Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
dagegen, so lautete das Gerücht, war knapp achtzehn, fast noch ein Kind. Nun ja, so etwas kam vor. Solche Ehen wurden arrangiert.
Als der Reiter näher kam, konnte Cadfael seine Augen nicht von dem Gesicht abwenden. Die breite, flache Stirn, die durch den fehlenden Haaransatz sehr hoch erschien, warf fast keinen Schatten über die kleinen, schwarzen, verschlagenen und fast wimpernlosen Augen, die leicht hervorstanden und ebenso böse wie intelligent funkelten. Der gestutzte Bart ließ einen schmalen, harten Mund frei. Es war ein rohes, brutales Gesicht, so grob und gewalttätig wie der Arm eines Ringers - ein Gesicht, hinter dem niemand den wachen, gerissenen Geist vermutet hätte, der diesen Mann jedem, der sich ihm entgegenstellte, zweifellos zu einem gefährlichen Gegner machte. Dies also war Huon de Domville.
Er war nun nahe genug, um erkennen zu können, was für eine Art von Menschen es war, die dort vor der kleinen Kirche und dem Friedhof die Straße säumten, aufgeregt murmelten und auf ihn zeigten. Der Anblick gefiel ihm nicht. Die schwarzen Augen, die aussahen, als habe man kleine Pflaumen in den harten Teig seines Gesichtes gedrückt, glommen rötlich auf wie glühende Kohlen. Er verließ den linken, breiteren Saum der Straße und lenkte sein Pferd zum rechten Rand, einzig und allein, um dieses Pack mit einer Geste in die Löcher zurückzutreiben, aus denen es gekrochen war. Und diese Geste bestand darin, daß er mit seiner Reitpeitsche ausholte.
Es war zu bezweifeln, daß sein Pferd diese Peitsche je zu spüren bekommen hatte - dafür war ein so edles Tier einfach zu wertvoll -, aber offenbar fand der Baron, daß sie sich hervorragend dazu eignete, Aussätzige zu vertreiben. Er öffnete den kleinen Mund und herrschte die Gestalten in den dunklen Umhängen an: »Aus dem Weg, Ungeziefer! Geht mir aus den Augen!«
Demütig wichen sie eilig zurück, außer Reichweite der Peitsche, wenn auch nicht aus seinen Augen - alle bis auf einen. Es war ein schlanker Mann, der die anderen um einen halben Kopf überragte und wie sie in einen dunklen Umhang gekleidet war. Er rührte sich nicht. Vielleicht konnte er sich nicht schnell genug bewegen, vielleicht hatte er den Befehl nicht verstanden, vielleicht weigerte er sich aber auch einfach, ihm Folge zu leisten. Aufrecht blieb er stehen und sah Domville durch den Augenschlitz, den das Tuch vor seinem Gesicht freiließ, unverwandt an. Als er schließlich, ohne den Blick von ihm abzulassen, hinkend einen Schritt zurücktrat, bewegte er sich zu langsam, um dem Hieb der Peitsche zu entgehen - wenn dies überhaupt seine Absicht gewesen war. Der Schlag traf ihn auf Schulter und Brust. Sein verkrüppelter Fuß gab unter ihm nach, und er fiel schwer zu Boden.
Cadfael wollte ihm zu Hilfe eilen, aber Mark war schneller als er: Mit einem Schrei der Empörung sprang er vor, kniete neben dem gestürzten Mann nieder und warf sich mit ausgebreiteten Armen über ihn, um ihn mit seinem Körper vor dem nächsten Peitschenhieb zu schützen. Aber Domville war bereits weitergeritten - es war unter seiner Würde, diesem Abschaum der Menschheit weitere Beachtung zu schenken. Ohne sein Tempo zu beschleunigen oder zu verlangsamen, ohne rechts oder links zu sehen, setzte er seinen Weg fort. Sein Gefolge hielt sich auf der anderen Seite der Straße, und einige der Männer hielten ihren Blick abgewendet. Als die drei Knappen vorbeiritten, war ihnen ihr Unbehagen deutlich anzusehen. Der hochgewachsene, blonde Jüngling in der Mitte sah die beiden Männer am Boden aus tiefblauen Augen entsetzt an. Auch als die drei schon vorbei waren, blickte er immer wieder zurück, bis ihn seine Gefährten warnend anstießen, um ihn an seine Pflicht zu erinnern.
Während das Gefolge vorbeizog, half Mark dem hageren, alten Mann auf. Ohne eine Gefühlsregung zu zeigen, folgten die Diener ihrem Herrn - ihr Dienstverhältnis war ein Panzer gegen alle äußeren Einflüsse. Einige Reiter, die einen herrschaftlichen Eindruck machten - es mochte sich um Hochzeitsgäste oder weniger wichtige Verwandte des Bräutigams handeln -, ritten mit ausdruckslosem Gesicht vorüber, als sei nichts vorgefallen. Unter ihnen befand sich auch ein gesetzter Geistlicher, der seinen Rosenkranz durch die Finger gleiten ließ, kaum merklich in sich hineinlächelte und seine Umgebung nicht zur Kenntnis nahm. Es ging das Gerücht, ein Chorherr aus Salisbury namens Eudo de Domville werde die Trauung vornehmen, ein Mann, der in der Kirche
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