Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass
konnte es gefährlich werden.
»Also«, sprach Celaena weiter, »wenn du nicht willst, dass dir jemand die Kehle aufschlitzt, brauchen wir vor unserem Weggang Arobynns Zustimmung zu unserem Austritt aus der Gilde. Und da du es offenbar kaum erwarten kannst, die Hauptstadt zu verlassen, treffen wir uns morgen mit ihm.«
Sam verzog das Gesicht. »Ich falle nicht auf die Knie. Nicht vor ihm.«
»Ich auch nicht.« Sie ging zum Spülbecken, stützte sich mit beiden Händen ab und sah aus dem Fenster. Rifthold. Konnte sie der Stadt wirklich den Rücken kehren? Manchmal hasste sie sie, aber … es war ihre Stadt. Sie zu verlassen und irgendwo anders auf dem Kontinent neu anzufangen … Brachte sie das fertig?
Auf dem Holzboden waren Schritte zu hören, ein warmer Atem strich über ihren Nacken und dann legten sich Sams Arme von hinten um ihre Taille. Er schmiegte das Kinn in die Beuge zwischen ihrer Schulter und ihrem Hals und sie blickten beide auf die Stadt.
»Ich möchte nur bei dir sein«, sagte er. »Es ist mir egal, wohin wir gehen. Mehr will ich nicht.«
Celaena schloss die Augen und lehnte den Kopf an seinen. Er roch nach ihrer Lavendelseife – ihrer teuren Lavendelseife, obwohl sie ihn doch gebeten hatte, sie nicht zu benutzen. Wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, um welche Seife es ihr überhaupt gegangen war. Sie würde anfangen müssen, ihre geliebten Toilettenartikel zu verstecken und etwas Preiswertes für ihn hinzulegen. Er würde sowieso keinen Unterschied merken.
»Es tut mir leid, dass ich ins Vaults gegangen bin«, murmelte er auf ihre Haut und drückte ihr einen Kuss hinters Ohr.
Celaena lief ein Schauer über den Rücken. Obwohl sie seit einemMonat das Schlafzimmer teilten, hatten sie die letzte Schwelle der Intimität noch nicht überschritten. Sie wollte es – und er wollte es ganz bestimmt –, aber in so kurzer Zeit hatte sich so viel geändert. Etwas so Großes konnte noch eine Weile warten. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, Spaß miteinander zu haben.
Als Sam ihr Ohr küsste und an ihrem Ohrläppchen knabberte, kam ihr Herz aus dem Takt.
»Versuch nicht, mich mit Küssen dazu zu bringen, deine Entschuldigung zu akzeptieren«, stieß sie hervor, während sie gleichzeitig den Kopf schräg legte, damit er besser an ihren Hals kam.
Er lachte in sich hinein, sein Atem liebkoste ihren Hals. »Es war einen Versuch wert.«
»Wenn du noch mal ins Vaults gehst«, sagte sie, ohne ihm ihr Ohr zu entziehen, »steig ich in den Ring und schlage dich eigenhändig bewusstlos.«
Sie spürte, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln bogen. »Kannst du gern versuchen.« Er biss sie ins Ohr – nicht so fest, dass es wehtat, aber kräftig genug, um ihr zu sagen, dass er jetzt nicht mehr zuhörte.
Sie drehte sich in seinen Armen um und sah zu ihm auf, in sein wunderschönes, von den Lichtern der Stadt erhelltes Gesicht, in seine warmen, dunklen Augen. »Und du hast meine Lavendelseife benutzt. Tu das nie wie–«
In diesem Moment drückte Sam seine Lippen auf ihre und Celaena sagte für eine ganze Weile nichts mehr.
Doch während sie eng umschlungen dastanden, gab es noch immer eine Frage, die ungestellt blieb – eine Frage, die keiner von beiden auszusprechen wagte.
Würde Arobynn Hamel sie ziehen lassen?
2
A ls Celaena und Sam am nächsten Tag den Unterschlupf der Assassinen betraten, war es, als hätte sich nichts verändert. Am Eingang begrüßte sie dieselbe zitternde Haushälterin, die rasch wieder davoneilte, und an gewohnter Stelle vor dem Arbeitszimmer des Königs der Assassinen stand Wesley, Arobynns Diener.
Während sie geradewegs auf die Tür zugingen, nutzte Celaena jeden Schritt und jeden Atemzug, um auf Details zu achten. Wesley trug zwei Schwerter auf den Rücken geschnallt, ein weiteres an der Seite, in seinem Gürtel steckten zwei Messer, im einen Stiefel funkelte ebenfalls eins und wahrscheinlich war im anderen noch eins versteckt. Wesleys Blick war wachsam, scharf – kein Anzeichen von Erschöpfung oder Krankheit oder etwas, aus dem sie einen Vorteil schlagen konnte, falls es zu einem Kampf kam.
Sam, der während des langen Fußmarschs hierher ganz still gewesen war, ging einfach direkt auf Wesley zu, streckte die Hand aus und sagte: »Gut, dich zu sehen, Wesley.«
Wesley schüttelte Sam die Hand und verzog den Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln. »Ich würde ja sagen, du siehst gut aus, Junge, aber der Bluterguss da sagt was anderes.« Dann blickte Wesley Celaena an,
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