Cato 03 - Der Zorn des Adlers
größer als ich.«
Sie huschten zu den anderen Männern hinüber, und Cato führte sie an den Pferchen vorbei auf die Umzäunung der Druiden zu. Beim letzten Pferch bedeutete er seinen Männern, sich still zu verhalten, streckte dann vorsichtig den Kopf um den geflochtenen Viehzaun und fluchte leise, als er sah, dass zwei Druiden das Tor zu ihrem Gelände bewachten. Sie hockten auf dem Boden und aßen Brotkanten, ohne sich weiter um den verzweifelten Kampf am Tor zu kümmern. Cato zog den Kopf zurück und machte seinen Männern ein Zeichen, unten zu bleiben. Sie durften sich nicht blicken lassen, bis das Haupttor fiel, und konnten nur hoffen, dass die Druiden ihre Geiseln bis dahin nicht schon hingerichtet hatten.
»Gut sieht das nicht aus«, knurrte Vespasian, der den Kampf vor dem Festungstor von fern beobachtete. Die meisten Männer auf der Bastion waren gefallen, und das britische Feuer konzentrierte sich wieder auf die Legionäre vor dem Tor. Schon war der Boden mit den roten Schilden und grauen Kettenpanzern der Römer übersät.
»Wir könnten die Kohorte zurückrufen, Herr«, schlug Plinius vor. »Einen weiteren Artilleriebeschuss anordnen und es danach noch einmal mit dem Tor versuchen.«
»Nein«, gab Vespasian knapp zurück. Plinius sah ihn in Erwartung einer Begründung an, doch der Legat blieb stumm. Jedes Zurücknehmen des Drucks am Haupttor würde die Gefahr für Cato und seine Männer erhöhen. Natürlich mochten sie inzwischen auch schon tot sein, doch er musste davon ausgehen, dass dieser Teil des Plans funktionierte. Jetzt konnte nur noch Cato die Geiseln retten. Das bedeutete, dass die Erste Kohorte in der Todeszone vor dem Tor ausharren musste. Es gab jedoch noch einen weiteren Grund, die Männer dort zu belassen. Falls er den Rückzug befahl, gingen auch auf dem Rückweg Männer verloren. Wenn die Katapulte dann den Beschuss wieder aufnahmen, mussten die Überlebenden den nächsten Vorstoß in dem Wissen abwarten, dass alle Gefahren ihnen erneut bevorstanden. Vespasian konnte sich ohne weiteres vorstellen, wie sich das auf ihren Kampfgeist auswirken musste. Dort oben brauchte man jetzt viel mehr Ermutigung, um die Entschlossenheit zu stärken.
»Schaff mein Pferd heran und ein weiteres für den Standartenträger. «
»Du reitest doch nicht dort hinauf, Herr?« Plinius war entsetzt.
»Bring mir mein Pferd.«
Während die Tiere geholt wurden, band Vespasian seine Helmriemen enger. Er sah den Standartenträger an und stellte beruhigt fest, dass der Mann Gelassenheit ausstrahlte. Das war eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Legionär mitbringen musste, um für die ehrenhafte Aufgabe, den Adler in die Schlacht zu tragen, ausgewählt zu werden. Die Pferde wurden in aller Eile von herbeieilenden Sklaven gebracht. Vespasian und der Standartenträger nahmen die Zügel entgegen und schwangen sich in den Sattel.
»Herr!«, rief Plinius. »Wie lauten deine Befehle, falls dir irgendetwas zustößt?«
»Die Festung einnehmen, natürlich!«
Mit einem kurzen Fersenstoß galoppierte Vespasian über die freie Fläche und trieb sein Pferd auf die Rampe zu, den Standartenträger, der die Zügel mit einer Hand hielt und den Schaft der Adlerstandarte mit der anderen umklammerte, unmittelbar hinter sich. Sie jagten die Festungsrampe hinauf, bogen um die erste Serpentine und erreichten den zweiten Wall. Hier lagen die ersten römischen Gefallenen, von Pfeilen durchbohrt oder von Steinen zerschmettert, und zwischen den gefiederten Schäften, die einfach aus dem Boden zu wachsen schienen, bildeten sich rote Tümpel. Die Verwundeten, die die Reiter kommen sahen, schleppten sich an den Wegrand, und einige brachten sogar einen Jubelruf für den vorbeidonnernden Legaten heraus.
Die beiden Reiter bogen um die zweite Serpentine und zügelten ihre Pferde, als sie die hinterste Zenturie der Ersten Kohorte erreichten.
»Absteigen!«, rief Vespasian dem Standartenträger über die Schulter zu und schwang sich selbst vom Rücken seines Tiers. Sofort wurden sie von den Verteidigern oben auf dem Wall erspäht, und einen Moment später wieherte Vespasians Pferd, als ein Pfeil es in die Flanke traf. Es bäumte sich mit wild schlagenden Hufen auf, wirbelte herum und jagte über die Rampe zurück. Um den Legaten prasselten weitere Pfeile und Schleudergeschosse nieder. Er blickte sich um und nahm sich einen Schild vom Boden, der dort neben seinem toten Besitzer lag. Der Standartenträger tat es ihm nach, und beide
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