seinem geheimen Bündnis folgen werden, wie sie warten werden, bis die Familie sich untereinander bekämpft. Dann ist der Schilderwall gebrochen, und die Tore der Festung werden zerschmettert werden! Dann wird Artus sterben.«
Sie stand da, strahlend vor Dunkelheit, voll entsetzlicher Schönheit. Sie war sich grauenhaft sicher. Aber nichts, was sie sagte, schien außerhalb der Enge dieser Hütte viel zu bedeuten.
Ich starrte sie an, und ich war unfähig, zu denken oder irgend etwas zu fühlen.
Sie begann triumphierend zu lächeln und hob den Dolch. Die Wände flackerten wie eine Kerze im Wind. Ich stemmte meine Absätze gegen den Fußboden und starrte wie betäubt zurück. Morgas schien die Decke zu berühren, wie eine schwarze Welle, die sich aufbäumt und brechen will.
»Medraut!« sagte die Königin. »Jetzt!« Ich lehnte mich zurück, ich war kaum noch in der Lage, sie zu sehen. »Medraut!« Die Flut ebbte ein wenig ab. Dumpf bemerkte ich, daß Morgas Blicke um sich warf. Ich ließ mich auf dem Hocker zusammensinken. »Medraut! Wo bist du?« Die

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