Bufo & Spallanzani
wissen, daß sie sich gegenseitig vertrauen können.‹ Für eine verheiratete Frau, die zum erstenmal die Möglichkeit in Erwägung zieht, sich auf ein Liebesabenteuer einzulassen, gibt es keinen Satz, der sie mehr aufreizen und beruhigen könnte.
Unser erstes Zusammensein in meiner Wohnung hatte etwas Danteskes. Ich war verrückt vor Verlangen, und sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen starr und atemlos an. Ich mußte ihr die Kleider ausziehen und sie nackt auf das Bett legen, sie war herrlich, ihre schwarzen Haare und ihre weiße Haut schimmerten, und da geschah das Entsetzliche: Mein Penis machte schlapp, er schrumpfte zusammen. Die größte Katastrophe, die einem Mann widerfahren kann. Ich brach in Angstschweiß aus, küßte sie, liebkoste sie derart angstgepeinigt, daß meine Impotenz davon nur noch schlimmer wurde. Sie versuchte, mir zu helfen, wurde aber auch nervös und war beunruhigt, weil sie dachte, wie sie mir später sagte, es hätte sich jemand unter dem Bett versteckt. Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Ich blieb liegen und bearbeitete eine ganze Weile verzweifelt, aber vergeblich meinen Schwanz, bis ich schließlich losheulte. Stell dir mal vor, ein dicker, nackter Mann, der heulend im Bett liegt und versucht, seinen Schwanz hochzukriegen. Schließlich wischte ich mir die Tränen ab, zog einen Morgenrock über und ging nachsehen, was sie im Badezimmer machte.
Sie saß mit übergeschlagenen Beinen tief betrübt auf dem Klodeckel, besah sich ihre Fingernägel, hockte ziemlich krumm da, sogar ein kleines Fettbäuchlein zeigte sich an ihrem makellosen Leib; ihr Augen-Make-up war verschmiert, und sie sah mich mit Pathos im Blick an. Ich schaltete den Gasboiler ein; vielleicht meinte ich, ein Bad könne uns läutern, uns diese grauenhafte Sache vergessen lassen und bewirken, daß wieder Blut in meinen Penis strömte. Auf einmal explodierte der Boiler (vgl. Fonseca). Ich warf mich auf sie, um sie zu schützen, wir fielen auf den Boden, und in diesem Inferno voller Flammen und Rauch fanden sich unsere Körper zu einer kolossalen, wahnsinnigen Vereinigung. Erst am Abend stellte ich fest, daß mein Körper infolge der Explosion mit Brandwunden übersät war. Ich glaube, an diesem Tag, an dem ich feststellte, daß die Wollust stärker ist als der Schmerz, habe ich beschlossen, Bufo & Spallanzani zu schreiben. Obwohl mein Körper mit Brandsalbe eingeschmiert war und meine Haut in Fetzen auf dem Laken hängenblieb, traf ich mich von da an täglich mit ihr und war potenter als Maupassant und Simenon zusammen.
Jeden Tag gegen ein Uhr mittags kam sie zu mir, nachdem sie im Sportstudio gewesen war, wo sie Gymnastik machte. Während ich auf sie wartete, ging ich ungeduldig auf und ab, befühlte meinen erigierten Penis und führte Selbstgespräche. Wenn sie erschien, umklammerte ich ihren Körper mit der Gier eines Besessenen und bumste sie, ehe sie sich ausgezogen hatte, im Stehen im Flur, indem ich sie am Hintern packte, sie hochhob, gegen die Wand preßte und meinen Schwanz durch die Beinöffnung ihres Slips schob. Anschließend trug ich sie zum Bett, und wir bumsten den ganzen Nachmittag weiter. Bis dahin hatte sie noch nie einen Orgasmus gehabt. Zwischendurch las ich ihr Gedichte vor, sie mochte besonders ein Gedicht von Baudelaire, in dem von einer französischen Praktik die Rede ist: ›La très chère était nue, et, connaissant mon cœur‹, et cetera. Ich las ihr nach dem Bumsen immer Gedichte vor, genau wie dir, mein Liebling. Und jetzt laß mich schlafen.«
2
Der Polizist Guedes, ein Anhänger des Fergusonschen Prinzips der Einfachheit – wenn es zwei oder mehr Theorien zur Erklärung eines Geheimnisses gibt, ist die einfachste die richtige { * } – hätte niemals für möglich gehalten, daß er eines Tages der prominenten Delfina Delamare begegnen würde. Sie wiederum hatte noch nie einen leibhaftigen Kriminalpolizisten gesehen. Der Polyp wußte, wie alle Welt, wer Delfina Delamare war: das verwaiste Aschenbrödel, das den millionenschweren Eugênio Delamare, Kunstsammler, Champion im olympischen Reiteraufgebot Brasiliens, meistumworbener Junggeselle der südlichen Hemisphäre, geheiratet hatte. Die Zeitungen und Illustrierten hatten über die Hochzeit des Märchenprinzen mit dem armen Mädchen, das zu Hause eine kranke Großmutter pflegte und nie ausging, groß berichtet; und seitdem war das Paar nicht mehr aus den Klatschspalten wegzudenken.
Es gab eine Zeit, da trugen Polypen
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