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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die Nahrung für die Ewigkeit. Ich kniete mich zwischen den Reihen nieder, auf den kalten, nassen Boden, und betete darum, daß mir meine Sünden vergeben würden. Als nächstes ging ich zu dem kleinen Hügel westlich vom Schädelhaus. Ich bestieg ihn, zog meine Shorts aus, zeigte mich nackt der Nacht und vollführte die heiligen Atemübungen; ich kauerte mich hin, saugte die Dunkelheit ein und vermischte sie mit dem inneren Atem, erhielt Kraft daraus und verteilte diese Kraft auf meine Organe. Mein Körper löste sich auf. Ich war ohne Masse und Gewicht. Ich floß tanzend in einer Luftsäule. Jahrhundertelang hielt ich die Luft an. Äonenlang stieg ich auf. Ich näherte mich dem wahren Zustand der Gnade. Jetzt war die richtige Zeit für die Gymnastikübungen, und ich begann damit. Ich bewegte mich mit einer Grazie und Beweglichkeit, die ich nie zuvor besessen hatte. Ich beugte mich, drehte mich, verrenkte mich, schoß wieder nach oben. Ich warf mich selbst in die Luft, klatschte in die Hände, probierte jeden einzelnen Muskel aus. Ich versuchte, meine eigenen Grenzen zu erreichen.
    Die Morgendämmerung zog jetzt langsam auf.
    Der erste Sonnenstrahl stürzte aus den östlichen Hügeln auf mich zu. Ich nahm die Sonnen-Sitzstellung ein und starrte auf den rosafarbenen Lichtpunkt, der am Horizont heranwuchs. Und ich trank den Atem der Sonne. Meine Augen wurden zu einer Doppelleitung; die heilige Flamme sprang durch sie hindurch in das Labyrinth meines Körpers. Ich hatte totale Kontrolle über mich, dirigierte diesen wunderbaren Glanz kraft meines Willens und rangierte die Wärme ganz wie es mir gefiel, in den linken Lungenflügel, in meine Milz, in meine Leber, in meine rechte Kniescheibe. Die Sonne brach über dem Horizont hervor und zeigte sich bald in ihrer vollen Größe, ein perfekter Globus; das Rot des Morgengrauens verwandelte sich rasch in das Gold des Morgens, und ich tankte mich mit der Strahlung voll.
    Nach einiger Zeit kehrte ich im Zustand der Ekstase ins Schädelhaus zurück. Als ich mich dem Eingang näherte, kam jemand aus dem Tunnel: Timothy. Irgendwo hatte er seine Zivilkleidung gefunden. Sein Gesicht war hart und angespannt, die Zähne waren zusammengebissen, die Augen voller Pein. Als er mich sah, wurde sein Blick finster, und er spuckte aus. Ohne sonst auf meine Anwesenheit weiter einzugehen, ging er rasch weiter.
    „Timothy?“
    Er blieb nicht stehen.
    „Timothy, wo gehst du hin? Antworte mir, Timothy.“
    Er drehte sich um. Mit einem eiskalten Blick der Verachtung mir gegenüber sagte er: „Ich zische ab, Mann. Was hat dich den gebissen, daß du so früh am Morgen hier herumschleichst?“
    „Du kannst nicht gehen.“
    „Ich kann nicht?“
    „Dadurch wird der Fruchtboden auseinandergerissen“, sagte ich.
    „Scheiß was auf den Fruchtboden. Glaubst du, ich verbringe den Rest meines Lebens in dieser Narrenburg?“ Er schüttelte den Kopf. Dann wurden seine Züge weicher, und er sagte weniger hart: „Eli, hör mal, jetzt komm doch zu Verstand, bitte. Du versuchst hier ein Märchen wahr zu machen. Das klappt nie. Wir müssen in die richtige Welt zurückkehren.“
    „Nein.“
    „Bei den beiden anderen ist es hoffnungslos, aber du kannst doch vielleicht noch logisch denken. Wir könnten in Phoenix frühstücken und ins erste Flugzeug nach New York steigen.“
    „Nein.“
    „Das ist die letzte Chance.“
    „Nein, Timothy.“
    Er zuckte die Achseln und wandte sich von mir ab. „Okay. Dann bleib mit deinen verrückten Freunden zusammen. Ich habe die Nase voll, Mann! Mir reicht’s!“
    Ich stand wie erstarrt da, als er über die freie Fläche und durch zwei kleine Steinschädel schritt, die dort in den Boden eingelassen worden waren. Er kam dem Wüstenpfad näher. Es gab keine Möglichkeit, ihn zum Bleiben zu bewegen. Dieser Augenblick war von Anfang an unausweichlich gewesen. Timothy war nicht so wie wir, er hatte nicht unsere Träume und Motive, er hätte sich nie dem ganzen Ablauf der Prüfung unterwerfen können. Eine lange Weile überdachte ich meine Möglichkeiten und versuchte, mit den Mächten in Verbindung zu treten, die das Schicksal dieses Fruchtbodens bestimmten. Ich fragte, ob die richtige Zeit gekommen sei, und erhielt zur Antwort: Ja, die Zeit ist gekommen. Und ich rannte ihm hinterher. Als ich an der Schädelreihe vorbeikam, kniete ich kurz nieder und hob einen der Steine vom Boden – ich brauchte beide Hände, um ihn zu tragen, und ich vermute, er wog zwanzig oder dreißig

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