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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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seinen Freund. »Schwer zu sagen, Herr. Ich war am Ende der Kolonne.«
    Vespasian seufzte und tippte mit dem Griffel gegen die Tafel. »Hat Macro den Übergang noch verteidigt, als du in Sichtweite gekommen bist?«
    »Nein, Herr. Da sind die Männer bereits unter dem Schutz von Macro und seiner Nachhut zurückgewichen. Er musste sich den Weg zur Kohorte freikämpfen.«
    »Konntest du den Kampf von deiner Position am anderen Ufer aus verfolgen?«
    »Nicht so richtig.«
    »Nicht so richtig?«
    »Da waren Bäume im Weg, Herr.«
    »Also weißt du nicht genau, ob Macro zurückgedrängt wurde oder seine Position einfach aufgab?«
    Einen Augenblick lang war Cato sprachlos. Er konnte nicht antworten. Ein Nein auf diese Frage würde seinen Freund nicht beschuldigen, aber auch nicht entlasten.
    »Herr, du kennst Macro. Du kennst seine Qualitäten. Er würde dem Feind erst in letzter Sekunde nachgeben, und selbst dann … «
    »Das tut nichts zur Sache, Centurio Cato«, sagte Vespasian knapp. »Beantworte meine Frage.«
    Cato starrte den Legaten hilflos an. »Nein … «, antwortete er schließlich. »Ich konnte den Kampf um die Insel von meiner Position aus nicht erkennen.«
    Vespasian machte sich eine Notiz, dann sah er auf und sah Cato durchdringend an. Jetzt kommt’s, dachte der Centurio. Er hat sich die schwerste Frage bis zum Schluss aufgehoben. Cato konzentrierte sich.
    »Da wäre noch eine Sache zu klären, dann kannst du gehen. Als die Dritte Kohorte die Furt erreichte, gab es Versuche, den Feind aufzuhalten, ist das richtig?«
    »Ja, Herr.«
    »Wie effektiv war diese Verteidigung deiner Meinung nach?«
    In Catos Erinnerung tauchten die Bilder dieses verzweifelten Kampfes auf. Er zwang sich, das Verhalten der Kohorte von einem objektiveren Standpunkt aus zu betrachten.
    »Wir waren in der Unterzahl, Herr. Wir waren gezwungen, zurückzuweichen.«
    »Gezwungen?«
    »Ja, Herr. Sobald uns der Feind vom Ufer zurückgetrieben hatte, drohte er, uns zu umzingeln. Wir mussten uns zurückziehen, sonst wären wir aufgerieben worden.«
    »Hast du schon mal drüber nachgedacht, dass die Schlacht zu unseren Gunsten ausgegangen wäre, wenn die Kohorte etwas mehr Entschlossenheit gezeigt und die Stellung gehalten hätte?«
    »Natürlich, Herr. Aber, mit allem Respekt, du warst nicht vor Ort, um … «
    Der Schreiber keuchte ängstlich auf und warf einen verstohlenen Blick auf seinen Legaten. Vespasian war sichtlich verärgert darüber, dass es der jüngste Centurio seiner Legion gewagt hatte, in diesem Ton mit ihm zu reden. Er funkelte Cato wütend an, dann schnippte er mit den Fingern. »Schreiber, lösch diese letzte Bemerkung aus dem Protokoll.«
    Der Schreiber drehte seinen Griffel um und schabte mit dem flachen Ende besagte Bemerkung von der Tafel.
    »Angesichts deiner bisherigen Verdienste«, fuhr Vespasian leise fort, »lasse ich dir das noch einmal durchgehen. Das nächste Mal werde ich nicht mehr so nachsichtig sein. Du und die anderen bleiben im Lager. Das Schwimmen ist vorerst gestrichen. Du hältst dich ständig auf Abruf bereit. Wegtreten!«
    »Jawohl, Herr.« Cato stand stramm, salutierte, drehte sich zackig um und marschierte aus dem Zelt. Langsam ging er zum Lagerplatz der Dritten Kohorte zurück. Der Tross war am frühen Nachmittag eingetroffen, und die Legionäre hatten nach einer schnellen Mahlzeit die Zelte aufgestellt. Statt der durcheinandergewürfelten Reihen breiteten sich nun Hunderte von Ziegenfellzelten in schnurgeraden Linien zu beiden Seiten der via praetoria aus. Die Männer hatten ihre Ausrüstung verstaut, hielten im Schatten ein Nickerchen oder unterhielten sich grüppchenweise leise im Sonnenschein.
    Als er seine Männer erreicht hatte, bemerkte Cato, dass sein Zelt bereits aufgebaut und ein Feldbett darin aufgestellt worden war. Er setzte sich darauf und schnürte den Harnisch auf. Dann verdeckte ein Schatten das Licht, das durch den Zelteingang fiel. Cato sah auf. Macro, wer sonst.
    »Hab dich vorbeigehen sehen. Wie ist es gelaufen?«
    »Schlecht. Er hat wohl alles, was ich gesagt habe, irgendwie falsch verstanden.«
    »Schon klar.« Macro lächelte grimmig. »Obwohl du doch sonst nicht auf den Mund gefallen bist.«
    »Das nicht. Aber nichts von dem, was ich gesagt habe, ist bei ihm angekommen. Ich glaube, der Legat hat sich sein Urteil über die Vorfälle bereits gebildet.« Cato nahm die Finger von den Schnallen und sah zu Boden. »Und ich glaube, wir stecken in Schwierigkeiten … und zwar nicht

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