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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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ihre heißen Würstchen, in Honig getränkten Feigen, Oliven, Fruchtkuchen und andere wohlfeile Leckerbissen loszuwerden. Eine Abteilung der Prätorianergarde mit Brustpanzern und geschulterten Bambuslanzen marschierte in militärischer Ordnung vorbei; vorneweg ein junger Offizier mit kurzem Schwert und wehendem Federhelm. Gleich hinterher kam ein großer Bauernwagen, der von zwei stämmigen Maultieren gezogen wurde und turmhoch mit Gemüse beladen war. Seine plumpen Räder mach-ten auf dem holprigen Fahrdamm einen ohrenbetäubenden Lärm. Als er gerade an der Schule vorbeiratterte, mußte er anhalten; denn von der andern Seite kam ihm eine Sänfte entgegen, die von acht prunkvoll livrierten Negern getragen wurde. Es entstand eine Verkehrsstockung, und sofort sammelte sich eine Menschenmenge an. Der Vorläufer der Sänfte schlug rücksichtslos mit seinem Stock um sich und schrie: „Platz für Seine Exzellenz! Platz für Seine Exzellenz!"
    Die Leute wichen beiseite, und der Kutscher fuhr seinen Wagen zur Hälfte auf den schmalen Bürgersteig hinauf, um die Sänfte vorbeizulassen.
    In der Sänfte saß ein dicker, glatzköpfiger Mann. Er hatte eine Senatorentoga mit zwei roten Streifen an, las in einem Buch und fächelte sich mit einem Fächer. Er mußte ein sehr hoher Würdenträger sein, denn er hatte ein besonders großes Gefolge von Sklaven und Bewunderern.
    Die Leute am Straßenrand begrüßten ihn durch laute Zurufe, und einige liefen sogar hin und küßten ihm die Hand. Andere machten Witze, über die die Umstehenden lachten.
    Der Dicke schaute auf, und Mucius erkannte ihn jetzt an einer großen Narbe, die sich quer über die Glatze zog. Es war Exkonsul Tellus. Er war vor vielen Jahren ein berühmter Feldherr gewesen. Jetzt lebte er zurückgezogen von den vielen Millionen, die er auf seinen erfolgreichen Kriegszügen erbeutet hatte.
    Als die Neger mit der Sänfte weitertrabten, winkte Tellus der Menge noch einmal huldvoll mit seinem Fächer zu, dann verschwand er aus Mucius'Gesichtskreis. Der Bauernwagen setzte sich auch wieder in Bewegung und polterte in der Richtung zum Forum davon.
    „Wie gut", dachte Mucius sich, „daß schwere Fuhrwerke am Tage nicht in die Stadt gelassen werden; sie würden in den engen Gassen ständig heillose Verkehrsverwirrungen anrichten."
    Nun gab es eigentlich nichts mehr zu sehen. Die Straße begann zu veröden, und nur noch ein paar Nachzügler hasteten vorbei, sichtlich bestrebt, so rasch wie möglich vor dem Einbruch der Nacht nach Hause zu kommen. Die Bettler und Straßenverkäufer waren auch verschwunden. Zwei Nachtwächter mit langen Feuerhaken auf den Schultern tauchten auf der andern Straßenseite auf und schlenderten von Geschäft zu Geschäft und prüften, ob auch die Läden davor gut verschlossen waren.
    Rufus saß noch immer auf dem Weinfaß und starrte vor sich hin. Vielleicht wartete er auf seine Freunde und die Sklaven, die jeden Augenblick kommen mußten, um die Jungen abzuholen. Aber plötzlich sprang er auf, lief über den Fahrdamm und verschwand um die Ecke in eine Seitenstraße, die am Marsfeld vorbei zu der großen Brücke über den Tiber führte.
    Mucius war erstaunt und beunruhigt darüber. Rufus mußte, wenn er nach Hause wollte, über das Forum gehen; er schlug aber die entgegengesetzte Richtung ein.
    Es war schon sehr spät; die erste Stunde der Nacht hatte begonnen, und kein Mensch ging gern nachts allein durch die völlig unbeleuchteten Straßen.
    „Vielleicht hat er nur einen kleinen Umweg vor", sagte sich Mucius. „Er hat es wahrscheinlich heute abend bestimmt nicht eilig, seine Mutter zu sehen."
    Dieser Gedanke beruhigte ihn, und er machte sich endlich daran, die langweiligen griechischen Vokabeln fertigzuschreiben. Kurze Zeit später dachte er nicht mehr an Rufus.
2. Kapitel
Hinter dem Vorhang bleibt es grabesstill
    Als die Jungen am nächsten Morgen in die Schule kamen, war Xantippus nicht da. Das war ein ungewöhnliches Ereignis; denn er hatte sie noch niemals warten lassen.
    Sie waren pünktlich eine Stunde vor Sonnenaufgang eingetroffen und hatten sich sogleich vorschriftsmäßig auf ihre Bänke gesetzt. Die Sklaven hatten sie nur bis zum Forum gebracht, weil sie auf die Märkte gehen mußten, um einzukaufen. Rufus und Caius fehlten. Es waren nur Mucius, Julius, Flavius, Publius und Antonius gekommen. Rufus war gestern aus der Schule hinausgeworfen worden, aber warum Caius fehlte, konnten sie sich nicht erklären. Vielleicht hatte er seine

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