Catriona
reinster Honig war. Alle Schmach von James More schien dadurch von uns abgewaschen. Im nächsten Augenblick war er wieder ganz er selbst.
»Mit Verlaub, meine Lieben –das ist ja alles recht schön und gut, aber Alan Breck befindet sich dem Galgen ein klein wenig näher, als ihm gerade lieb ist. Bei Gott, ich meine, dieser Ort ist ein herrlicher Ort – zum Davonlaufen.« Seine Worte brachten uns zur Vernunft. Alan rannte eilig nach oben und kehrte mit unseren Satteltaschen und mit James Mores Mantelsack zurück; ich raffte Catrionas Bündel von der Treppe auf, wo sie es hatte fallen lassen, und wir waren eben im Begriff, von jenem gefährlichen Hause aufzubrechen, als Bazin uns schreiend und gestikulierend zurückhielt. Er hatte sich, als blank gezogen wurde, schleunigst unter den Tisch verkrochen, war jetzt aber kühn wie ein Löwe. Es sei noch eine Zeche zu begleichen, wir hätten einen Stuhl zerschlagen, Alan hätte sich zwischen das Geschirr gesetzt und James More wäre geflohen. »Hier,« rief ich, »macht Euch selbst bezahlt« und warf ihm einen Louisdor zu; es war jetzt nicht an der Zeit, zu rechnen. Er stürzte sich auf das Geld, und wir stürmten an ihm vorbei ins Freie. Von drei Seiten drangen Seeleute eilig und den Kreis unablässig verengend gegen das Haus vor; in geringer Entfernung schwenkte James More den Hut, wie um sie anzufeuern, und unmittelbar hinter ihm bewegten sich, gleich einem Narren, der hilflos gestikuliert, die Flügel der Windmühle.
Alan warf nur einen einzigen Blick um sich und fiel in Laufschritt. Er hatte schwer an James' Mantelsack zu schleppen, aber ich glaube, er hätte lieber sein Leben gelassen, als die Beute aufgegeben, die seine Rache war; er lief so schnell, daß ich Mühe hatte, ihm zu folgen und staunte und stolz war, das Mädchen an meiner Seite dahinstürmen zu sehen.
Als sie unser gewahr wurden, ließen sie allen Schein fahren; die Matrosen nahmen unter lauten Rufen und Hurrageschrei die Verfolgung auf. Wir hatten einen Vorsprung von zweihundert Metern, und sie waren alles in allem doch nur krummbeinige Teerjacken, mit nur geringer Hoffnung, uns in diesem Sport zu überholen. Wie ich vermute, waren sie auch bewaffnet, wagten es aber wahrscheinlich nicht, auf französischem Boden ihre Pistolen zu gebrauchen. Sobald ich erkannte, daß wir die Entfernung zwischen ihnen und uns nicht nur einhielten, sondern sogar vergrößerten, war ich über den Ausgang ganz beruhigt. Trotzdem war es harte, heiße Arbeit, so lange sie währte; Dünkirchen lag immer noch eine gehörige Strecke entfernt, und als wir endlich jenseits der Kuppe eines Hügels eine Kompanie Garnisonsoldaten bei irgendeinem Marschmanöver überraschten, vermochte ich Alans Bemerkung recht gut zu verstehen. Er hielt augenblicklich in seinem Lauf inne und wischte sich die Stirn. »Sie sind doch wirklich eine sympathische Nation, die Franzosen«, meinte er.
Schluß
Kaum befanden wir uns innerhalb der Mauern von Dünkirchen in Sicherheit, da hielten wir den so nötigen Kriegsrat über unsere Lage. Wir hatten mit Waffengewalt einem Vater seine Tochter geraubt; jeder Richter hätte sie ihm ohne weiteres wieder zugeführt und aller Wahrscheinlichkeit nach Alan und mich ins Gefängnis geworfen, und obwohl wir in Gestalt von Kapitän Pallisers Brief ein Argument zu unseren Gunsten besaßen, lag doch weder Catriona noch mir sonderlich daran, es in der Öffentlichkeit zu gebrauchen. Alles in allem schien es uns das Klügste, das Mädchen nach Paris zu bringen in die Obhut ihres eigenen Häuptlings, Macgregor von Bohaldie, der nicht nur bestimmt bereit sein würde, seiner Verwandten zu helfen, sondern auch durchaus abgeneigt, James Mores Schande aufzudecken.
Wir kamen nur recht langsam vorwärts, da Catriona nicht so gewandt im Reiten wie im Rennen war und seit '45 kaum im Sattel gesessen hatte. Aber endlich, an einem Sonntagsmorgen, waren wir in Paris und begaben uns unter Alans Führung auf dem schnellsten Wege zu Bohaldie. Er wohnte recht prächtig und lebte auf gutem Fuß, da er eine Pension aus dem Schottenfond bezog und auch über Privatmittel verfügte; Catriona begrüßte er wie eine Angehörige seines eigenen Hauses und benahm sich im ganzen sehr höflich und diskret, wenn auch nicht besonders offenherzig. Wir fragten ihn nach Nachrichten über James More. »Der arme James!« sagte er und schüttelte den Kopf und lächelte, und ich gewann die Überzeugung, daß er mehr wußte, als er sagen wollte. Dann
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