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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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der Straße aus hören konnte!

Hinaus in die weite Welt
    Es gibt etwas, wovon ich jedem jungen Mädchen auf das bestimmteste abraten möchte. Nämlich den Versuch zu machen, innerhalb von drei Wochen die Kochkunst und eine Fremdsprache zu lernen.
    Ich muß viel von Vatis Optimismus geerbt haben, daß ich überhaupt so ein Wahnsinnsunternehmen anpacken konnte.
    Natürlich mußte ich beides dringend lernen. Omi hatte nämlich vollkommen recht. Ich und kochen---! Ich und wirtschaften!
    Was war ich eigentlich? Ich, Britta Dieters - eine fröhliche Sechzehnjährige, die ihr Leben auf der kleinen Insel verbracht hatte. Außer ein paar kurzen Ausflügen zum Festland in Deutschland oder Dänemark war ich nie draußen in der Welt gewesen. Hier auf der kleinen rauhen Nordsee-Insel hatte ich all meine Sorgen und Freuden erlebt. Ja, unsere Insel ist klein. Hier sind gerade soviel Kinder, daß sie das kleine Schulhaus füllen, und grade soviel Menschen, daß sie die kleine Kirche füllen.
    Wir haben ein Pensionat im Ort, und fast alle Menschen vermieten im Sommer ein oder zwei Zimmer an die Sommerfrischler. Geschäfte haben wir auch. Ja, wir haben sie das ganze Jahr, aber während der Sommersaison blühen sie auf.
    Der Gemischtwarenladen wird plötzlich ein modernes Geschäft mit allerlei Delikatessen in der Tiefkühltruhe, die Regale beim Metzger füllen sich mit feinen Konserven, das kleine Papiergeschäft hat plötzlich eine große Auswahl an Filmen und Fotosachen. Es gibt Badeanzüge, Sonnenöl, Liegestühle und riesige Badebälle in den Schaufenstern. Und zwei Sachen haben alle Geschäfte gemeinsam: Reiseandenken und Eis am Stiel.
    An einem Junitag bringt der Dampfer fünf Pferde zu unserem Nachbarn Jan Gregers. Es sind Reitpferde, die während des Winters auf dem Festland waren. Die Frau von Jan gibt Reitunterricht, und sowohl sie als auch ihre Hottehüchen haben bis Mitte September genug zu tun.
    Wir sind also beinahe mondän, wir auf der Insel. Jedenfalls in den Sommermonaten.
    Im Winter toben die Stürme über den Seehundsrücken, und das Meer frißt sich tiefer ein in die Küste und peitscht gegen die Deiche.
    So ist meine Heimat. Dort hatte ich die Schule besucht und die
    Reifeprüfung abgelegt. Sonst wäre das Wort „reif“ wohl nicht so sehr angebracht, wenn es um meine Wenigkeit ging. Es hieß, ich sollte Omi im Haushalt helfen und dann vielleicht später nach Hamburg oder Bremen in die Handelsschule kommen. Omi helfen -ja das war nun so eine Sache.
    „Britta, hast du die Plättwäsche schon.?“
    „Ach, Omi, ich mach’s schon - aber grade jetzt muß ich auf einen Sprung rüber zu Inken!“
    „Britta, du wolltest mir doch die Marmelade aus dem Keller holen?“
    „Ach, Omi, ich habe es vergessen, weißt du, mein Buch war so spannend!“
    „Britta, du könntest wirklich deine eigenen Strümpfe waschen! “
    „Ja, Omi, aber es hat Zeit bis morgen, ich habe noch ein sauberes Paar.“
    So ging es den ganzen Tag.
    Aber jetzt - jetzt mußte ich kochen und wirtschaften lernen, und gleichzeitig mußte ich Französisch studieren!
    Wie gesagt: Wahnsinn!
    Vati und ich kramten in seinen alten Schulbüchern, bis wir ein französisches Lexikon fanden. Dann schrieb ich an meine Kusine Ellen, die ein Jahr in Paris gelebt hatte. Von ihr bekam ich ein Eilpaket, einen französischen Schallplattenkurs. Unter den Platten lag ein kleines Päckchen, und als ich es öffnete, rollten französische Münzen über den Tisch. Ob der Zoll diese Münzen nicht entdeckt hatte? Oder war es gar nicht verboten, Kleingeld zu schicken?
    „Dies habe ich meinen mangelnden Sprachkenntnissen zu verdanken“, schrieb Ellen. „In der ersten Zeit in Paris verstand ich keinen Piep, wenn die Verkäufer einen Preis nannten; deshalb bezahlte ich immer mit einem Schein. Alles Kleingeld hob ich auf. Als ich endlich anfing zu verstehen und mit dem Kleingeld bezahlen konnte, war es zu spät. Ich konnte nicht mehr alles aufbrauchen, bitte sehr, du kannst es haben. Ich glaube, es sind ungefähr dreiundfünfzig Francs.“
    Ellen war wirklich großartig. Ich steckte das Kleingeld in einen Lederbeutel, es sollte mein Reservekapital sein.
    Dann legte ich eine Platte auf den Plattenspieler und ließ mir auf französisch sagen, was Stuhl, Tisch, Vater, Mutter, Bruder und Schwester heißt. Es klang mir wie Chinesisch, aber täglich übte ich brav und unentwegt mehrere Stunden.
    Wenn ich nicht neben dem Plattenspieler saß, war ich bei Omi in der Küche. Ich lernte

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