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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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PROLOG
    Die Flynn-Plantage
    Bei New Orleans
    1863
    Da war es …
    Sein Zuhause.
    Alles, was er kannte und liebte, so nahe.
    Sloan Flynn saß auf Pegasus, dem großen Rotschimmel, der ihn von den Schlachtfeldern bei Sharpsburg, Williamsburg und Shiloh hierher getragen hatte, und blickte gen Süden.
    Farmland. Reich und fruchtbar, so weit das Auge reichte. Wenn er sich jedoch Richtung Norden wandte …
    Zelte über Zelte, in perfekter militärischer Ordnung aufgereiht. Männer reinigten an brennenden Lagerfeuern ihre Waffen. Der eine Anblick zeugte von Schönheit, Frieden und Harmonie. Der andere verhieß ein Land, das im Blut seiner Söhne ertrank, ein Land, das der Zerstörung anheimgegeben war.
    Sloan hatte keine Illusionen mehr über den Krieg. Er war abstoßend und brutal. Er bedeutete nicht nur Tod. Er bedeutete versehrte und gebrochene Männer auf dem Schlachtfeld. Er bedeutete einen Mann, der blind umherlief und nach Hilfe rief, weil das Kanonenfeuer ihm das Augenlicht geraubt hatte. Er bedeutete abgetrennte Gliedmaßen und die verstümmelten Körper der Verwundeten, der Toten und der Sterbenden. Und in den schlimmsten Momenten bedeutete der Krieg Angehörige, die über den Leichen ihrer Liebsten weinten.
    Jeder Mann, der Krieg noch immer für ein probates Mittel der Konfliktlösung hielt, war nicht in Sharpsburg, Maryland, gewesen. Ebenso wenig hatte er mit angesehen, wie sich der Antietam Creek so rot gefärbt hatte wie das Rote Meer, weil er dermaßen angefüllt war mit Blut, dass er sich wie ein grellrotes Band durch die Landschaft wand.
    Sloan hatte den Krieg als Captain der Kavallerie einer Louisiana-Einheit begonnen. Doch das war damals gewesen. Heute gehörte er zur Bürgerwehr, die Jeb Stuart und der Armee von Nord-Virginia unterstand. Sie waren in den Süden geschickt worden, um Gebiete des Mississippi auszukundschaften, doch heute Morgen hatte man sie zurück in den Norden berufen.
    Es wäre so leicht, einfach nach Hause zu gehen …
    Doch ein Mann brach den Krieg nicht einfach ab. Er wachte nicht auf und sagte den Vorgesetzten oder seinen Männern, dass Krieg etwas Verabscheuungswürdiges sei, das nur Leid hervorbrächte, und dass er deshalb gehen würde. Stattdessen kämpfte er, kämpfte, um zu siegen. Denn Krieg bedeutete auch Siegen. Die empörte Parole von der Verteidigung der Rechte der Einzelstaaten, die einst wie ein Fanfarenstoß in seinem Herzen geschmettert hatte, war zu einem stillen Schluchzen verstummt. Wenn sie zurückgehen könnten – wenn sie alle zurückgehen könnten –, um die Politiker und Kongressabgeordneten auf die Schlachtfelder zu zwingen und sie mit den verstümmelten und blutgetränkten Leichen ihrer Söhne zu konfrontieren, wäre es nicht so weit gekommen.
    Doch das war es. Und nun bereiteten sie sich auf eine weitere Schlacht vor. Sie würden nicht versuchen, New Orleans zurückzugewinnen. Nicht jetzt. Sie versammelten sich, um Richtung Norden zu ziehen. General Robert E. Lee befahl Truppen aus dem ganzen Süden in Richtung Norden. Er wollte den Krieg in die Städte tragen, auf die Farmen und in das Weideland der Union. Sloans geliebtes Virginia lag in Trümmern, war wieder und wieder seiner Reichtümer beraubt worden und gezeichnet durch das Gemetzel.
    Sehnsüchtig blickte Sloan noch einmal in Richtung seines Zuhauses.
    Die Flynn-Plantage gehörte nicht zu den größten und prächtigsten Anwesen. Doch sie war Heimat. Seine Heimat.
    Und sie würde dort sein. Fiona MacFarlane. Fiona Fair, wiesie sie gerne neckisch nannten. Tatsächlich allerdings – und wegen des Krieges heimlich – hieß sie Fiona MacFarlane Flynn.
    Es war so lange her …
    Ihr eigenes Zuhause, Oakwood, war kurz nach Beginn des Kriegs zerstört worden, woraufhin Fiona auf die Flynn-Plantage gekommen war, den Sitz seiner Familie. Die Plantage war nicht prachtvoll – seine Familie war einst ohne Geld und nur mit der Bereitschaft zu arbeiten nach Lousiana gekommen –, doch es gab genug Platz für Fiona. Es würde dort immer einen Platz für sie geben.
    Jetzt stand die Plantage kurz vor dem Ruin, wie er wusste. Trotz des Krieges unterhielten er und sein Cousin Brendan, ein Lieutenant der Unionsarmee, einen Briefwechsel. Daher wusste er, dass es nicht gut stand um den Besitz. Seit die Yankees New Orleans eingenommen hatten, hatte Brendan einige Zeit auf der Plantage verbracht, und seine Briefe waren aufrichtig gewesen. Auf dem Schlachtfeld mochten die beiden Männer Todfeinde sein, doch sie waren noch

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