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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Schuylkill River. Die Böschung senkte sich zum Fluss hinunter, sodass sie das Ufer von ihrem Standort aus nicht sehen konnte. Durch die wenigen entlaubten Bäume auf dieser Seite konnte sie die Fahrzeuge auf dem Schuylkill Expressway am anderen Ufer erkennen. Sie drehte sich wieder zu Calabro um. »Haben Sie die unmittelbare Umgebung überprüft?«
    »Ja«, sagte der Officer.
    »Wer hat das Opfer gefunden?«
    »Anonymer Anruf bei der Notrufzentrale.«
    »Wann?«
    Calabro schaute auf sein Protokoll. »Vor gut einer Stunde.«
    »Wurde die Gerichtsmedizin verständigt?«, fragte Byrne.
    »Ist unterwegs.«
    »Gute Arbeit, Mike.«
    Ehe Jessica hinunter zum Flussufer ging, machte sie mehrere Fotos von dem Gebäude. Sie fotografierte auch die beiden Wagen ohne Kennzeichen, die auf dem Parkplatz standen. Der eine war ein zwanzig Jahre alter Chevy der Mittelklasse, der andere ein verrosteter Ford Van. Jessica ging zu den beiden Wagen und legte eine Hand auf die Motorhauben. Eiskalt. Täglich wurden Hunderte von Fahrzeugen in Philadelphia gefunden, die abgemeldet und irgendwo wild abgestellt worden waren. Manchmal schienen es fast tausend zu sein. Jedes Mal lief jemand zum Bürgermeister oder zum Stadtrat, die immer schnell mit dem Versprechen dabei waren, herrenlose Wagen wegzuschaffen und leerstehende Bruchbuden abzureißen. Nur tat sich nichts.
    Jessica machte noch ein paar Fotos. Als sie fertig war, streiften sie und Byrne Latexhandschuhe über.
    »Bereit?«, fragte er.
    »Bringen wir’s hinter uns.«
    Sie gingen zum Rand des Parkplatzes. Von dort fiel das Grundstück leicht zum Ufer hin ab. Da die Frachtschiffe größtenteils über den Delaware und nicht über den Schuylkill River fuhren, gab es hier nur wenige Anlegestellen, doch da und dort waren kleine Stege und ein paar Pontons zu sehen. Als sie zum Ende des asphaltierten Bereichs gelangten, sahen sie den Kopf des Opfers, dann die Schultern, dann den Körper.
    »Mein Gott«, sagte Byrne.
    Es war eine junge blonde Frau, vielleicht Mitte zwanzig. Sie saß auf einem kurzen Steinsteg, die Augen weit aufgerissen. Es schien, als säße sie am Flussufer und betrachtete die Strömung.
    Es bestand kein Zweifel, dass sie zu Lebzeiten sehr hübsch gewesen war. Jetzt war ihr totenbleiches Gesicht zu einer Maske erstarrt, und der eisige Wind hatte bereits Risse in ihre Haut gegraben. Ihre fast schwarze Zunge hing an einer Seite aus dem Mund heraus. Sie trug keinen Mantel, keine Handschuhe, keinen Hut, nur ein langes Kleid in einem verblichenen Rosa. Es sah sehr altmodisch aus und erinnerte an längst vergangene Zeiten. Das Kleid hing über ihren Füßen und berührte fast das Wasser. Die junge Frau schien schon eine Weile dort zu sitzen, wie in die Betrachtung des Flusses vertieft. Der Verwesungsprozess hatte bereits eingesetzt, war aber nicht so weit fortgeschritten, wie es bei wärmeren Temperaturen der Fall gewesen wäre. Dennoch hing der Gestank der Verwesung drei, vier Schritte um die Tote herum in der Luft.
    Um den Hals der Frau war ein Nylongürtel geschlungen, der im Nacken verknotet war.
    Jessica sah, dass einige entblößte Hautpartien des Opfers mit einer dünnen Schicht Eis überzogen waren, was dem Leichnam einen unnatürlichen Glanz verlieh. Es hatte gestern geregnet; anschließend war die Temperatur stark gesunken.
    Jessica machte ein paar Aufnahmen und trat näher an die Tote heran. Sie würde den Leichnam nicht anrühren, bis der Gerichtsmediziner grünes Licht gegeben hatte, doch je eher sie die Tote unter die Lupe nehmen konnten, desto schneller konnten sie mit den Ermittlungen beginnen. Während Byrne sich am Rand des Parkplatzes umschaute, kniete Jessica sich neben die Leiche.
    Das Kleid des Opfers war ein paar Nummern zu groß für den schlanken, zierlichen Körper. Es hatte lange Ärmel, einen abnehmbaren Spitzenkragen und eine Falte an den Bündchen.
    Jessica verstand nicht, warum diese Frau im Winter in einem dünnen Kleid, das aus einem vergangenen Jahrhundert zu stammen schien und ihr überdies zu groß war, durch Philadelphia spazieren sollte.
    Sie schaute auf die Hände der Frau. Keine Ringe. Jessica sah auch keine Schwielen, keine Narben und keine verheilten Schnitte. Die Frau hatte also nicht mit den Händen gearbeitet; jedenfalls hatte sie keine schwere handwerkliche Tätigkeit ausgeübt. Und sichtbare Tattoos gab es auch nicht.
    Jessica trat ein paar Schritte zurück und machte vor dem Hintergrund des Flusses ein Foto von dem Opfer. In diesem

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