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Castillo der Versuchung

Castillo der Versuchung

Titel: Castillo der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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nachdem Pablo gestorben war. Ich glaube, sie wollte damit ein Zeichen setzen und ihre Unabhängigkeit unterstreichen.“
    „Ja, deiner Schwester ging ihre Unabhängigkeit über alles“, stieß Norah Moore verächtlich hervor. „Nach Lydias Geburt war sie nicht gerade begeistert davon, rund um die Uhr für ein Kind da sein zu müssen.“
    „Es war nicht leicht für sie“, sagte Sophie und zuckte mit den Schultern. Mehr konnte sie nicht tun, um Belindas zügelloses Verhalten während der letzten Monate ihres Lebens zu verteidigen. Zumindest nicht Norah gegenüber, die sie unterstützte und sich ebenfalls um Belindas Tochter kümmerte. Außerdem schätzte Sophie genau diese Offenheit an den Moores. Sie sagten stets, was sie dachten, und man musste keine Falschheiten befürchten.
    „Du hast es aber auch nicht unbedingt leichter als sie“, sagte Norah. „Als Belinda nach alldem, was sie erlebt hatte, hierher kam, tat sie mir wirklich leid. Aber als sie dich wegen ihres neuen Freundes mit Lydia hier sitzen ließ, ist mir einfach der Kragen geplatzt.“
    „Ich bin gern mit Lydia hier geblieben“, erklärte Sophie und meinte es auch so.
    „Manchmal ist das, was man gern tut, nicht das Beste für einen“, antwortete Norah prompt.
    Nach Belindas überraschendem Tod war die kleine Lydia oft Sophies einziger Trost. Sophie hatte ihre ältere Schwester sehr lieb gewonnen. Dass sie und Belinda verschiedene Väter hatten und sich erst begegnet waren, nachdem Sophie Belinda ausfindig gemacht hatte, spielte für sie keine Rolle. Belinda war die Erste, bei der sie so etwas wie Nestwärme empfunden hatte.
    Dabei hätte man bei der äußerst unterschiedlichen Herkunft der Schwestern eher davon ausgehen können, dass die beiden einander ein Leben lang fremd bleiben würden. Während Belinda in einem schönen Landhaus mit eigenem Pony und allen Annehmlichkeiten aufwuchs, die ein Kinderherz höher schlagen ließen, war Sophie in einer Sozialwohnung bei einem ständig bankrotten Vater groß geworden. Sie entstammte der außerehelichen Beziehung ihrer Mutter Isabel. Nachdem ihre Verliebtheit verflogen war, hatte Isabel ihren Ehemann zurückgewinnen können. Sophie ließ sie bei ihrem Liebhaber. Dieser zog sie mit Hilfe ständig wechselnder Freundinnen auf. Somit hatte Sophie schon sehr früh gelernt, dass ihre Wünsche nur selten auf das Interesse der sie umgebenden Erwachsenen stießen.
    Beim ihrem ersten Treffen war Sophie sofort sehr von der schönen, weltgewandten Belinda beeindruckt gewesen. Sie war fünf Jahre älter als sie selbst, auf einem schicken Internat erzogen worden und sprach ein geschliffenes Englisch wie die Queen höchstpersönlich. Doch mit ihrer warmen, herzlichen Art hatte Belinda schnell Sophies Vertrauen und ihre Zuneigung gewonnen. Etwas langsamer und auch schmerzvoller hatte Sophie dann begriffen, dass ihre Schwester nicht besonders clever und für den Charme gut aussehender, großspuriger Männer besonders empfänglich war. Aber diese traurige Wahrheit hätte Sophie um nichts in der Welt freiwillig preisgegeben.
    Jetzt überließ sie ihre Nichte Norah Moores Obhut und stieg in den Lieferwagen zu Matt. Er nahm sie mit nach Sheerness, und als er vor dem Notariat hielt, bot er ihr sogar an, auf sie zu warten.
    Wie immer hatte es Sophie eilig gehabt, Matts hoffnungsvollem Schmachten zu entkommen, und war bereits ausgestiegen. „Das brauchst du nicht“, versicherte sie rasch. „Zurück nehme ich den Bus.“
    Matt überhörte ihre Ankündigung und teilte ihr mit, wo er parken würde.
    Ein junger Mann, der mit seinem Auto an der Ampel hielt, ließ eine Scheibe herunter: „Hey, Süße!“
    Sophie warf ihm einen gequälten Blick zu, ihre grünen Augen schimmerten dunkel. „Solltest du nicht in der Schule sein?“, rief sie ihm zu.
    Der junge Mann erschrak über ihre Schlagfertigkeit und schloss das Autofenster schnell wieder. Sophie dachte betrübt, wie schrecklich es war, dass sie mit ihren beinahe dreiundzwanzig Jahren immer noch wie eine Sechzehnjährige wirkte. Sie schrieb ihr junges Aussehen ihrer zierlichen Erscheinung zu. Ihr Haar hatte sie absichtlich so lang wachsen lassen, da sie befürchtete, man könnte sie sonst aufgrund ihrer kaum vorhandenen Kurven für einen Jungen halten. Allerdings hätte sie das natürlich niemals zugegeben.
    Als Sophie das elegante Vorzimmer des Notariats betrat, zog sie verschämt an ihrem altmodischen Jeansrock, der mit einem blumigen Baumwollstoff abgesetzt war. Sie

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