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Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)

Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition)

Titel: Bruderherz. Eine ägyptische Liebe. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
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ich, einen Mann fühlen, der mir zu Willen war, der sich mir nicht immer und immer wieder entzog. Bloß hinein wollte ich, hinein in eine heiße, bergende Höhle. Ich wollte nackte, egoistische, rücksichtslose, wütende Lust empfinden ohne zärtlich sein zu müssen, ohne zu reden, nur die teuflische Anspannung loswerden, die unerträgliche Sehnsucht hinauskatapultieren. Ich spürte, dass ich mich bremsen müsste, wenn ich den Orgasmus länger hinauszögern wollte, aber ich wollte mich nicht bremsen. Ich wollte das Ende, obwohl ich wusste, dass danach nichts sein würde, ein trostloses Nichts.

2. Der Paradiesgarten
     
    Der Bruder lässt eingetaucht sein
    mein Herz
    durch seine Stimme.
    Er macht,
    dass ich von Leiden
    gepackt werde.
    »Bist du heute nicht bei deiner Goldmaske?«, erkundigte sich Ellen zur Begrüßung.
    Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Die Goldmaske des Tutanchamun hängt immer noch im Museum in Kairo und leider nicht bei mir im Ägyptologischen Seminar«, erwiderte ich. »Außerdem ist heute Sonntag.«
    »Ihr Wissenschaftler führt ein faules Leben. Dein Vater war jeden Tag von früh bis spät unterwegs, der konnte nie am Sonntagnachmittag zum Kaffee kommen.«
    »Vater war vor allem zu seinen Mätressen unterwegs, Mutter.«
    Ellen lachte, während sie die gelben Rosen, die ich ihr mitgebracht hatte, in eine Vase stellte. Ich betrachtete sie von der Seite. Sie sah immer noch gut aus, sie wirkte groß und innerlich stark wie früher. Und doch kam sie mir an dem Tag zum ersten Mal gealtert vor.
    »Wann lerne ich deine Mätressen kennen, Hagen?«
    »Nie, Mutter. Du weißt doch, dass ich dafür nichts übrig habe.«
    »Es ist so außergewöhnlich warm für die Jahreszeit«, sagte sie bissig. »Ich habe auf der runden Terrasse gedeckt.« Sie ging voran die Treppe hinauf.
    Die sogenannte runde Terrasse war ein überdimensionaler, halbrunder, auf Säulen ruhender Balkon im ersten Stockwerk, das architektonische Glanzstück der Villa. Von dort aus hatte man einem unwirklich schönen Blick über den zum Schlachtensee hin abfallenden Gartenhang und die von Bäumen umstandene Wasserfläche.
    Ellen warf ihre silbergraue Nerzstola um die Schultern. Sie trug solche Stücke so selbstverständlich wie andere Frauen eine Strickjacke.
    Sie goss den Kaffee ein. »Kuchen?«
    »Ja, danke. Immer noch so gut wie früher.«
    »Schmeichler! Es sind nur die Reste von gestern. Ich habe mit Ascan zusammen euren gemeinsamen Geburtstag gefeiert.«
    »Ich weiß.«
    Mutter nahm Zucker in ihren Kaffee.
    »Im Juni werde ich fünfzig.«
    »Kaum zu glauben.«
    »Ich habe eine Wunschliste anlässlich dieses Ereignisses zusammengestellt.«
    »Lass hören.«
    »Erster Wunsch: Ich möchte endlich wissen, was Ascan und dich so entzweit hat, damals.«
    »Mutter!«, schnaufte ich unwillig. »Rührst du wieder dieses alte Zeug auf?«
    Ellen ließ sich nicht beirren. »Zweiter Wunsch: Ich will, dass ihr euch aussöhnt – möglichst noch, bevor ich sterbe und nichts mehr davon habe. Dritter Wunsch«, setzte sie fort, ohne auf meinen Ansatz zum Protest einzugehen, »ich möchte umziehen. Das Haus ist für mich allein zu groß. Ich habe keine Lust, mein Geld für Putzfrauen und Handwerker auszugeben und eine Weltreise zu unternehmen, wenn ich mir ein Brot kaufen will. Ich möchte in eine städtische Gegend, so wie du. Deine Wohnung in Steglitz wäre genau das Richtige für mich. Eine ruhige Straße und trotzdem nicht weit von guten Geschäften.« Sie machte eine kurze Pause. »Unter der Bedingung, dass du dich mit Ascan wieder verträgst, wirklich verträgst, bin ich bereit, euch die Villa jetzt schon zu überlassen. Es gibt hier genug Platz für zwei Familien. Ich hoffe, ihr werdet endlich Familien haben!«
    Ich erlag einem verzweifelten Lachanfall, so heftig, dass meine Mutter mich tatsächlich irritiert ansah, und das war in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen.
    »Mutter!«, ächzte ich, als ich wieder sprechen konnte. »Du weißt ja nicht, was du sagst.«
    »Ich weiß immer, was ich sage. Du warst von jeher ein bisschen wunderlich, Hagen, aber so eigenartig wie jetzt hast du dich noch nie benommen.«
    »Entschuldige, Mutter! Aber es war wirklich zu komisch.« Ich lachte noch einmal, und plötzlich traten Tränen in meine Augen. Da weinte ich vor meiner Mutter, wie ich es zuletzt vor zwanzig Jahren getan hatte. Heftig sprang ich auf und verließ die Terrasse.
    Ich lief hinunter, hinaus in den Garten, in das Paradies, in dem ich

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