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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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zumindest –, dunkelblond, grüne Augen. Er ist erst vor ein paar Monaten nach New York gezogen, deshalb kennt er noch nicht viele Leute.«
    »Was du ändern wirst.«
    »Kann sein …« Sie zog eine Schnute. »Aber …«
    »Was ist das Problem?« Brooke schenkte ihnen nach und nickte dem Kellner zu, als der fragte, ob sie das Übliche bestellen wollten.
    »Na ja, die Sache mit dem Job. Als Beruf gibt er ›Künstler‹ an.« Es klang so abfällig, als hätte sie ›Pornodarsteller‹ gesagt.
    »Na und?«
    »Na und? Was zum Teufel soll das heißen, Künstler ?«
    »Äh, alles Mögliche, würde ich sagen. Maler, Bildhauer, Musiker, Schauspieler, Schriftsteller –«
    Nola fasste sich an die Stirn. »Bitte. Es kann doch nur eins heißen, und das wissen wir beide: ohne Job. «
    »Heutzutage ist das doch jeder. Das gilt schon wieder als schick.«
    »Ach, komm schon. Krisenbedingte Arbeitslosigkeit, meinetwegen. Aber Künstler ? Das ist doch krass.«
    »Nola! Was redest du da? Tausende von Leuten – Millionen, geradezu – bringen sich mit ihrer Kunst durch. Ich meine, sieh dir Julian an. Er ist Musiker. Hätte ich deshalb nicht mit ihm ausgehen sollen?«
    Nola setzte zu einer Entgegnung an, sagte aber nichts. Plötzlich herrschte peinliches Schweigen.
    »Was wolltest du gerade sagen?«, fragte Brooke.
    »Nichts, gar nichts. Du hast ja recht.«
    »Nein, jetzt rück schon raus damit.«
    Nola drehte ihr Weinglas hin und her. Sie sah aus, als wünschte sie sich weit weg. »Ich will ja nicht behaupten, dass Julian kein Talent hat, aber …«
    »Aber was?« Brooke beugte sich so dicht zu ihr vor, dass Nola ihrem Blick nicht ausweichen konnte.
    »Ich weiß nicht, ob ich ihn als ›Musiker‹ bezeichnen würde. Er war einfach nur der Assistent von irgendwem, als ihr euch kennengelernt habt. Und jetzt bestreitest du seinen Lebensunterhalt.«
    »Ja, klar, er war Praktikant , als wir uns kennengelernt haben«, sagte Brooke, ohne ihre Gereiztheit zu verbergen. »Praktikant bei Sony, um das Musikgeschäft von der Pike auf kennenzulernen. Und stell dir vor, nur wegen der Beziehungen, die er da geknüpft hat, ist überhaupt jemand auf ihn aufmerksam geworden. Wenn er nicht jeden Tag da gewesen wäre und versucht hätte, sich unentbehrlich zu machen, meinst du, dann hätte sich der Chef der A&R-Abteilung zwei Stunden Zeit genommen, nur um sich seinen Auftritt anzusehen?«
    »Ich weiß, aber –«
    »Wie kannst du behaupten, er macht nichts? Denkst du das allen Ernstes? Ich meine, immerhin saß er jetzt gerade acht Monate in einem Aufnahmestudio und hat eine Platte aufgenommen! Und zwar nicht als Hobbymusiker auf dem Egotrip – Sony hat ihn tatsächlich als Künstler unter Vertrag genommen, mit einem saftigen Vorschuss noch dazu. Wenn das für dich kein richtiger Job ist, dann weiß ich auch nicht.«
    Nola hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut, du hast ja recht.«
    »Du klingst aber nicht überzeugt.« Brooke kaute an ihrem Daumennagel herum. Die Wirkung des Weins war mit einem Mal verflogen.
    Nola stocherte in ihrem Salat. »Na ja, geben die nicht jedem einen Plattenvertrag, der auch nur ein Quäntchen Talent zeigt, so nach dem Motto, ein einziger Hit wird die ganzen Flops schon aufwiegen?«
    Brooke wunderte sich, wie gut ihre Freundin sich auskannte. Julian hatte ihr exakt diese Theorie dargelegt, als er die Sache mit seinem Plattenvertrag herunterspielte, »damit wir uns davon nicht zu viel versprechen«, wie er sagte. Aber irgendwie klang es aus Nolas Mund viel brutaler.
    »›Nur ein Quäntchen Talent‹?«, wiederholte Brooke mit zugeschnürter Kehle. »So denkst du also von ihm?«
    »Ach Quatsch, natürlich nicht. Nimm’s doch nicht so persönlich. Es ist einfach schwer für mich, als deine Freundin, mit anzusehen, wie du dich krummlegst, um ihn durchzufüttern, wo noch nicht mal klar ist, ob je was dabei rauskommt.«
    »Also, ich weiß es zu schätzen, dass du so um mein Wohlergehen besorgt bist, aber denk dran, es war meine freie Entscheidung, den Zusatzjob an der Privatschule anzunehmen, damit wir besser über die Runden kommen. Ich tue es ja nicht aus Mitleid, sondern weil ich an ihn und sein Talent glaube und weil ich weiß , dass er eine große Karriere vor sich hat. Auch wenn ich offenbar die Einzige bin, die zu ihm hält.«
    Brooke war außer sich vor Freude gewesen – womöglich noch mehr als Julian –, als er ihr vor acht Monaten von dem Angebot von Sony erzählt hatte. Zweihundertfünfzigtausend

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