Change for a Kill
unfair, dich mit Etwas zu überfallen, das für mich so normal wie atmen ist, während es für dich höhere Bedeutung besitzt. Das war dein erster Kuss überhaupt, nicht wahr?“
Beschämt wollte Samuel sich abwenden – hatte er sich derart dumm angestellt?
„Nicht, bleib bei mir“, rief Dylan rasch, hielt ihn am Kopf fest und zog ihn zurück an seine Schulter.
„Ich weiß, dass die meisten Adler weder Sex noch, hm, harmloseren Körperkontakt pflegen, bis sie den Partner fürs Leben gefunden haben. Das ist für mich unvorstellbar, ich habe gerne und oft Sex, ohne dass mir meine Bettgefährten etwas bedeuten … Sammy, ich könnte dich hier und jetzt auf der Tanzfläche vernaschen, ich bin heiß auf dich, schon vom ersten Tag an. Vermutlich wäre es leicht, dich zu verführen. Du vertraust mir, dir gefällt, was ich tue. Ich bin erfahren, könnte dich leiten, es wäre sicher ein phantastisches erstes Mal für dich. Vorausgesetzt, du kannst dich mit der passiven Rolle abfinden.“ Er lachte, als Samuel wie ein kleiner Junge vor Verlegenheit errötete. Dabei hatte er durchaus gewusst, dass Dylan ihn nicht oben liegen lassen würde.
„Was ich damit sagen will: Morgen früh würde ich aus dem Bett springen, mich über die nette Nacht freuen und sie anschließend vergessen. Es wäre nichts weiter Wichtiges für mich. Für dich hingegen schon.“
„Ich bin kein Baby mehr, Dylan. Mir ist klar, dass du mich nicht heiraten willst“, murmelte er enttäuscht. Gar nichts war ihm klar, er hatte nicht weitergedacht. Wann auch? Dieser Kuss hatte ihn völlig durcheinander gebracht.
„Sei ehrlich, du könntest das nicht, dich von mir ficken zu lassen und danach nichts weiter empfinden, als hätten wir bloß zusammen gefrühstückt. Es liegt nicht in deiner Natur.“
„Und eine Beziehung liegt nicht in deiner Natur, hm?“, fragte Samuel bitter.
„Grundsätzlich schon. Ich mag dich, respektiere dich. Als Kollegen will ich dich auf keinen Fall verlieren und als Freund auch nicht. Eine Liebschaft ist ausgeschlossen. Es wäre selbst dann unmöglich, wenn ich es versuchen wollte. Du könntest nicht ewig mit dem Rudel leben, du bist der geborene Einzelgänger, und ich werde meine Jungs nicht aufgeben, um zu dir zu ziehen. Auf Dauer wärst du bei mir unglücklich. Ich will nicht dein Herz brechen, Sammy. Oder sogar verhindern, dass du jemals glücklich mit einem geeigneten Partner werden kannst, weil du innerlich an mir hängen bleibst. Das klingt jetzt irre arrogant … Ich weiß nicht, wie bindend dieses eine Liebe auf Lebenszeit bei euch ist.“ Er zögerte, streichelte ein letztes Mal über Samuels Gesicht, bevor er ihn ein Stück von sich schob.
„Ich hoffe, dieser eine Kuss hat nicht bereits Schaden angerichtet. Es war falsch, wirklich, es tut mir wahnsinnig leid.“
Enttäuscht, traurig und zutiefst beschämt löste er sich von Dylan. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, um noch mehr zu betteln? Ihre Freundschaft war viel zu kostbar, um sie für einen One-Night-Stand zu opfern. Egal, wie gut sich diese Nähe und der Kuss angefühlt hatten, es gab zu viel zu verlieren. Gott sei dank, dass wenigstens Dylan bei Verstand geblieben war und rechtzeitig aufgehört hatte! Solch eine Umsicht und Vernunft hatte er ihm nicht zugestanden, als sie sich das erste Mal begegnet waren und diese Katze ihn umschlichen hatte wie ein Beutestück.
„Danke für alles“, sagte er in Richtung Fußboden, noch immer zu beschämt, um ihn ansehen zu können. „Ich muss gehen. Leb wohl.“
„Verzeihst du mir?“, fragte Dylan und hielt ihn ein weiteres Mal fest. Die Sorge in seinem Blick, als Samuel ihn unwillkürlich anschaute, war schmerzhaft. Sie bewies, dass dieser Mann wahrhaftig mehr für ihn fühlte als sexuelles Verlangen …
„Es gibt nichts zu verzeihen. Abschiedsküsse unter Freunden sind bei Adlern nicht üblich, aber es ist immer wichtig, seinen Horizont zu erweitern und Neues zu lernen“, erwiderte er mit einer Leichtigkeit, die er nicht fühlte.
„Ruf mich an, wenn du heil angekommen bist, ich traue deinem Brian mit seinem Motorrad nicht. Und falls sich mal wieder etwas ergibt, wo wir Adleraugen oder psychologische Tiefensicht benötigen, würde ich mich gerne bei dir melden.“
„Okay. Ich bin jederzeit für dich da. Und wenn wir mal eine feine Spürnase brauchen …“ Sie tauschten ein wehmütiges Lächeln. Abschied war furchtbar, doch die Gewissheit auf ein Wiedersehen machte es erträglich.
Schließlich
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