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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Rebellen, gezogen war, hatte er Unterwerfung ohne Strafgericht angeboten, aber der Adel hatte sich voller Verachtung von ihm abgewandt. Der Angriff, der im Morgengrauen stattfinden sollte, würde das Schicksal der Burg von Shrewsbury besiegeln und ein Exempel statuieren. Wenn sie seiner Aufforderung nicht loyal und friedlich folgen wollten, dann mußten sie eben wie die Ratten angekrochen kommen.
    Und was Arnulf von Hesdin anging... Die ehrverletzenden Worte und Beleidigungen, die er von den Zinnen der Burg herabgeschrien hatte, würde er bald bitter, wenn auch nur kurz, bereuen.
    Am späten Nachmittag beriet sich der König in seinem Zelt mit Gilbert Prestcote, seinem Ersten Adjudanten, der für den Posten des Statthalters der Grafschaft Shrewsbury vorgesehen war, und Willem Ten Heyt, dem Anführer der flämischen Söldnertruppe.
    Etwa zur selben Zeit wuschen sich Bruder Cadfael und Godric die Hände und brachten ihre Kleider in Ordnung, um zum Vespergottesdienst zu gehen.
    Die ortsansässigen Adligen hatten ihm keine Truppen zur Verfügung gestellt, und so mußte Stephen sich hauptsächlich auf die Flamen verlassen. Man haßte sie, weil sie nicht nur Fremde, sondern auch hartgesottene Berufssoldaten waren, die sich genausogern betranken wie sie ein Dorf niederbrannten und nichts dagegen hatten, das eine mit dem anderen zu verbinden. Ten Heyt war ein hünenhafter, gutaussehender Mann mit rotblondem Haar und einem großen Schnurrbart, ein schlachtenerprobter Soldat, obwohl er erst dreißig Jahre alt war. Prestcote, ein ruhiger Edelmann, der nicht viele Worte machte, war über fünfzig, ein erfahrener, ausgezeichneter Kämpfer und ein weiser Ratgeber – sicher kein Mann, der zu extremen Ansichten neigte, aber auch er plädierte jetzt für ein hartes Vorgehen.
    »Die Milde, die Ihr habt walten lassen, Euer Gnaden, ist schamlos ausgenutzt worden. Jetzt ist es an der Zeit, die Feinde in Schrecken zu versetzen.«
    »Zuerst«, bemerkte Stephen trocken, »müssen wir die Burg und die Stadt einnehmen.«
    »Das könnt Ihr als so gut wie geschehen betrachten. Unser Angriff morgen früh wird Euch Shrewsbury in die Hand liefern.
    Wenn sie ihn überleben, mögt Ihr mit FitzAlan, Adeney und Hesdin nach Belieben verfahren; die gemeinen Soldaten der Burg sind zwar unwichtig, aber selbst da mögt Ihr in Betracht ziehen, ob es nicht angebracht wäre, ein Exempel zu statuieren.« Der König wäre zufrieden gewesen, nur an den drei Anführern des örtlichen Widerstandes Rache zu nehmen: William FitzAlan verdankte ihm seinen Posten als Statthalter der Grafschaft Shrewsbury, und dennoch trat er für seine Rivalin Maud ein und hielt die Burg für sie. Fulke Adeney, der mächtigste von FitzAlans Vasallen, hatte bei dem Verrat mitgemacht und war seinem Lehensherrn treu ergeben. Und Hesdins arrogantes Mundwerk hatte ihm sein Urteil selbst gesprochen. Der Rest waren unwichtige Bauern.
    »Ich habe gehört, daß man sich in der Stadt erzählt«, sagte Prestcote, »FitzAlan habe seine Frau und seine Kinder schon fortgeschickt, bevor wir den nördlichen Zufahrtsweg zur Stadt blockiert haben. Aber Adeney hat auch ein Kind, eine Tochter.
    Sie soll noch immer in der Stadt sein. Man hat die Frauen schon früh aus der Burg geschafft.« Prestcote stammte aus der Grafschaft und kannte den örtlichen Adel zumindest dem Namen nach. »Adeneys Tochter wurde schon als Kind Robert Beringars Sohn aus Maesbury bei Oswestry zur Frau versprochen. Ihre Ländereien grenzten dort aneinander an. Ich erwähne das, weil dieser Mann, Hugh Beringar aus Maesbury, um Audienz bei Euch bittet. Ihr mögt ihn einsetzen wie Ihr wollt, aber bis heute hätte ich gesagt, er sei FitzAlans Mann und folglich Euer Feind. Bittet ihn herein und seht selber. Wenn er die Seite gewechselt hat, gut und schön. Er verfügt über genug Männer, um uns von Nutzen zu sein, aber ich würde es ihm nicht allzu leicht machen.«
    Der Wachoffizier hatte den Pavillon betreten und wartete darauf, daß man ihm gestattete zu sprechen; Adam Courcelle, ein bewährter Soldat von etwa dreißig Jahren, war einer von Prestcotes Hauptvasallen und seine rechte Hand.
    »Euer Gnaden, Ihr habt noch einen Gast«, sagte er, als der König sich ihm zuwandte. »Eine Dame. Wollt Ihr sie zuerst empfangen? Sie hat noch keine Unterkunft, und es ist schon spät... Ihr Name ist Aline Siward, und sie sagt, daß ihr erst kürzlich verstorbener Vater immer auf Eurer Seite stand.«
    »Die Zeit drängt«, sagte der König.

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