Change for a Kill
sich der Gnade eines wahnsinnigen Killers aussetzen musste.
Sam legte ihm eine Hand auf die Schulter. Eine tröstliche Geste, die ihm half, die Beherrschung wiederzufinden.
Er stieß die Tür auf und trat langsam in die leerstehende Wohnung. Die Waffe hielt er weiterhin in der Hand, den Lauf jedoch nach unten gerichtet, um niemanden zu provozieren. Sam blieb immer einen Schritt hinter ihm. Er zeigte keine Nervosität, lediglich konzentrierte Anspannung. Dem Himmel sei dank, dass er sich jetzt nicht mit einem blutigen Anfänger herumschlagen musste!
„Schön weiterlaufen. Haltet euch rechts, wir sind in dem Raum, der sicher einmal ein gemütliches Wohnzimmer gewesen ist.“ Der Killer sprach ruhig. Spöttisch. Er hatte die Lage im Griff. Das war zu erwarten gewesen, schließlich waren sie, Tyrell ausgenommen, allesamt Profis. Falls Sammys These stimmte … Aber alles sprach dafür, außerdem hatten sie den Raum erreicht und es blieb keine Zeit zum Grübeln.
Inmitten von Müll kniete Tyrell am Boden, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Eine Pistole war gegen seine Schläfe gepresst, der Killer stand links neben ihm. Tyrell wirkte angespannt, jedoch nicht verängstigt. Dafür hatte er schon zu viel er- und überlebt. Er schien unverletzt, das war das Wichtigste
„Tut mir leid, Dylan, ich verstehe nicht …“, setzte Tyrell an.
„Halt’s Maul!“, grollte der Killer warnend. Er war ein Löwenwandler, groß, mächtig, muskelbepackt. Die typische rotbraune Lockenpracht umrahmte sein kantiges Gesicht. Da er jugendlich gekleidet war, wirkte er jünger, so hatte er Tyrell täuschen können – bei männlichen Löwen sagte die äußere Gestalt wenig über das Alter aus.
„Deine Waffe, Dylan. Wirf sie dort drüben in die Ecke. Keine Tricks, sonst … du weißt schon.“
Er gehorchte widerstrebend. Obwohl er Schusswaffen hasste, fühlte er sich jetzt nackt und schutzlos ausgeliefert.
„Eure Handys, alle beide. Werft sie Tyrell zu. Schön vorsichtig, dann wird niemand verletzt.“
Ohne Widerstand folgten sie dem Befehl. Sam hatte eine unterwürfige Körperhaltung eingenommen, hielt den Kopf gesenkt, blickte dem Killer nicht ins Gesicht.
Er zuckte nicht einmal, als der Löwe auf die beiden Handys eintrat und sie somit zerstörte.
„Sei ein lieber Junge, Tyrell, und hol die GPS-Sender raus“, sagte er und nahm die Waffe minimal beiseite. Leider nicht genug, um Raum für Angriffe zu bieten. Wenige Sekunden später konnten sie nicht mehr geortet werden.
„Kniet nieder, genau wie der Kleine. Na los!“, lautete der nächste Befehl.
Sobald Sam und er die Hände hinter dem Kopf verschränkt hatten, zückte der Killer Kabelbinder und warf sie Tyrell zu.
„Fessle die beiden, Herzchen. Fang mit Dylan an, Hände nach hinten auf den Rücken. Und glaub nicht, mich austricksen zu können, ich werde auf jeden Fall schnell genug sein, mindestens zwei von euch abzuknallen.“
„Tut mir leid“, wisperte Tyrell, als er die Plastikschnüre um Dylans Handgelenke schlang und festzurrte. Nachdem Sam ebenfalls verschnürt war, musste sein Bruder wieder niederknien, um auf dieselbe Weise gefesselt zu werden.
„Wozu eigentlich die Mühe?“, fragte Dylan. „Du hättest uns auch einfach so umbringen können.“
„Oh, ich will euch nicht töten. Tyrell und dich sowieso nicht, und Sammy, hm, da wird es befriedigender sein, ihn lebendig zu wissen.“
„Ich weiß, wer du bist“, sagte Sam ohne besondere Betonung. „Ich weiß, warum du diese beiden nicht töten wirst. Was ich mit der Sache zu tun habe, kann ich zumindest ahnen.“
„Ihr glaubt tatsächlich, ihr habt den Fall gelöst und den Mörder überführt?“, erwiderte der Löwe spöttisch, den Blick in Dylans Richtung gewandt.
„Schau nicht mich an, diese Feinheiten hat Sam zusammengepuzzelt. Ich weiß lediglich, warum du Daniel diesen Invisible-Scheiß angetan hast.“
„Ich bin von schlauen Köpfen umgeben, alle Achtung.“ Er lachte dröhnend, bewegte sich dabei mit kraftvoller Eleganz in die Ecke hinüber, in der Dylans Waffe lag.
„Nun denn, lass dich nicht aufhalten, Samuel Ashtonville-Aqulia, zurzeit letzter offizieller Nachkomme der Targoutte-Steinadlersippe. Ich habe es nicht eilig. Eigentlich wollte ich bloß ein paar Worte mit Tyrell wechseln, bevor ich in den Untergrund abgetaucht wäre, aber so ist es mir auch recht.“
„Ein paar Worte nur, wo es doch eine lange Geschichte ist, die es verdient hat, ausführlich erzählt zu werden? Nein,
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