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Castillo der Versuchung

Castillo der Versuchung

Titel: Castillo der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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Sophie die Arme. „Wer hat dich gebeten, zu kommen?“
    „Seine Exzellenz hat diesen Termin auf meine Bitte hin wahrgenommen, Misses Cunningham“, schaltete sich nun der erschrockene Notar mit vorwurfsvollem Ton ein.
    Antonio tat einen Schritt auf Sophie zu und reichte ihr seine Hände. Er schaute ihr direkt in die Augen. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, löste sie ihre verschränkten Arme und ergriff Antonios Hände. Eine nicht zu verleugnende Sehnsucht war in ihr erwacht.
    „Ich weiß, wie nah du deiner Schwester gestanden hast. Gestatte, dass ich dir mein tief empfundenes Beileid ausspreche“, sagte er und klang tatsächlich betroffen.
    Sophies blasse Wangen wurden feuerrot, und ihre Hände zitterten unter Antonios warmem Griff. Sie war hin- und hergerissen. Einerseits zweifelte sie nicht an seiner Aufrichtigkeit, und nach seiner Beileidsbekundung war sie den Tränen nahe. Andererseits hatte er deutlich gemacht, dass sie sich stark im Ton vergriffen hatte, indem er ihrer wenig freundlichen Begrüßung mit Galanterie begegnet war. Allein deshalb schon hätte sie vor Wut schreien mögen. Aber sie wollte sich nicht von ihm beeindrucken lassen und erst recht nicht daran erinnert werden, wie sehr Antonio sie vor drei Jahren verletzt hatte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf einen erneuten Angriff, das war jetzt viel wichtiger. Wo waren Antonio Rocha und seine reiche, versnobte Familie gewesen, als die verzweifelte Belinda Hilfe und Unterstützung gebraucht hatte?
    „Ich habe dein Beileid nicht nötig!“, rief sie und entriss ihm ihre Hände.
    „Trotzdem möchte ich es dir bekunden“, beharrte Antonio. Insgeheim bewunderte er sie für ihr Temperament und dafür, dass sie ihn zurückgewiesen hatte. Normalerweise reagierten Frauen überhaupt nicht aggressiv auf ihn oder zeigten sich undankbar, wenn er ihnen seine Aufmerksamkeit schenkte.
    „Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du hier willst“, beharrte Sophie.
    „Man hat mich eingeladen“, erinnerte Antonio sie freundlich.
    „Bitte hier entlang, Exzellenz …“, drängte ihn der Notar in gequält entschuldigendem Ton.
    Obwohl Sophie vor Unbehagen und Anspannung immer blasser geworden war, erklärte sie jetzt erhobenen Hauptes: „Ich gehe nirgendwohin, ehe mir nicht jemand sagt, was hier los ist. Was gibt dir das Recht, den letzten Willen meiner Schwester anzuhören?“
    „Lass uns derartige Themen in einem etwas privateren Umfeld besprechen“, schlug Antonio gelassen vor.
    Sophie errötete erneut, weil sie sich jetzt daran erinnerte, welche Folgen ihr Besuch in Spanien vor fast drei Jahren gehabt hatte. Antonios Zurückweisung war äußerst schmerzhaft für sie gewesen und hatte sie zutiefst in ihrem Stolz verletzt. Sie war viel zu naiv gewesen, um zu erkennen, dass der blaublütige Marqués de Salazar nur zum Zeitvertreib mit ihr geflirtet hatte. Jetzt kostete es sie große Anstrengung, die verletzenden Erinnerungen zu verdrängen und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
    Der Notar bedeutete ihnen, einen schmalen Flur entlangzugehen, der in einem weitläufigen Büro mündete. Dort sank Sophie sofort auf einen Stuhl, richtete sich aber sogleich wieder kerzengerade auf. Da sie inzwischen beschlossen hatte, Antonios Gelassenheit nachzuahmen, widerstand sie der Versuchung, sich einen weiteren Ausbruch zu leisten. Sie presste die Lippen zusammen und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, warum Antonio Rocha eigens aus Spanien angereist war. Schließlich hatte sich Pablos hochmütiger Bruder zuvor weder bemüht, Kontakt mit ihr aufzunehmen, noch das leiseste Interesse an der Existenz seiner kleinen Nichte Lydia bekundet. Sophie befiel eine böse Vorahnung.
    Während er las, wirkte der Notar ein wenig gehetzt, so als habe er es ungemein eilig, eine unangenehme Aufgabe hinter sich zu bringen. Der Schriftsatz war kurz und bündig, und nur allzu bald verstand Sophie, warum man Antonios Anwesenheit für notwendig erachtet hatte. Trotzdem stellte sie das Gehörte infrage. „Meine Schwester hat auch Antonio zu Lydias Vormund ernannt?“
    „Ja“, bestätigte der Notar.
    „Aber ich bin durchaus in der Lage, mich allein um Lydia zu kümmern“, verkündete Sophie. „Damit braucht man sonst niemanden zu belasten!“
    „So einfach ist das nicht“, warf Antonio Rocha scheinbar ungerührt ein, trotzdem hatte sich eine leichte Falte zwischen seinen tiefschwarzen Brauen gebildet. Er war erstaunt, dass in dem Testament mit keinem Wort erwähnt

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