Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass
obwohl sie und Sam weiterhin trainierten, so gut es ging … Oh, sie konnte dem Impuls, in diesen Boxring zu springen und sie alle fertigzumachen,kaum widerstehen. Ein böses Lächeln überzog ihr Gesicht. Wenn die Zuschauer Sam gut fanden, würde sie ihnen erst recht Grund zum Jubeln geben.
Doch dann entdeckte Sam, der sich noch immer in seinem Erfolg sonnte, sie an der Säule. Sein triumphierendes Grinsen blieb, aber in seinen braunen Augen sah sie Unmut aufblitzen.
Sie deutete mit dem Kinn zum Ausgang. Die Geste sagte ihm alles, was er wissen musste: Wenn er nicht wollte, dass sie mit ihm in den Ring stieg, sollte er für heute Abend Schluss machen und sich auf der Straße mit ihr treffen, nachdem er seinen Gewinn kassiert hatte.
Und dann würde der echte Kampf beginnen.
»Sollte ich erleichtert oder besorgt sein, dass du noch keinen Ton gesagt hast?«, fragte Sam, als sie durch kleine Seitenstraßen nach Hause gingen.
Celaena machte einen Bogen um eine Pfütze, die aus Regenwasser oder Urin bestehen konnte. »Ich habe überlegt, wie ich anfangen könnte, ohne dich anzuschreien.«
Als Sam schnaubte, knirschte sie mit den Zähnen. Um seine Hüfte klimperte ein Säckchen mit Münzen. Obwohl er die Kapuze seines Umhangs über den Kopf gezogen hatte, konnte sie seine geplatzte Lippe deutlich sehen.
Sie ballte die Hände. »Du hast mir versprochen, da nicht wieder hinzugehen.«
Sam hielt den Blick auf die schmale Gasse vor ihnen gerichtet, immer wachsam, immer auf der Hut vor einer möglichen Gefahr. »Ich habe es nicht versprochen . Ich sagte, ich würde es mir überlegen.«
»Im Vaults sterben immer wieder Leute!« Das sagte sie lauter als beabsichtigt und ihre Worte hallten an den Gassenmauern wider.
»Sie sterben, weil es Dummköpfe auf der Suche nach Ruhm sind, keine trainierten Assassinen.«
»Trotzdem passieren Unfälle. Jeder dieser Männer hätte ein Messer einschmuggeln können.«
Sam stieß ein schnelles, harsches Lachen aus, voller typisch männlicher Überheblichkeit. »Hältst du wirklich so wenig von meinen Fähigkeiten?«
Sie bogen in eine Querstraße ein, wo ein Grüppchen Leute vor einem schwach beleuchteten Wirtshaus Pfeife rauchte. Celaena wartete, bis sie an ihnen vorbei waren, bevor sie weitersprach. »Dein Leben für ein paar Münzen aufs Spiel zu setzen ist absurd.«
»Wir brauchen alles Geld, was wir bekommen können«, erwiderte Sam ruhig.
Sie spannte sich an. »Wir haben Geld.« Ein bisschen Geld, jeden Tag weniger.
»Es wird nicht ewig reichen, schließlich haben wir es nicht geschafft, neue Aufträge an Land zu ziehen. Und vor allem nicht bei deinem Lebensstil.«
» Mein Lebensstil!«, fauchte sie. Dabei hatte er recht. Obwohl sie auch anders konnte, liebte sie Luxus – schöne Kleider und köstliches Essen und eine edle Einrichtung. All die Annehmlichkeiten im Unterschlupf der Assassinen hatte sie als selbstverständlich betrachtet. Arobynn mochte eine detaillierte Liste der Ausgaben geführt haben, die sie ihm schuldete, aber das Essen oder ihre Bediensteten oder Kutschen hatte er ihnen nie in Rechnung gestellt. Und nun, da sie auf eigenen Beinen stand …
»Die Kämpfe im Vaults sind leicht«, sagte Sam. »Dort kann ich in zwei Stunden ordentlich Geld verdienen.«
»Das Vaults ist ein stinkender Haufen Scheiße«, zischte sie. »Das haben wir nicht nötig. Wir können unser Geld woanders verdienen.« Sie wusste nicht, wo oder wie genau, aber etwas Besseres als Kämpfe im Vaults konnte sie allemal finden.
Sam blieb stehen und packte sie am Arm, damit sie ihm ins Gesichtsah. »Wie wär’s dann, wenn wir Rifthold verlassen?« Sie sah Sam fragend an, obwohl ihr Gesicht weitgehend von der Kapuze verdeckt war. »Was hält uns hier?«
Nichts. Alles.
Außerstande, ihm zu antworten, schüttelte Celaena seine Hand ab und ging weiter.
Das war wirklich eine absurde Idee. Rifthold verlassen. Wo sollten sie denn überhaupt hingehen ? Das war Quatsch.
Sie erreichten das Lagerhaus, kurz darauf waren sie die klapprige Holztreppe auf der Rückseite hinaufgestiegen und betraten die Wohnung im zweiten Stock.
Celaena sagte nichts, während sie Umhang und Stiefel abstreifte, ein paar Kerzen anzündete und die Küche betrat, um sich ein Butterbrot zu machen. Auch Sam ging wortlos ins Badezimmer, um sich zu waschen. Das fließende Wasser war ein Luxus, für den der vorige Besitzer ein Vermögen ausgegeben hatte – und für Celaena bei der Wohnungssuche der entscheidende Punkt
Weitere Kostenlose Bücher